Wien: Tschetschenische Sittenwächter - Update zum Ermittlungsstand

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Gewalt - Symbolbild

09 Sep 10:45 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

Nachmeldung zu u.a. Artikel vom 13.08.2020 - Wie am 13.08.2020 veröffentlicht, bestehen seit Februar 2020 Ermittlungen des LKA Wien, Gruppe Bandenkriminalität, gegen eine Gruppierung selbsternannter "Sittenwächter" aus Tschetschenien. Die Organisation war hierarchisch strukturiert und in geheimen Chatgruppen organisiert.
Die Gruppierung beobachtete und dokumentierte das Verhalten tschetschenischstämmiger Frauen im Internet und auch im öffentlichen Raum. Wurde ein "Fehlverhalten" einer Frau festgestellt, leitete man Maßnahmen ein, wie etwa "Belehrungen", prangermäßiges Aushängen von Fotos (auch vor Gebetsräumlichkeiten), Verfolgung oder auch körperliche Misshandlungen wegen der Nichtbefolgung der islamistisch-konservativ beeinflussten Parallelnormen ("Adat").
Die Organisation handelte vorwiegend in Chatgruppen auf verschiedenen Plattformen, wo das "sittenwidrige" Verhalten der Frauen beobachtet und protokolliert wurde. Es wurden auch absichtlich geschlossene Chatgruppen verwendet, um mögliche Ermittlungen zu erschweren.
Mittlerweile werden in dem Ermittlungsakt elf namentlich bekannte Personen, davon eine Frau, als Beschuldigte geführt (alle Stbg: Russ. Förderation). Davon befinden sich derzeit vier Personen in Untersuchungshaft. Die Anzeigen lauten auf Gründung einer kriminellen Vereinigung sowie eines verbrecherischen Komplotts und Nötigung.
Aufgrund der gesichteten Daten und der bislang erworbenen Erkenntnisse dürfte es aber eine hohe Dunkelziffer weiterer unbekannter Täter geben, die in verschiedenen Formen der kriminellen Struktur zugearbeitet hatten. Auf Opferseite sind derzeit zehn Frauen namentlich bekannt. Die Zahl der Opfer könnte aber durchaus im dreistelligen Bereich liegen.
Im Zuge von Hausdurchsuchungen wurden nämlich erhebliche Mengen an Datenmaterial in Form von Chatprotokollen, Bildern und Videos sichergestellt. Die Sichtung und Auswertung dieser Daten dauerte mehrere Wochen. Auf einem Laptop fanden die Beamten eine Datenbank, wo akribisch die Online-Aktivitäten hunderter junger Frauen gesammelt wurden. Welche dieser Frauen aber tatsächlich Opfer der kriminellen Gruppe geworden sind, ist noch unklar.
Es wurden auch Videos gesichtert, wo unbekannte Personen körperlich misshandelt werden. Hierbei konnten auch Hinweise auf weitere strafbare Handlungen eruiert werden. Die Verdachtsmomente gehen in Richtung Waffenhandel, Freiheitsentziehung, schwerer Körperverletzung und KFZ-Diebstahl. Die Ermittlungen hierzu laufen gegen unbekannte Täterschaft.

Erstmeldung 13.8.: Jänner – Mitte Juni 2020 / Wien und Linz - Dem Landeskriminalamt Wien, Ermittlungsbereich Bandenkriminalität, ist es gelungen, mit Unterstützung des Einsatzkommandos Cobra und der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität Linz, insgesamt fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 19 und 37 Jahren (allesamt Stbg.: Tschetschenien) festzunehmen. Sie stehen im Verdacht, einer hierarchisch strukturierten Gruppierung anzugehören, die seit zumindest Anfang des Jahres, in mindestens zehn Fällen, aus Tschetschenien stammende Frauen sowie in manchen Fällen auch deren Lebensgefährten oder Familien, die sich der Ansicht der Beschuldigten nach "zu westlich" verhalten und nicht den Wertevorstellungen entsprechend verhalten, verfolgt, "belehrt", bedroht oder sogar physisch verletzt zu haben. Die mutmaßlichen Opfer berichteten, dass beispielsweise ein Foto in Badebekleidung oder eine Beziehung zu einer nicht tschetschenisch stämmigen Person ausgereicht hatte, um in den Fokus dieser Gruppierung zu geraten.
Nach intensiven Ermittlungen erfolgte in den Nachtstunden des 17.06.2020 ein koordinierter, simultaner Zugriff an den Wohnadressen der mutmaßlichen Täter in Wien und Linz. Neben den sechs Festnahmen stellten die Beamten Mobiltelefone, (vermutliche Kommunikationsmittel zur Organisation in bestimmten Messenger Diensten), diverse Gas- und Schreckschusswaffen sowie € 5000,- Bargeld sicher. Die mutmaßlichen Täter wurden wegen zahlreicher strafrechtlicher Delikte angezeigt, insbesondere wegen des Verdachts der mehrfachen Körperverletzung, Nötigung sowie der kriminellen Vereinigung. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch weitere Mitglieder dieser Gruppierung gibt, die Ermittlungen sind im Gange.


Quelle: LPD Wien



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