Wien: 8. Wiener Anti-Atomgipfel - Neue Resolution der Stadt gemeinsam mit Jugendlichen

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Die Schüler*innen aus dem Gymnasium Schopenhauerstraße mit Stadtrat Jürgen Czernohorszky beim Besuch in Zwentendorf.
Foto: PID/VOTAVA
20 Sep 15:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Die Stimmen von jungen Menschen zum Thema Atomkraft standen heute im Mittelpunkt des 8. Wiener Anti-Atomgipfels in der Universität für Bodenkultur. Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und die Wiener Umweltanwältin Iris Tichelmann hatten 31 Schüler*innen zum Gipfel geladen, zur Vorbereitung gab es einen gemeinsamen Besuch im Kernkraftwerk Zwentendorf.

„Die globalen Entwicklungen im Atombereich sind besorgniserregend und haben Auswirkungen auf viele Generationen - daher ist es unerlässlich, auch die Stimmen der Jugend anzuhören und sie miteinzubeziehen,“ betonte Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Zwentendorf ist ein Mahnmal der österreichischen Umweltbewegung. Es war ein enorm wichtiges Zeichen der Zivilgesellschaft, damals gegen das Kraftwerk zu stimmen. Den gleichen Elan benötigen wir heute im Kampf gegen das Widererstarken der Atomlobby und im Einsatz gegen die Klimakrise.“

Spannende Diskussionen

Mit viel Elan wurde dann auch mit Vertreter*innen der Politik mit Expert*innen und NGO’s diskutiert. Ein Thema dabei war die angespannte Situation rund um das ukrainischen AKW Saporischschja: Im Laufe der Kampfhandlungen wurde die externe Stromzufuhr des Kraftwerks bereits mehrfach unterbrochen und das Notkühlsystem musste über Dieselgeneratoren aufrechterhalten werden. „Wien positioniert sich klar gegen die Lizenzverlängerung veralteter AKW oder den Bau neuer Kraftwerke in Europa“, so Jürgen Czernohorszky. „Der Krieg in der Ukraine hat einmal mehr klar vor Augen geführt, welche Risiken mit dem Einsatz dieser Technologie einhergehen. Ein Kernkraftwerk kann nicht zu 100 Prozent geschützt werden.“

Außerdem seien Kernkraftwerke auch zunehmend von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen: Extremwetterereignisse wie starker Regen und Hitzeperioden beeinträchtigen die Stromproduktion und stellen ein Sicherheitsrisiko dar. „Das Risiko eines schweren Unfalls ist viel zu hoch und die Folgen sind schwer: So fallen in Fukushima nach wie vor täglich rund 100.000 Liter radioaktiv verstrahltes Wasser an, das inzwischen einfach ins Meer gekippt wird,“ betonte Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann.

Auch die Schüler*innen waren sich beim Atomgipfel und den Diskussionen einig: „Wir fordern mehr Investitionen in erneuerbare Energien und dass alle freien Dächer für Solaranlagen genutzt werden.“ Und weiter: „Sich gegen Atomkraft auszusprechen, aber dann Atomstrom aus anderen Ländern einzukaufen, ist unmoralisch.“

„Cities for a Nuclear Free Europe“: Zusammenarbeit in Europa

Stadtrat Jürgen Czernohorszky ist auch Vorsitzender des Netzwerks „Cities for a Nuclear Free Europe“ (CNFE). Diese Plattform mit 32 Mitgliedern dient zur Vernetzung von europäischen Städten, die sich gegen Atomkraft engagieren. Gemeinsam werden Appelle an Regierungen und Institutionen der EU verfasst, um eine höhere Wirkung zu erzielen.

„Die Stadt Wien nimmt den menschenverursachten Klimawandel sehr ernst und unternimmt alles, um die Lebensqualität der Stadt zu erhalten,“ betont Stadtrat Czernohorszky. Die Stadt hat sich mit dem Wiener Klimafahrplan das Ziel gesetzt bis 2040 klimaneutral zu sein und einige Programme wie z.B. „Raus aus Gas“ ins Leben gerufen, um mit konkreten Maßnahmen die Klima- und Umweltziele Wiens erreichen zu können.

Der Ausbau erneuerbarer Energien und eine höhere Energieeffizienz ermöglichen auch Europas Abhängigkeit von Atomkraft zu reduzieren. Umweltanwältin Tichelmann: „Die beste Strategie, um den Einsatz von fossilen- und nuklearen Energieträgern zu verringern, ist mehr Energie einzusparen.“

„Ich bin froh, dass wir in Wien beim Thema Nuklearenergie nicht nur einen Schulterschluss über alle Fraktionen hinweg haben, sondern uns auch gemeinsam mit Jugendlichen für ein atomkraftfreies Europa einsetzen können,“ freut sich Stadtrat Czernohorszky.

„Dass wir hier heute mit jungen Menschen gemeinsam über das wichtige Thema Atomkraft diskutieren konnten, ist enorm wichtig“, betont Klimaausschuss-Vorsitzende Gemeinderätin Nina Abrahamczik. „Wir haben in Wien und Österreich eine klare Haltung zum Thema Atomkraft – über alle Parteigrenzen hinweg. Wir sehen, dass diese Position auch bei den Jungen aktueller ist, denn je!“

Forderungen an die Bundesregierung

Als des Gipfels Ergebnis wurde eine neue Resolution formuliert, die Wiens Position im Nuklearbereich klar umreißt: So fordern die Teilnehmer*innen des Wiener Anti-Atomgipfels die Bundesregierung auf, alle Möglichkeiten zu nutzen, um

klarzustellen, dass neugeplante KKW aufgrund der langen Bauzeit nicht in der Lage sind, einen signifikanten Einfluss zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Das Gegenteil ist der Fall, da aufgrund der hohen Kapitalintensität dieser Technologie finanzielle Mittel für Jahrzehnte wirkungslos gebunden sind, die für Klimaschutzmaßnahmen mit immanentem Charakter eingesetzt werden könnten. zu betonen, dass KKW in militärischen Konflikten ein unbeherrschbares Risikopotenzial innehaben und wir daher den Bau neuer KKW ablehnen. Für bereits bestehende und in Bau befindliche KKW müssen die Gefahren bez. Risiken in KKW in Kriegsgebieten analysiert und gegebenenfalls Nachrüstungen gefordert werden. Bestrebungen für die Etablierung von Zonen im Umkreis aller ukrainischen KKWs, die von Kampfhandlungen ausgenommen sind, zu unterstützen. sich dafür einzusetzen, Energieeinsparungspotenziale in Österreich zu lokalisieren und bestmöglich auszuschöpfen. Im Wirkungsbereich der Stadt Wien werden insbesondere die bestehenden Programme, wie beispielsweise der „Klimafahrplan“, „Raus aus Gas“, oder „PUMA“ umgesetzt. allen Vorhaben auf europäischer Ebene entgegenzuwirken, die eine Vereinfachung (Beschleunigung) von Bewilligungsverfahren für herkömmliche KKW und unerprobte SMR-Technologie vorsehen, da diese eine Verringerung der Sicherheitsstandards zur Folge hätten. sich für die Durchführung von grenzüberschreitenden UVP-Verfahren bei allen Laufzeitverlängerungen von KKW einzusetzen. sich dafür einzusetzen, dass nachfolgende Generationen gesund und sicher leben können und nicht die negativen Konsequenzen heutiger Entscheidungen im Nuklearbereich tragen müssen. für mehr Transparenz bei Strombezug und Stromimporten zu sorgen, da lückenloses Wissen über die Energieherkunft eine Voraussetzung für flächendeckenden Grünstrom ist.

„Atomkraft ist weder sicher noch eine Lösung für die Klimakrise, auch wenn die Atomlobby versucht uns was anderes vorzumachen. Das haben auch junge Generationen begriffen, die sich mit dieser Resolution zu Wort melden“, betont Gemeinderätin Huem Otero Garcia von den Wiener Grünen.

NEOS Wien Umweltsprecherin Angelika Pipal-Leixner ergänzt:“ Wir unterstützen die Forderungen der Teilnehmer*innen, weil die Stimmen unserer Jugend gegen Atomkraft und den Klimawandel von großer Bedeutung sind. Als Teil der Fortschrittskoalition haben wir uns in Wien dem Klimaschutz verpflichtet und mit Sonnenstrom-Offensive, Öffi-Ausbau, neuer Bauordnung und Gasausstieg gehen wir konsequent unseren Weg. Die Bundesregierung muss endlich liefern, die Zeit drängt!“

„Atomstrom ist weder ‚grün’, noch CO2-neutral und darf weder gefördert, noch als grüner Strom eingestuft werden. Das ist ein Rückschritt in der Antiatompolitik und muss mit allen Mitteln bekämpft werden. Ich freue mich über den Konsens des heutigen Antiatomgipfels!“ betont FPÖ-Gemeinderat Udo Guggenbichler.

Die Resolution gegen Kernenergie soll nun am 21.September im Wiener Landtag behandelt werden.


Quelle: Stadt Wien



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