Salzburg: Umfassende Versorgung für Betroffene mit ME/CFS und Long Covid
Foto: Land Salzburg/Neumayr/Hölzl
Land setzt dreistufiges Versorgungskonzept um / Neue Anlaufstelle im Tauernklinikum / Start im Jahr 2026
(LK) Die medizinische Versorgung von Menschen, die von dem Chronischen Fatigue Syndrome ME/CFS, Long Covid oder anderen sogenannten postakuten infektiösen Syndromen betroffen sind, soll sich in Salzburg ab kommendem Jahr deutlich verbessern. Das Land Salzburg startet in Kooperation mit der ÖGK, Ärzten und dem Tauernklinikum ein dreistufiges Versorgungskonzept.
Von den Hausärztinnen und -ärzten, Primärversorgungseinheiten über das Tauernklinikum bis hin zu bundesweiten spezialisierten stationären Einrichtungen reicht der Bogen, der für Menschen gespannt wird, die an ME/CFS, Long Covid oder ähnlichem leiden. Am Tauernklinikum wird eine Anlaufstelle eingerichtet.
Gutschi: „Niederschwelliger Zugang für Betroffene.“
Patientinnen und Patienten haben bei ME/CFS und Long Covid oft einen langen Leidensweg hinter sich. Das Versorgungskonzept soll die Situation deutlich verbessern. „Hier braucht es einen niederschwelligen Zugang, denn viele Menschen sind mit ihrer Krankheit schon häufig auf Unverständnis getroffen oder können schlichtweg das Bett nicht verlassen. Gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten sowie der Österreichischen Gesundheitskasse haben wir für das Bundesland nun ein Konzept entwickelt, das mit modernsten Mitteln die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellen soll“, so Landesrätin Daniela Gutschi.
Das Versorgungskonzept im Überblick
- Primärversorgung: Niedergelassener Bereich
Erstabklärung durch Hausärztin, Hausarzt oder Primärversorgungszentrum, strukturierte Früherkennung, Basisdiagnostik, Lotsen- und Koordinationssystem im Versorgungssystem und gezielte Zuweisung in weitere Versorgungsangebote - Sekundärversorgung: Anlaufstelle Tauernklinikum
Weiterführende Diagnostik, interdisziplinäre Beurteilung, Entwicklung individueller, symptomorientierter Therapie- und Begleitkonzepte, ambulante Behandlung, Koordination der weiteren Versorgung. - Tertiärversorgung
Für Patientinnen und Patienten mit schwersten, chronischen Verläufen, bei denen ambulante Maßnahmen nicht ausreichend greifen, wird weiterführend eine spezialisierte Versorgung koordiniert. Die Anlaufstelle wird sich zudem bundesweit mit spezialisierten stationären Einrichtungen vernetzen.
Göltl: „Klares Bekenntnis zu nachhaltiger Versorgung.“
Die neue Anlaufstelle wird an bestehende Strukturen des Tauernklinikums angebunden. „Wir verstehen diese Aufgabe als klares Bekenntnis, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit dieser chronischen und komplexen Erkrankung in einer guten Kooperation mit den betreuenden Hausärztinnen und -ärzten nachhaltig sicherzustellen. Wir sind sehr stolz, dass das Tauernklinikum als vertrauensvoller und kompetenter Partner diesen Auftrag vom Land Salzburg erhalten hat“, so Tauernklinikum-Geschäftsführerin Silke Göltl.
Ausgewiesener Experte als Leiter
Leite der Anlaufstelle im Tauernklinikum wird René Wenzel. Er ist ausgewiesener Experte in Diagnostik und Krankheitsbegleitung. „ME/CFS ist eine schwere organische Erkrankung, die im Bundesland Salzburg an die 5.000 Patientinnen und Patienten betrifft und zu massiver Einschränkung von Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität führt. Unter meiner medizinischen Leitung wird in Zell am See ein eigenständiges an das Tauernklinikum angegliedertes Zentrum für ME/CFS-/Long COVID etabliert, das sich auf die strukturierte Abklärung, Betreuung und Begleitung dieser Patientinnen und Patienten spezialisiert. Unser Ziel ist es, diesen Menschen eine Anlaufstelle zu bieten, wo medizinische Kompetenz, wissenschaftliche Evidenz und empathische Betreuung wirklich zusammenkommen“, so René Wenzel
Vockner: „Hoffen auf neue Erkenntnisse für Behandlung.“
Die Ärztekammer Salzburg begrüßt die Zusammenarbeit zwischen Land, ÖGK und Ärzteschaft bei diesem noch sehr wenig erforschten Krankheitsbild. „Zu ME/CFS und Long Covid gibt es noch sehr wenige Daten, was Diagnose und Behandlung sehr schwierig macht. Mit dem Versorgungskonzept, der neuen Anlaufstelle im Tauernklinikum und der österreichweiten Zusammenarbeit können natürlich wichtige neue Erkenntnisse gewonnen werden, die unmittelbar den Patientinnen und Patienten zugutekommen. Die Ärztekammer begrüßt deshalb die Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg und der ÖGK sehr“, betont Barbara Vockner, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Salzburg.
Reiger: „Finanzierung 2026 gesichert.“
Wolfgang Reiger, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK Salzburg betont, dass „die Finanzierung des neuen Konzepts für das Jahr 2026 gesichert ist. Die nächsten notwenigen Schritte werden dann in der Landesgesundheitsplattform 2026 folgen“, so Reiger.
Versorgung wird schrittweise aufgebaut
Die Versorgung von Long Covid und ME/CFS Patientinnen und Patienten wird in Salzburg schrittweise aufgebaut. Der Start erfolgt im Tauernklinikum, das vorerst das gesamte Bundesland betreut. Das Projekt wird laufend evaluiert und ist die Grundlage für die Ausweitung der Versorgung beziehungsweise bei Bedarf die Schaffung einer weiteren Anlaufstelle im Zentralraum des Bundeslands.
Telemedizin und neue Therapieansätze
Von Beginn an soll Telemedizin Teil des Konzeptes sein. In weitere Folge ist auch angedacht, mobile Teams aufzubauen. Die neuesten Studien und Therapieansätze werden laufend einbezogen.
Nächste Schritte
Ab dem Jahreswechsel wird das Konzept mit Stellenausschreibungen, Personalbesetzungen und einem strukturierten Onboarding-Prozess gestartet. Gleichzeitig werden klare Zuweisungskriterien für Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner erarbeitet und etabliert. Der Start der Versorgung entlang des definierten Behandlungspfads wird schrittweise erfolgen. Die Expertinnen und Experten im Land Salzburg arbeiten eng mit dem nationalen Referenzzentrum für postvirale Syndrome an der MedUni Wien zusammen. Ziel ist eine Einbindung des Salzburger Konzeptes in den Nationalen Aktionsplan für ME/CFS.
Quelle: Land Salzburg
