Wien: Weihnachten/ Czernohorszky - „Exotische Wildtiere sind keine Geschenke!“

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Foto: ARGE Papageienschutz
13 Dez 17:00 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

Exotische Tiere – wie Schlangen oder auch Papageien - stehen auf so mancher Weihnachtswunschliste, sind aber als Geschenk denkbar ungeeignet. „Ungewollte Sachgeschenke wie Krawatten, Handstaubsauger und Co. können einfach umgetauscht werden. Ein Tier in die Familie aufzunehmen bedeutet aber, große Verantwortung zu übernehmen, ein Umtausch ist ausgeschlossen“, betont Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky. „Ebenso wie bei Hunden, Katze oder Meerschweinchen sollte die Anschaffung eines exotischen Tieres gut überlegt und geplant sein. Wenn der Weihnachtszauber verfliegt und der Alltag zurückkehrt, wird das Wunschgeschenk leider viel zu oft zu einer unerwünschten Belastung.“

Schützen statt schenken!

Exoten unterscheiden sich in vielen Aspekten von domestizierten Haustieren. In erster Linie sind sie nicht an das Leben mit Menschen angepasst. – dies betrifft z.B. klimatische Bedingungen, das Sozialleben, die Ernährung und die Beschäftigung der Tiere. Exotische Wildvögel wie beispielsweise Papageien sind an hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt. Die trockene Heizungsluft in unseren Wohnzimmern macht ihnen gesundheitlich schwer zu schaffen. Manche Schlangen verweigern tote Beute – das Verfüttern von Lebendtieren ist in Österreich aber nur in absoluten Ausnahmefällen erlaubt.

Viele Wildtierarten, darunter Reptilien, Amphibien oder Vögel sind aufgrund des Handels vom Aussterben bedroht und daher durch das internationale Abkommen CITES (Washingtoner Artenschutzabkommen) ganz besonders geschützt. Mit ihnen darf entweder gar nicht oder nur mit Ausnahmegenehmigung gehandelt werden.

Finger weg vom Online-Tierhandel

Trotz strenger Auflagen wird die Haltung exotischer Wildtiere stetig beliebter. Immer häufiger werden exotische Wildtiere auch übers Internet gehandelt, nicht zuletzt, um Gesetze, die zu deren Schutz gemacht wurden, zu umgehen. Studien internationaler Schutzorganisationen zeigen, dass der Onlinehandel mit Wildtieren ausufert und illegale Aktivitäten ungeahnte Ausmaße annehmen. Hierbei handelt es sich um organisierte Kriminalität mit mehreren Milliarden Euro Gewinn. Von sogenannten Kavaliersdelikten kann hier schon lange keine Rede mehr sein!

Der Verkauf von Wildtieren findet heute mehr und mehr sowohl über – teilweise spezialisierte – Internetplattformen als auch über Social Media Portale statt. Einmal erwachsen, können diese vierbeinigen „Videostars“ jedoch durchaus zur Gefahr werden – dies gilt für Affen genauso wie für Wildkatzen und diverse Reptilien. Die Bedürfnisse der seinerzeit niedlichen Tiere können auf Dauer meist nicht mehr erfüllt werden. Auf sie wartet oftmals ein trauriges Schicksal. Sie vegetieren in schlechter Haltung dahin, werden abgegeben, mitunter sogar ausgesetzt oder eingeschläfert.

Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Abteilung Stadt Wien-Umweltschutz appelliert: „Bitte kaufen Sie keine Tiere übers Internet und verzichten Sie darauf, Exoten zu kaufen und zu verschenken! Viele dieser Tiere werden illegal der Natur entrissen. Diese Naturplünderungen sind eine echte Bedrohung für die Artenvielfalt!“

Mit dem weltweiten Handel exotischer Tiere steigt auch das Risiko der Übertragung von Zoonosen – also Infektionskrankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Ein Beispiel ist „Bsal“ (Batrachochytrium salamandrivorans), ein Pilz, der aus Südostasien mit Importen von Salamandern wahrscheinlich über die Niederlande nach Europa eingeschleppt wurde. Die südostasiatischen Amphibien konnten sich über Jahrmillionen an den Pilz anpassen, aber für die europäische Lurchfauna ist der Pilz neu, sie haben keine Anpassung erfahren und erkranken mit Todesfolgen.

Weihnachtliche „Fashion Victims“

Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen regelt den Handel mit rund 36.000 geschützten Arten, darunter 30.000 Pflanzen- und fast 6.000 Tierarten. Darunter fallen jedoch nicht nur die Tiere und Pflanzen selbst, sondern auch aus ihnen hergestellte Produkte!

Reptilienlederprodukte zählen leider nach wie vor zu begehrten Luxusgütern. Daher werden Taschen, Börsen, Gürtel oder Schuhe in großer Zahl angeboten. Alligatoren, Warane, Krokodile, Pythons, Cobras und andere Reptilien bezahlen ihr hübsches Äußeres mit dem Leben. „Den wenigsten Konsumentinnen und Konsumenten ist bewusst, wie viel Tierleid in diesen Produkten steckt“, betont Stadtrat Czernohorszky.

Selbst wenn der Import rechtens erfolgt, weil entsprechende Zuchtfarmen als Ursprung angegeben sind, werden die Tiere oder deren Eier oft dennoch illegal aus ihrem natürlichen Lebensraum gerissen. Sie wachsen unter tierunwürdigen Bedingungen heran und werden grausam geschlachtet. Meist jedoch werden sie bei lebendigem Leib gehäutet, um Zeit und Ressourcen zu sparen. In den vergangenen 10 Jahren importierte die EU über 6 Millionen Häute und mehr als 4 Millionen Hautstücke! Damit sind Reptilien zu besonderen Opfern von Mode und Eitelkeit geworden!

Es geht aber auch anders: Eine Vielzahl an nachhaltigen oder Upcycling-Betrieben bieten topmodische Accessoires ohne Tierleid! Auch Flohmärkte oder der MA 48-Tandlermarkt sind eine gute Möglichkeit, sich das eine oder andere hippe Modeschnäppchen zu sichern.

Webtipp:www.umweltschutz.wien.at/naturschutz/international/cites.html

Hier finden Interessierte neben allgemeinen Informationen zu CITES auch ein aufrüttelndes Kurzvideo über die wahren Fashion Victims!



Quelle: Stadt Wien



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