Kärnten: „Back to the Future“: Pilotprojekt für Ältere und Langzeitarbeitslose

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v.l.n.r.: Humanomed Althofen-Verwaltungsleiter Markus Terkl, Flex-Europa-Aufsichtsratsvorsitzender Erich Dörflinger, IV Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky, „Back to the Future“-Teilnehmer Günter Haag, Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig und AMS Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig
Foto: Büro LHstv.in Schaunig
18 Okt 20:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

LHStv.in Schaunig, AMS Kärnten-GF Wedenig: Vermittlungsprojekt zielt auf ein Umdenken im Umgang mit dem Fachkräftemangel – Reintegrationschancen von Arbeitssuchenden über 50 mit gemeinsamen Initiativen erhöhen – leitende Industriebetriebe und Humanomed Zentrum Althofen sind Teil des Pilotprojekts

Klagenfurt (LPD). Arbeitslosigkeit als berufliche Endstation? – Nicht mit „Back to the Future“. Das Pilotprojekt im Raum St. Veit von Land Kärnten und AMS Kärnten rückt die Kenntnisse, Fähig- und Fertigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Mittelpunkt. „Im Rahmen des Pilotprojekts wollen wir neue Wege in der Personalsuche gehen. Ausbildungsdefizite können geschult werden, Lebenserfahrung aber nicht. Die Devise heißt: Dem Arbeitskräftemangel kann man nur begegnen, wenn man auf das gesamte Arbeitskräftepotential zurückgreift“, erklären LHStv.in Gaby Schaunig, AMS Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig, Ideengeber und Flex-Europa-Aufsichtsratsvorsitzender Erich Dörflinger sowie IV Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky das Projekt mit Zukunftscharakter. Unterstützt wird „Back to the Future“ auch von führenden Industrieleitbetrieben sowie vom Humanomed Zentrum Althofen.

Für Arbeitsmarktreferentin Schaunig ist klar: „Nicht jede Arbeitskraft entspricht dem scheinbaren Ideal ‚jung, männlich, ungebunden, unter 25‘. Es braucht hier auf allen Seiten ein Umdenken. Personen über 50 sind für Unternehmen noch auf Jahre wertvolle Arbeitskräfte, während umgekehrt Um- und Neuorientierung, Qualifizierung und Aufschulung mit über 50 genauso essentiell wie mit Anfang 20 sind. Es gilt allen eine Chance zu geben.“ Die Zielgruppen Ältere und Langzeitarbeitslose sind jene, die prozentual den größten Anteil an den Gesamtarbeitslosen in Kärnten ausmachen. Genau deshalb stehen beide Gruppen auch im Fokus der Arbeitsmarktstrategie 2021+ für Kärnten und des daran ausgerichteten Territorialen Beschäftigungspaktes (TEP).

„Die starke Nachfrage der Wirtschaft nach Fachkräften sorgt für einen kräftigen Aufschwung am Arbeitsmarkt. Damit ist es uns bisher gelungen die krisenbedingte Arbeitslosigkeit weitgehend abzubauen. Trotzdem stehen wir in der Arbeitsmarktpolitik vor massiven Herausforderungen: In Teilbereichen haben sich Strukturprobleme verschärft. Eine zentrale Zielgruppe ist hier die Gruppe der über 50-Jährigen. Für sie setzen AMS und Land Kärnten gemeinsame Initiativen, um die Reintegrationschancen in den Arbeitsmarkt zu erhöhen. Ein zentraler Baustein dafür ist die intensive Zusammenarbeit mit Kärntner Betrieben, die uns mit dem Projekt ‚Back to the Future‘ – von der gemeinsamen Entwicklung bis hin zur Umsetzung – gelingt“, so Wedenig.

„Die Industriellenvereinigung Kärnten freut sich ganz besonders, dass neben Humanomed auch eine Reihe von industriellen Leitbetrieben der Region am Projekt teilnehmen: Flex, Fundermax, die Treibacher Industrie AG und GREENoneTEC“, meint IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky. Das zeige, dass die Kärntner Industrie längst umdenke. Zwei Drittel der Kärntner Industriebetriebe bezeichnen es laut Umfrage inzwischen als ihre größte Herausforderung, geeignete Fachkräfte zu finden. Das sei das mit großem Abstand drängendste Problem vor dem steigenden Verwaltungsaufwand und dem zunehmenden Kostendruck. Hier sei nun Kreativität und ein Aufeinander-Zugehen gefragt. Mischensky erachtet den Ansatz, die Maßnahmen zur Reintegration älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über die intensive Kooperation mit den Unternehmen zu entwickeln, als besonders erfolgversprechend.

Für Erich Dörflinger ist das Projekt „Back to the Future“ eine echte Herzensangelegenheit: „Denn viele ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leben in der Gegenwart, träumen von der Vergangenheit und haben Angst vor der Zukunft. Diese Angst wollen wir ihnen nehmen“. Und weiter meint Dörflinger: „Ich hatte über mein gesamtes Arbeitsleben das Glück, immer beschäftigt zu sein. Das begann als Lehrling bei Philips und gleitet jetzt aus als Aufsichtsratsvorsitzender bei Flex Europa. Dazwischen gab es immer wieder kritische Situationen und Eigentümerwechsel, in denen das Management extrem gefordert war.“ Er wisse also, was es heiße, Verantwortung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen, so Dörflinger. Hier habe er gelernt, wie viel die Erfahrung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wert sei. Die alarmierend steigenden Zahlen bei älteren Arbeitslosen hätten ihn betroffen gemacht. Deshalb habe er sich sehr gerne in den Dienst des Projekts gestellt.

Das Humanomed Zentrum Althofen ist eines der am Pilotprojekt beteiligten Unternehmen. Verwaltungsleiter Markus Terkl sieht „Back to the Future“ ebenso als Bereicherung wie ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: „Im Humanomed Zentrum Althofen beschäftigen wir rund 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreuen im Jahr rund 12.000 Patientinnen und Patienten. Diese Betreuung erfolgt 365 Tage im Jahr. Als Familienunternehmen sind wir stolz sehr viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Team zu haben. Das heißt, viele beginnen mit ihrer Lehre bei uns und sind bis zu ihrer Pensionierung bei uns beschäftigt. Unsere älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen wir aufgrund ihrer Erfahrung als wertvolle Stützen unseres Hauses. Sie sind es, die unsere Unternehmensphilosophie nicht nur mittragen, sondern auch an junge neue Mitarbeiter weitergeben und sie ihnen vorleben. Diese positive Einstellung zum Arbeitsplatz haben wir auch bei den Projektteilnehmerinnen und –teilnehmern erkannt und demnach sind wir von ‚Back to the Future‘ sehr überzeugt. Wenn es uns nicht gelingt, sämtliche verfügbaren Arbeitskräfte wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen, werden wir zukünftig Probleme haben, unsere Dienstleistungen so zu erbringen, wie wir – und auch unsere Patientinnen und Patienten – das möchten.“

„Meine Erfahrung mit diesem Projekt ist absolut positiv. Es steht einem von Anfang an ein professionelles Team zur Seite, und zwar in allen Bereichen und Fragen. Ich finde, dass es ein ganz tolles Projekt ist und hoffe, dass noch viele ältere Menschen dadurch einen Arbeitsplatz finden. Ein großes herzliches Dankeschön an das Humanomed Zentrum Althofen und die beteiligten Personen für die Projektteilnahme und die Chance. Aus diesem Projekt hat sich nach langer Zeit ein Arbeitsplatz für mich ergeben. Ich wurde von Anfang an herzlich und bestens aufgenommen und das ist auch bis zum heutigen Tag so geblieben“, so „Back to the Future“-Projektteilnehmer Günter Haag, der als Empfangsmitarbeiter von Humanomed übernommen wurde.

Das Pilotprojekt „Back to the Future“: Ausgangslage ist der Personalmangel von Betrieben. Um die freien Stellen bestmöglich aus dem vorhandenen Arbeitskräftepotential besetzen zu können, werden Jobprofile erstellt und durch das AMS aus den Zielgruppen Ältere und Langzeitarbeitslose passende Personen rekrutiert. Verantwortlich für die Umsetzung des Matching-Prozesses ist der sozialökonomische Betrieb mit Arbeitskräfteüberlassung Attivo des bfi Kärnten, der seit fünf Jahren im Auftrag des AMS Kärnten tätig ist. Der Vermittlungsprozess beinhaltet längere Schnupperphasen und Arbeitserprobungen, damit sich die potentiellen Arbeitgeberinnen und –geber sowie Arbeitnehmerinnen und –nehmer kennenlernen können. Bei Bedarf unterstützt Attivo die Teilnehmenden mit passgenauen Qualifizierungsmaßnahmen. Ziel ist die nachhaltige und langfristige Reintegration in den ersten Arbeitsmarkt.




Quelle: Land Kärnten



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