Neue hdgö-Ausstellung „Holidays in Austria“ zeigt Österreichs Weg zum Urlaubsparadies

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Neue hdgö-Ausstellung „Holidays in Austria“ zeigt Österreichs Weg zum Urlaubsparadies
Foto: Eric Hope / hdgö
13 Mär 19:00 2024 von OTS Print This Article

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) eröffnet die Sonderausstellung „Holidays in Austria: Ein Urlaubsland erfindet sich neu“, die den Einfluss des Tourismus auf Vorstellungen von Österreich aufzeigt. Die Schau nimmt die Anfänge des Fremdenverkehrs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum Ausgangspunkt und reicht bis zu topaktuellen Themen der Gegenwart. Die persönlichen Schnappschüsse eines Londoner Paares, das in den 1950er Jahren Österreich bereiste, bieten einen außergewöhnlichen Blick von außen auf das neu gegründete Österreich, das sich als friedvolles und idyllisches Urlaubsziel darstellte. Die Ausstellung ist vom 14. März 2024 bis 6. Jänner 2025 im hdgö zu sehen.

Die liebevoll gestalteten Fotoalben von Joyce Ewens und Eric Hope, angereichert mit zahlreichen Notizen zu Erlebnissen auf ihren Österreich-Reisen in den Jahren 1953 und 1954, zeigen unbekannte Seiten eines nun unabhängigen Landes, das sich neu erfinden musste. Sie dokumentieren eine Zeit, in der Österreich begann, sich als friedliches Urlaubsziel zu positionieren, um sich von seiner jüngsten Vergangenheit abzugrenzen und das Bewusstsein für den nun eigenständigen Nationalstaat zu stärken.

„Diese Fotoalben öffnen ein Fenster in eine Zeit des Umbruchs und der Neudefinition der Alpenrepublik“, sagt hdgö-Direktorin Monika Sommer. „Durch die Linse der Hopes betrachten wir, wie sich nach 1945 österreichische Identität formieren konnte. Der Tourismus bestimmt ja seither maßgeblich mit, wie das Land wahrgenommen wird. Mit unserer Ausstellung laden wir zum Nachdenken ein, wir hinterfragen bekannte Österreichbilder und auch, welche Rolle sie bis heute spielen.“

Neben den persönlichen Einblicken und Erinnerungsstücken, die von der Familie Hope zur Verfügung gestellt wurden, präsentiert die Ausstellung viele überraschende Objekte, von scheinbar barocken Möbeln, die 1947 für die Hofburg neu angefertigt wurden, bis zum aufwändigen Kostüm eines heutigen Mozart-Ticketverkäufers. Ansichtskarten zeigen Grüße der Gäste aus den wenigen Hotels, die zwei Jahre nach Kriegsende auf Regierungsinitiative wieder für den Auslandstourismus geöffnet wurden. Werbekampagnen und Filme transportieren heute praktisch unbekannte Österreich-Bilder, weil sie sich nicht durchsetzen konnten.

Die historischen Werbematerialien vermitteln ein Gefühl dafür, wie sich viele Österreich-Klischees durch den Tourismus verfestigen konnten. Damals wie heute lösen diese Vorstellungen Debatten aus: Wem gehören Mozart, Dirndl und Landschaft? Wer darf sie für sich nutzen? Die Schau diskutiert, wie Österreich durch gezielte Werbung sein Image als Urlaubsland geformt hat, hinterfragt die von sich selbst gezeichneten Bilder und beleuchtet auch die sozialen und ökologischen Kosten, die mit der Neuerfindung des Landes als Urlaubsziel verbunden sind.

Stationen zum Mitmachen laden die Besucher*innen dazu ein, sich aktiv mit der Entwicklung des Tourismus auseinanderzusetzen und zu entdecken, was diese Geschichte für die Gegenwart bedeutet: von den ersten Nachkriegsjahren, in denen Österreich sich als „Musikland“ neu erfand, über die Werbestrategien, die Einheimische zum „richtigen“ Verhalten gegenüber Gästen anhalten sollten, bis hin zu den Herausforderungen durch Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel.

Ausgewählte Themenbereiche und Objekte, die Geschichte(n) erzählen
Alle(s) für den Fremdenverkehr? Von Fremdenzimmern und Gastfreundschaft
Gasthäuser wie jenes, das Joyce und Eric Hope am Wolfgangsee besuchten, stehen exemplarisch für die Bemühungen Österreichs, sich als gastfreundliches Urlaubsziel zu etablieren. Die Wiederaufnahme des Tourismus war der Versuch, wirtschaftlich voranzukommen und sich selbst ein neues Image zu geben – in einer Zeit von Mangelwirtschaft und Zerstörung gab es aber auch vielfach Skepsis. Objekte aus dieser Zeit, wie eine Hotelausstattung oder rationierte Zigarettenpackungen, geben Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge in der Anfangsphase des Tourismus. Einzigartige Tondokumente erzählen von der ambivalenten Beziehung zwischen Gästen und Beherbergenden.

Inszenierungen der Landschaft
Landschaften und Sehenswürdigkeiten wurden inszeniert, um sie für Tourist*innen attraktiver zu machen. Urlaubsfotos von ikonischen Orten verdeutlichen, wie bestimmte Ansichten damals durch die Linse einer Kamera und heute durch soziale Medien verewigt und verbreitet werden. Ein Blickekino für die Hosentasche bot das 1952 patentierte „Plastiskop“ – dieses beliebte Mitbringsel packte Ansichtskartenfotos in kleine Guckkästen in diversen Formen und Farben, die Landschaft oder die Stadtbilder konnten auf Knopfdruck überall und jederzeit bestaunt werden.

Volkskultur als Werbeträger
Begegnungen mit der österreichischen Volkskultur: Der Verein Alpinia lud wöchentlich in den Salzburger Stiegl-Keller, und um 1953 nahmen daran jeweils rund 500 Tourist*innen teil. Das Programm zielte auf eine abwechslungsreiche Show ab. Kostüme und Zubehör wechselten ständig, musiziert wurde auch mit Kuhglocken, getanzt mit Bändern. Auch Joyce und Eric Hope fingen Momente ein, in denen Österreicher*innen in Tracht gekleidet waren – Bilder, die erst danach durch Filme wie „Sound of Music“ weltweit bekannt wurden.

Exportschlager Musik
Österreicher*innen wurde und wird eine besondere Hingabe an die Musik nachgesagt. Nach 1945 wurde diese Ansicht bewusst verbreitet, um Nationalstolz im Inneren und Anerkennung von außen zu fördern. Sie positionierte Österreich als „Musikland“: Objekte und Hörbeispiele machen greifbar, wie Komponisten wie Mozart und Beethoven posthum zu Symbolen des österreichischen Stolzes wurden. Die Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper im Jahr 1955 als inoffizieller Akt der Freiheit zeigt, wie Kultur und Musik gezielt eingesetzt wurden, um ein neues Kapitel der österreichischen Geschichte aufzuschlagen und das Land international als Zentrum der klassischen Musik zu positionieren.

Über die Ausstellung
„Holidays in Austria: Ein Urlaubsland erfindet sich neu“ ist vom 14. März 2024 bis zum 6. Jänner 2025 im Haus der Geschichte Österreich in der Wiener Hofburg zu sehen. Kurator*innen der Ausstellung sind Stefan Benedik und Antonia Heidl. Begleitet wird „Holidays in Austria“ von einem vielfältigen Rahmenprogramm, das Vorträge, Führungen und Workshops umfasst. Damit tauchen Besucher*innen jeden Alters tiefer in die Thematiken der Ausstellung ein. Bezüge zur Gegenwart liegen auf der Hand: Welches Bild zeichnet das moderne Urlaubsland Österreich? Wie kann ein nachhaltiger Tourismus etabliert werden?

Tipp: Osterferien-Special
Vom 23. März bis 1. April 2024 lädt das hdgö zu einem Osterferien-Special ein: Täglich um 13.30 Uhr (deutsch) und um 14.30 Uhr (englisch) startet der „Holiday-Express“ für eine 30-minütige Führung durch die Ausstellung „Holidays in Austria“. Die kompakten Führungen bieten eine perfekte Gelegenheit, die Ausstellung zu entdecken und mehr über die Entwicklung Österreichs als Tourismusziel zu erfahren.

Weitere Informationen:
Holidays in Austria: https://hdgoe.at/holidays
Führungen: https://hdgoe.at/kalender
Pressefotos: https://hdgoe.at/presse_holidays_2024

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö)
Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum des Bundes. Angesiedelt am geschichtsträchtigen Heldenplatz in der Neuen Burg, bietet das hdgö in seinen Ausstellungen Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bis ins Heute. Viele spannende Fragen und Themen der österreichischen Zeitgeschichte mit Blick auf Gegenwart und Zukunft werden in Themenführungen, Workshops und Veranstaltungen diskutiert. Für alle, die unterwegs oder zu Hause neugierig auf Geschichte sind: Eigene Web-Ausstellungen, aktuelle Schwerpunktthemen und interaktive Bildersammlungen bieten unter www.hdgoe.at immer wieder Neues aus der Vergangenheit.


Quelle: OTS



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