Schlaganfall – Qualitätsstandard Integrierte Versorgung Schlaganfall

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Schlaganfall – Qualitätsstandard Integrierte Versorgung Schlaganfall
Foto: Österreichisches Stroke Unit Register
05 Jän 19:00 2019 von OTS Print This Article

In Österreich ist der Schlaganfall nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache und die Hauptursache für bleibende Behinderungen

Wien (OTS) - Insgesamt erlitten 46.423 Personen im Jahr 2016 einen Schlaganfall (sowohl durch Minderdurchblutung des Gehirns als auch Hirnblutung) in Österreich. Zusätzlich erlitten 7.991 Personen eine unter 24-Stunden andauernde Minderdurchblutung des Gehirns mit Symptomen eines Schlaganfalls (Transitorisch ischämische Attacke). (A-IQI Bericht 2017) Durch die verbesserte Primärprävention steigt das mittlere Alter von Personen mit Schlaganfällen kontinuierlich an. (Stroke Unit Register – Abb. 1)

Leben retten, Behinderungen vermeiden und Patientenorientierung in den Fokus rücken

„Es ist wichtig, die Versorgung dieser Personen zu optimieren. Dazu wurde entsprechend des Gesundheitsqualitätsgesetzes und aufbauend auf internationalen Beispielen der durch Gesundheitsexpertinnen und Gesundheitsexperten des Bundes, der Sozialversicherung und der Länder, unter Mitarbeit wissenschaftlicher Experten und Expertinnen erstellte 'Qualitätsstandard Integrierte Versorgung Schlaganfall' im November 2018 durch die Bundes-Zielsteuerungskommission beschlossen“, betont Bundesministerin Beate Hartinger-Klein.

Darin werden bundesweit einheitliche Empfehlungen zur Versorgung von Patientinnen und Patienten mit einem Schlaganfall erstellt. Einerseits hinsichtlich der Erbringung von Gesundheitsleistungen im Sinne der Strukturen und Rahmenbedingungen, und andererseits bezogen auf den gesamten Versorgungsprozess: vom Notfallmanagement, über die Versorgung im Krankenhaus, der Rehabilitation und Nachbetreuung bis zur Weiterbetreuung und Prävention eines neuerlichen Schlaganfalles.

Als Grundlage für die Erstellung dieses Standards wurden Erfahrungswerte strukturierter Programme der Bundesländer Oberösterreich, Steiermark und Tirol herangezogen.

In Tirol konnte unter anderem gezeigt werden, dass durch das Programm der Anteil der Patientinnen und Patienten, die drei Monate nach dem Schlaganfall unbehindert sind, von 56% im Jahr 2010 auf 65% im Jahr 2013 gestiegen ist. (Willeit et al, Lancet Neurology, 2014) Die Gemeinsamkeiten und Spezifika dieser Programme wurden gegenübergestellt und so ein österreichweiter Standard erarbeitet. Die medizinischen Empfehlungen wurden durch die Österreichische Schlaganfall-Gesellschaft (ÖGSF) erarbeitet.

Dreiundzwanzig Empfehlungen sowie ein bundesweit einheitlich zu erfassender Basisdatensatz Schlaganfall, mit dem sämtliche Patientinnen und Patienten mit einem Schlaganfall, auch wenn sie nicht in einer Schlaganfall-Einheit/Stroke-Unit versorgt wurden, wurden formuliert. Um den Dokumentationsaufwand für die Gesundheitsdienstleister so gering wie möglich zu halten, wurde der Basisdatensatz großteils mit Parametern der Routinedokumentation des Katalogs der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) hinterlegt. Dieser Basisdatensatz soll künftig die bundesweit einheitliche Datengrundlage darstellen, die um die Informationen der Versorgung auf speziellen Schlaganfall-Stationen (Stroke-Register), bzw. der Versorgung mit einer endovaskulären Therapie (Endovaskuläres Register) erweitert wird.

Kontinuierliche Verbesserung der Versorgung durch umfassendere, detailreichere und genauere Datenerfassung

Die Evaluierung des Erreichungsgrad der Versorgung und potentielle Verbesserungsmöglichkeiten erfolgt bereits jetzt. Einerseits durch regelmäßige wissenschaftliche Tätigkeiten mit Daten des Österreichischen Stroke-Registers und des Endovaskulären Registers, und durch die Evaluierung der bundesländer-spezifische Programme sowie durch die bundesweit einheitliche Messung der Ergebnisqualität im Krankenhaus mittels A-IQI (Austrian Inpatient Quality Indicators). Durch diese Aktivitäten konnte bereits die „Austrian Prehospital Stoke Scale“ (APSS) entwickelt werden, die zur Triage der Personen mit Schlaganfällen durch Sanitäter derzeit in einer ersten Testphase eingesetzt wird. Durch die Etablierung von 39 Stroke-Units und die Standardisierung von Abläufen konnte einerseits die medikamentöse Therapie des Schlaganfalls auf einen internationalen Spitzenwert gehoben werden (18,4% der Personen mit Schlaganfall erhalten eine Thrombolyse), und andererseits bei schweren Schlaganfällen die relativ neue interventionelle Entfernung von Blutgerinnseln in neun Neurointerventionszentren sowohl qualitativ als auch quantitativ etabliert werden.

In Zukunft wird die Erfassung des Versorgungsprozesses aufbauend auf der einheitlichen Grundlage des Basisdatensatzes und den zusätzlichen Datenquellen umfassender, detailreicher und genauer möglich sein.

„Dadurch wird mein großes Anliegen umgesetzt, dass Patientinnen und Patienten über alle Sektoren hinweg und nach dem aktuellsten Stand der Wissenschaft versorgt werden. Die Verantwortlichen in den Bundesländern haben zugesagt, die Empfehlungen des Qualitätsstandards Integrierte Versorgung Schlaganfall in ihrem Wirkungsbereich so rasch wie möglich umzusetzen“, so Hartinger-Klein abschließend.


Quelle: OTS



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