Salzburg: Lawinen-Profis lernen die Schneeschichten zu „lesen“

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Land Salzburg, Salzburg, Ausbildung der Lawinenwarnkommissionen am Kitzsteinhorn in Kaprun. Im Bild Michael Butschek (Leiter der Lawinenwarnzentrale Salzburg, gelbe Jacke) mit Mitgliedern der Lawinenwarnkommissionen bei der Fortbildung
Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
15 Jän 11:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Praxistag der Lawinenwarnkommissionen am Kitzsteinhorn / Reportage aus dem Pinzgau

(LK) Rund 300 Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen konnten in den vergangenen beiden Jahren ausgebildet werden – in Theorie und Praxis. Kernpunkt dabei ist aber immer die praktische Arbeit im Schnee – so wie heute am Kitzsteinhorn.

Fast 3.000 Meter Seehöhe, Tiefschnee, Windverfrachtungen. Die Bedingungen bei der praktischen Ausbildung der Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen waren sozusagen sehr real – Winter ist eben Winter. An diesem Freitag absolvieren rund 70 Personen den Praxistag im Schnee, am Stundenplan standen unter anderem Schneedeckenuntersuchungen zur Gefahreneinschätzung, „lesen“ der Rahmenbedingungen und vieles mehr. Die gemeinsame Mission: Die Lawinengefahr bestmöglich einschätzen und damit Menschenleben retten und Infrastruktur schützen.

Mit Säge und Schaufel im Schnee

Michael Butschek, Leiter der Lawinenwarnzentrale, leitet auch diesen Praxistag am Kitzsteinhorn. „Es handelt sich hier um sehr erfahrene Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen, dennoch wollen wir mit Übungen und Ausbildungen immer am aktuellen Stand sein. Es geht hier um die bestmögliche Sicherheit“, so Butschek, der mit Säge und Schaufel einen Block freilegt und mit Klopftests demonstriert, unter welcher Belastung der so beliebte Tiefschnee zum gefährliche Schneebrett werden kann.

Schneeprofile entlarven instabile Schichten

Mit dabei ist unter anderem auch Matthias Kammerlander von der Lawinenwarnkommission Wildkogel, ein erfahrener Haudegen. „Aber das heißt nicht, dass ich nicht immer was dazu lernen kann“, sagt er ein wenig schnaufend beim Graben des Schneeprofils. „Schau mal: Hier sieht man genau, dass es sich um eine Schicht in der Schneedecke handelt, die sehr instabil ist, das heißt größere Lawinengefahr“, erklärt Matthias.

Haslauer: „Augen und Ohren vor Ort.“

Landeshauptmann Wilfried Haslauer spricht im Zusammenhang mit den Lawinenwarnkommissionen von wichtigen und gut ausgebildeten „Augen und Ohren vor Ort. Die ehrenamtlichen Mitglieder leisten in ihrer Region einen unverzichtbaren Beitrag für die Sicherheit in Salzburg. Sie kennen die Gegend wie ihre Westentasche und bekommen jede Entwicklung im Laufe des Winters mit. Nur so und durch die Zusammenarbeit mit den anderen Experten ist eine realistische Beurteilung der Gefahr möglich. Das geht nicht alles von Salzburg aus, da braucht es eben die Profis in den Regionen. Auf dieses engmaschige Netz können wir zurecht stolz sein“, betont der Landeshauptmann.

Kogler: „Absolute Profis.“

900 ehrenamtliche Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen gibt es im Bundesland Salzburg, alle 119 Gemeinden werden abgedeckt. Aufgeteilt sind sie in 95 regionale Lawinenwarnkommissionen, deren Aufgabe es ist, vor Ort die aktuelle Gefahr einzuschätzen, Sicherheit für Siedlungen, aber auch für Loipen, Wander- und Verkehrswege und andere bestmöglich zu beurteilen. Dann werden den Sicherungspflichtigen entsprechende Maßnahmen empfohlen. „Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die eine fundierte Ausbildung erfordert. Außerdem muss das Wissen immer wieder aufgefrischt werden“, erklärt Philipp Kogler vom Katastrophenschutz des Landes, dem der amtliche Lawinenwarndienst untersteht.

Butschek: „Engmaschiges Netz an Experten.“

Michael Butschek, Leiter der Lawinenwarnzentrale und Meteorologe bei Geosphere Austria, leitete den Ausbildungstag am Kitzsteinhorn und betont: „Das Zusammenspiel der Experten vom Katastrophenschutz und uns Meteorologen der Geosphere Austria ist sehr eng und produktiv. Dazu kommen die vielen Mitglieder in den Lawinenwarnkommissionen und intensive Ausbildungen. Alles zusammen ergibt sozusagen ein fächerübergreifendes, schlagkräftiges Team zu dem unter anderem auch die Wildbach- und Lawinenverbauung mit wichtigen Expertisen gehört“, so Butschek.

Daten und Fakten Lawinenwarnkommissionen

  • Rund 900 ehrenamtliche Mitglieder in Salzburg
  • 95 regionale Lawinenwarnkommissionen
  • Regelmäßige Ausbildungen in Theorie und Praxis
  • Enge Zusammenarbeit zwischen Wetterdienst von Geosphere Austria (ehemals ZAMG), Katastrophenschutz des Landes (amtlicher Lawinenwarndienst) und Lawinenwarnkommissionen
  • Aufgaben: Gefahreneinschätzung, um Menschenleben sowie auch wichtige Infrastruktur zu schützen.

Informationen über die Lawinengefahr

Von den Experten wird unter anderem auch der tägliche Lawinenbericht inklusive Prognose für den nächsten Tag erstellt, der mittlerweile 21 Kleinstregionen in Salzburg umfasst. Das erlaubt eine sehr exakte und regionale Gefahreneinschätzung unter anderem auch für die Tourenplanung.


Quelle: Land Salzburg



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