Kärnten: Volksgruppenrechte in Bewegung

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Amt d. Kärntner Landesregierung - Symbolbild
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02 Okt 04:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

LH Kaiser bei Tagung bei Hermagoras/Mohorjeva – Diskussionen und Vorträge rund um die Vorteile der Zweisprachigkeit – Ziel ist die Modernisierung des Volksgruppenrechtes

Klagenfurt (LPD). Volksgruppenrechte in Bewegung ist das Thema einer Tagung die unter dem Titel „Gemeinsam 2021 Skupno“ noch bis Samstag (2.10.) in Kärnten stattfindet. Bei der Eröffnung im Hermagoras/Mohorjeva Klagenfurt/Celovec heute, Donnerstag, richtete sich auch Landeshauptmann und Volksgruppenreferent Peter Kaiser mit einer Eröffnungsrede an das Publikum. Unter den hochkarätigen Ehrengästen begrüßte Hermagoras-Direktor Karl Hren den Landtagspräsidenten Reinhart Rohr, NAbg. Nikolaus Berlakovich, NAbg. Olga Voglauer, Igor Zor?i?, slowenischer Parlamentspräsident, Ministerin für Auslandsslowenen Helena Jaklitsch und den Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider und viele mehr. Zentrale Frage der Tagung ist die Möglichkeit einer Modernisierung des Volksgruppenrechtes aus regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Perspektive. Die Konferenz soll einen Beitrag zur Ausarbeitung von Lösungsansätzen leisten, um letztlich neue Schritte im nationalen und europäischen Volksgruppenschutz zu setzen.

In Kärnten habe sich im Zusammenleben zwischen den Volksgruppen viel getan, betonte Kaiser in seiner Eröffnungsrede. „Der Wert der Zweisprachigkeit wird sukzessive besser verstanden, auch wenn das vielen zu langsam geht“, so der Landeshauptmann. Dennoch müsse die Zweisprachigkeit noch sichtbarer gemacht werden. „Hier sehe ich die größte Chance in der Elementarpädagogik“, ist sich Kaiser sicher und betont: „Auch wenn noch viel zu tun ist, hat sich bereits vieles zum Positiven gewandt.“

Der Schulbereich war es auch, der im Mittelpunkt einer nachmittäglichen Diskussion stand. Kaiser nahm dabei am Podium neben Bürgermeister Bernard Sadovnik, Georg Gombos von der Alpen Adria Universität und Moderatorin Kathrin Stainer-Hämmerle Platz. „Bildung ist immer eng mit Sprache verbunden“, so der Bildungsreferent. Daher setzte Kaiser an den Beginn seines Vortrages einen Abriss über die Entwicklung der slowenischen Schriftsprache. Wichtige Marksteine in der Entwicklung des Schulwesens für die slowenische Volksgruppe und das zwei- und mehrsprachige Bildungsangebot in Kärnten seien die Gründung des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums für Slowenen in Klagenfurt (1957), die Eröffnung der Zweisprachigen Bundeshandelsakademie in Klagenfurt (1990) und der Ausbau einer zweisprachigen Privaten höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe in St. Peter bei St. Jakob im Rosental (1989). Letztere wurde bisher als Schulversuch geführt, mit 1. September 2021 wurde das Minderheiten-Schulgesetz für Kärnten ergänzt, sodass „insbesondere für österreichische Staatsbürger der slowenischen Minderheit zweisprachige berufsbildende mittlere und höhere Schulen für wirtschaftliche Berufe geführt werden“ können.

Das Erlernen der zweiten Landessprache sei geprägt von zwei Säulen. „Die erste ist eine sprachenfreundliche Umgebung. Die zweite Säule ist die durchgängige Sprachbildung. Die dritte Säule ist der qualitätsvolle Unterricht“, zitierte Kaiser Sabina Sandrieser, die Leiterin der Abteilung 3 für das Minderheitenschulwesen des Pädagogischen Dienstes der Bildungsdirektion für Kärnten. Die letzte Säule beinhaltet beispielsweise die Entwicklung eines durchgängigen Lehrbuchkonzepts für den Sprachunterricht Slowenisch auf der Primarstufe, Digitales Lernen im Slowenisch Unterricht aber auch die Erstellung von Unterrichtsmaterialien für Slowenisch auf der Sekundarstufe I.

„Je mehr sich das 20. Jahrhundert seinem Ende näherte, desto stärker ließ in Europa der Druck nach, innerhalb der Nationalstaaten die einsprachige Gesellschaft als Ideal anzupreisen. Davon profitierten bisher vor allem die autochthonen Minderheiten. Ihre Sprachen und Kulturen wurden stärker wertgeschätzt als es bis dahin der Fall war. Vor allem die kulturellen Leistungen wurden anerkannt und die Sprachen auch als ökonomische Ressource in den Nachbarschaftsbeziehungen gewürdigt. Und trotz des Rückganges an Sprechern der Volksgruppensprache verloren diese Sprachen im Schul- und Bildungssektor nicht weiter an Boden. Im Gegenteil, sie gewannen an Akzeptanz und Attraktivität selbst in Kreisen, die sich von der Volksgruppensprache bereits verabschiedet haben und fast noch mehr in solchen Gruppen, die zu dieser Sprache und Kultur keine Beziehung hatten. All diese Teilsegmente in der Schule zu befriedigen, erfordert viel Hingebung und eine permanente Qualitätsentwicklung“, zitierte Kaiser Theodor Domej, den langjährigen Fachinspektor für Slowenisch am Landesschulrat für Kärnten.

Abschließend meinte der Bildungsreferent: „Der landesweite Rückgang an Schülerinnen und Schüler macht sich auch im Bereich des Minderheitenschulgesetzes bemerkbar. Dennoch ist der Wert der Sprache erkannt, die Voraussetzungen sind da, wird dürfen nur nicht stehenbleiben. Ich darf Ihnen versichern, dass ich aufmerksam auf die weitere Entwicklung des zweisprachigen Bildungswesens achten und sie nach besten Kräften fördern werde“, betonte Kaiser.



Quelle: Land Kärnten



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