Der Sommer-Hotspot Velden zittert um sein Casino

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Das Schloss Velden gehört ebenfalls seit Jahrzehnten zu den großen Touristenattraktionen.
Bild von Andrea Stollfuß auf Pixabay
18 Jun 17:14 2025 von Redaktion International Print This Article

Velden am Wörthersee gehört zu den touristischen Hochburgen Österreichs. Die Gemeinde zieht seit Jahrzehnten Besucher aus ganz Europa an, die Sommer und Sonne in Kärnten genießen möchten. Zu den touristischen Highlights von Velden gehört auch das lokale Casino, das perfekt zum High-Society-Image der Gemeinde passt.

Doch zuletzt mischten sich Misstöne in das Geschehen, immerhin drohte der Betreiber Casinos Austria öffentlich, die Spielbank auf den Prüfstand zu stellen. Sollte es tatsächlich zu einer Schließung des Casinos Velden kommen, wäre der Sommer-Hotspot nicht mehr das, was er einmal war.

Wirtschaft und Politik sind in Aufruhr

Das befürchten zumindest die Lokalpolitiker und die Wirtschaft Veldens. Sie sehen in dem Leitbetrieb der Region einen wichtigen Fixpunkt für Touristen und Kärnten-Urlauber. Dabei könnte der Zeitpunkt rund um eine mögliche Schließung nicht unpassender sein.

Immerhin feiert das Casino Velden in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum. Die Spielbank wurde im Juli 1950 eröffnet und war damals das fünfte Casino in Österreich. Vor mittlerweile 36 Jahren eröffnete der Neubau und zieht Besucher aus zahlreichen Ländern an. Das liegt auch an Veranstaltungen wie der Poker-Europameisterschaft. Diese übersiedelte vor einigen Jahren nach Velden und gehört für viele Spieler fix zum jährlichen Turnierplan.

Mittlerweile kann das Casino Velden seinen Gästen nicht nur das Casineum und ein Restaurant, sondern auch ein Hotel bieten. Doch anders als andere Casinos in Österreich ist diese Spielbank stark saisonabhängig. Daher ist das Casino Velden auch nicht so profitabel wie die Betriebe in Wien oder Bregenz.

Verändert die nächste Ausschreibung die Glücksspiellandschaft?

Doch die näher rückende Ausschreibung der österreichischen Casino-Lizenzen macht den Casino-Monopolisten Casinos Austria offenbar nervös. Schon während der laufenden Regierungsverhandlungen zur jetzt bestehenden Dreier-Koalition ließ der Konzern verlauten, dass die geplanten Steuererhöhungen wirtschaftlich problematisch wären.

Sollte die österreichische Bundesregierung ihre Steuerpläne durchziehen, dann müssten die Casinos Austria ihre Standorte auf den Prüfstand stellen. Dabei verwies das Unternehmen allerdings vor allem auf jene Standorte, die gemeinhin als Länderpaket bekannt sind. Dabei handelt es sich um die Casinos in Velden, Seefeld, Kitzbühel, Zell am See und im Kleinwalsertal.

Insgesamt sehen die Casinos Austria also fünf der aktuell zwölf Standorte in Österreich gefährdet. Doch der Konzern sieht seine Ergebnisse gefährdet. Schließlich sind die Casinos Austria bereits seit einigen Jahren mehrheitlich in Privatbesitz. Die staatliche Dominanz, die jahrzehntelang gegolten hat, und betriebswirtschaftliche Entscheidungen nicht immer in den Vordergrund rückten, ist Geschichte.

Nicht mehr rentabel?

Die Eigentümer aus Tschechien wollen Gewinne sehen und beurteilen die rechtliche und politische Situation daher neu. Das könnte für einige Casinos in Österreich problematisch werden, vorwiegend dann, wenn die österreichische Bundesregierung ihre Pläne für eine Erhöhung der Steuern auf Glücksspiel durchzieht.

Schon jetzt sind die Casinos Austria mit jährlichen Abgaben von 724 Millionen Euro einer der größten Steuerzahler des Landes. Sollte das Regierungsprogramm wie vereinbart umgesetzt werden, würde dies dem Konzern weitere 75 Millionen Euro pro Jahr kosten. Bei einem Jahresgewinn von 180 Millionen Euro müssten die Casino Austria daher einen Gewinneinbruch von rund 42 Prozent hinnehmen, was sicherlich Rationalisierungsmaßnahmen nach sich ziehen würde.

Leidtragende wären dann zweifellos jene Casinos, die weniger Ertrag einbringen. Noch läuft die Lizenz für Velden und die restlichen Landcasinos bis zum 31.12.2030, doch auch die Ausschreibung selbst könnte Probleme bringen. Immerhin möchte die österreichische Bundesregierung das Glücksspielgesetz umfassend reformieren. Somit ist derzeit nicht klar, ob die Ausschreibung neuerlich in Blöcken (also ein Stadtpaket und ein Landpaket) oder jeder Standort einzeln ausgeschrieben wird. Die Interessenten müssen daher entweder für das gesamte Paket mitbieten oder sich nicht an der Ausschreibung beteiligen. So könnte die Bundesregierung neuerlich verhindern, dass sich die Interessenten die besten Standorte herauspicken.

Die Online-Branche soll zurückgedrängt werden

Doch die Branche kommt zudem noch von anderer Seite unter Druck. Österreich hat zwar offiziell nur einen einzigen Online-Casino-Anbieter, doch die fehlenden Grenzen im Netz sorgen dafür, dass zahllose Online-Casinos in Österreich ihre Dienste anbieten. Diese sind nicht nur rund um die Uhr geöffnet, sondern können auch bequem von zu Hause aus besucht werden. Die Vielzahl an Zahlungsoptionen sorgt dafür, dass jeder Spieler seine bevorzugte Ein- und Auszahlungsvariante findet. Paysafecard Casinos in Österreich findet man also nur im Netz, der Druck der Anbieter ist daher auch bei den stationären Spielbanken der Casinos Austria zu spüren.

Doch zumindest in diesem Problemfeld ist Hilfe in Sicht. Die Bundesregierung möchte im Zuge ihrer Gesetzesreform Netzsperren vorschreiben und mithilfe von Payment-Blocking die Ein- und Auszahlung bei ausländischen Online-Casinos verhindern. Angesichts der vielen offenen Fragen ist die Zukunft des Casinos Velden daher weiter offen. Eine Schließung wäre für die Region jedenfalls ausgesprochen unangenehm.

Eine ganze Region ist betroffen

Schließlich profitiert nicht nur das Casino, sondern zahlreiche Betriebe rund um den See von den internationalen Gästen, die Wert auf hochwertige Angebote am Wörthersee legen. Als Ganzjahresbetrieb gilt das Casino Velden als Leitbetrieb, der einen wichtigen Platz in der Wertschöpfungskette einnimmt. Davon profitieren zahlreiche Betriebe ebenso wie die Gemeinde Velden, denn die Spielbankenabgabe fließt in ihre Kasse. Touristiker schätzen, dass bis zu 15 Prozent der Übernachtungen in der Region direkt auf das Casino Velden zurückgehen. Sie befürchten daher dramatische Einnahmeneinbrüche, sollten die Casinos Austria ihre Ankündigung wahr machen.

Doch eine Schließung muss nicht gleichzeitig das Aus sein. Immerhin könnte die Lizenz an einen anderen Betreiber gehen. Das Casino Velden ist laut Aussage der Casinos Austria nicht defizitär. Rund 190 Mitarbeiter betreuen mehr als 200.000 Gäste pro Jahr. Diese kommen zur Hälfte aus Kärnten, der Rest kommt aus Rest-Österreich oder aus dem Ausland. Angesichts dieser Zahlen würde sich im schlimmsten Fall sicherlich ein neuer Betreiber finden, der das Casino Velden in die Zukunft führt.



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