900 ausgebildete Experten warnen Salzburg vor der Lawinengefahr

Slide background
Foto: Land Salzburg/Schweiger/Butschek
28 Nov 09:00 2025 von Redaktion International Print This Article

Ehrenamtliche im ganzen Land übernehmen in den regionalen Lawinenwarnkommissionen viel Verantwortung / mit Info-Grafiken

(LK) Sie haben das gewisse Gespür für Schnee, kennen ihre Region wie die eigene Westentasche und sind gut ausgebildet: die rund 900 Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen im Land Salzburg. Derzeit absolvieren 45 ihre Grundausbildung am Kitzsteinhorn – bei viel Neuschnee und daher sehr realistischen Bedingungen. Trotz Technik und digitaler Unterstützung kommt der Lawinenwarndienst nicht ohne den alles entscheidenden Faktor Mensch aus.

Alexandra Holleis nimmt die Schneeschichten genau unter die Lupe, nachdem sie sich mit ihren Kollegen tief in den Schnee am Kitzsteinhorn gegraben hat. Wenn man weiß wie, dann liest sich die Schneedecke wie ein Buch, instabile Schichten sind entweder sofort sichtbar oder offenbaren sich beim Klopftest. Alexandra ist eine von 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die aktuell hoch über Kaprun den Grundausbildungslehrgang des amtlichen Lawinenwarndienstes des Landes Salzburg absolvieren.

Gemeinsame Mission: Sicherheit

Rund 900 gut ausgebildete Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen gibt es im gesamten Bundesland. Sie alle kennen ihre Region in- und auswendig und sie übernehmen viel Verantwortung. „Es geht um nichts weniger als den Schutz von Menschenleben. Im Winter wird von 95 Lawinenwarnkommissionen die Gefahr für Siedlungen, Verkehrswege, Infrastruktur, Skipisten und vieles mehr beurteilt. Und jeder einzelne Bergsportler profitiert vom Lawinenbericht“, erklären Alexander Schweiger, Leiter des amtlichen Lawinenwarndienstes beim Land Salzburg, und Michael Butschek, Leiter der Lawinenwarnzentrale von GeoSphere Austria. Das alles meist ehrenamtlich und mit viel Engagement.

Edtstadler: „Wichtiger Beitrag für die Sicherheit.“

Landeshauptfrau Karoline Edtstadler ist vom ehrenamtlichen Engagement in den Lawinenwarnkommissionen und aller anderen Beteiligten – auch beim Entstehen des Lawinenberichtes - beeindruckt. „Hier geht in Salzburg alles Hand in Hand, es sind Profis am Werk. Es geht im Winter ja nicht nur um die Sicherheit der Salzburgerinnen und Salzburger, sondern auch der Gäste, die bei uns Urlaub machen. Ich persönlich appelliere auch an alle Wintersportler, das Service des Lawinenberichtes zu nutzen und Ski-Touren im freien Gelände mit guter Vorbereitung und Vernunft anzugehen“, so die Landeshauptfrau.

Aus dem Gemeindeamt in den Tiefschnee

Zum Beispiel Alexandra Holleis macht ihre Bergleidenschaft jetzt auch zum Ehrenamt und ist zusätzlich Schriftführerin bei der Lawinenwarnkommission Leogang. „Ich bin einfach sehr oft in den Bergen unterwegs, das gehört zu meinem Leben. Und da ich beim Gemeindeamt in Leogang arbeite, wurde ich gefragt, ob ich nicht Mitglied werden möchte. Ehrlich gesagt hat sich da vieles gefügt, denn jetzt kann ich mit meinem leidenschaftlichen Hobby zu mehr Lawinensicherheit beitragen. Bei der Ausbildung kann ich auch sehr viel für mich mitnehmen“, erklärt die Maria Almerin.

Die Augen immer offen

Seit einem Jahr bei der Lawinenwarnkommission ist auch Josef Haitzmann. Er ist Förster im Talschluss von Kleinarl und auch im Winter viel im Freien unterwegs, zum Beispiel bei den Wildfütterungen „Daher bin ich gefragt worden, ob ich diese Aufgabe übernehme. Das mache ich gerne, denn in diesem Gebiet herrscht oft Lawinengefahr. Daher möchte ich dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen. Und auch für mich selber sehe ich die Ausbildung als Gewinn“, erklärt der 25-Jährige.

Das steht auf dem „Schnee-Stundenplan“

Die Ausbildung am Kitzsteinhorn umfasst Theorie wie Praxis. Im warmen Seminarraum geht es um Wetter- und Schneekunde, Gelände, Organisation, Kommissionsarbeit und vieles mehr. Draußen im Schnee lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, den Schnee zu lesen, den Aufbau der Schneedecke zu verstehen, die Lage einzuschätzen und den Gebrauch der Notfallausrüstung.

Tausende Daten – und Gespür

Um die Lawinengefahr beurteilen zu können und die Entscheidungsträger wie zum Beispiel Gemeinden und Straßenerhalter fundiert beraten zu können, stehen der Lawinenwarnzentrale tausende Daten zur Verfügung. „Wir haben sowohl Wetterstationen im ganzen Land als auch einen Kreis an erfahrenen Beobachtern wie zum Beispiel Alpinpolizei und Bergrettung sowie Berg- und Skiführer plus natürlich die Mitglieder der Kommissionen. Sie alle sind die Augen und Ohren im Gelände und liefern die Erkenntnisse, die dann im Lawinenbericht oder eben wichtigen Entscheidungen für die Sicherheit münden“, so Michael Butschek.

Lawinenbericht wieder ab 28. November 2025

Nach der Sommerpause meldet sich der tägliche Lawinenbericht ab 28. November 2025 zurück. Er steht wieder jeden Abend gegen 17 Uhr für den nächsten Tag kostenlos zur Verfügung – in der Land Salzburg App oder auf www.lawine.salzburg.at. Der Bericht und die regionalen Einschätzungen sind essenziell für jede Tourenplanung.

Lexikon: Lawinenwarnstufen im Überblick

5 „sehr groß“

Außerordentliche Lawinensituation. Viele sehr große und extreme spontane Lawinen sind zu erwarten. Diese können Straßen und Siedlungen in Tallagen erreichen. Verhalten: Verzicht auf Schneesport abseits geöffneter Abfahrten und Routen.

4 „groß“

Sehr kritische Lawinensituation, rund 10 Prozent aller Todesopfer sind bei dieser Warnstufe zu beklagen. Spontane, oft auch sehr große Lawinen wahrscheinlich. An vielen Steilhängen können Lawinen leicht ausgelöst werden. Fernauslösungen sind typisch. Wummgeräusche und Risse sind häufig. Verhalten: Auf mäßig steiles Gelände beschränken. Unerfahrene bleiben auf den geöffneten Abfahrten und Routen!

3 „erheblich“

Kritische Lawinensituation, rund 50 Prozent aller Todesopfer sind bei dieser Warnstufe zu beklagen. Wummgeräusche und Risse sind typisch. Lawinen können vor allem an Steilhängen der im Lawinenbericht angegebenen Expositionen und Höhenlagen leicht ausgelöst werden. Spontane Lawinen und Fernauslösungen sind möglich. Für Wintersportler heikle Situation! Verhalten: Optimale Routenwahl und Anwendung von risikomindernden Maßnahmen. Sehr steile Hänge der im Lawinenbericht angegebenen Expositionen und Höhenlagen meiden. Unerfahrene bleiben besser auf den geöffneten Abfahrten und Routen.

2 „mäßig“

Mehrheitlich günstige Lawinensituation, dennoch sind rund 30 Prozent aller Todesopferbei dieser Warnstufe zu beklagen. Alarmzeichen können vereinzelt auftreten. Lawinen können vor allem an sehr steilen Hängen der im Lawinenbericht angegebenen Expositionen und Höhenlagen ausgelöst werden. Größere spontane Lawinen sind nicht zu erwarten. Verhalten: Vorsichtige Routenwahl, vor allem an Hängen der im Lawinenbericht angegebenen Expositionen und Höhenlagen. Sehr steile Hänge einzeln befahren.

1 „gering“

Allgemein günstige Lawinensituation, dennoch rund 5 Prozent der Todesopfer bei dieser Warnstufe zu beklagen. Lawinen können nur vereinzelt, vor allem an extrem steilen Hängen ausgelöst werden. Verhalten: Extrem steile Hänge einzeln befahren und Absturzgefahr beachten.

Redaktion: Melanie Hutter/Landes-Medienzentrum / REP_251127_70 (mel/mw)


Quelle: Land Salzburg



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien: