Tirol: Tirol schlägt als erstes Bundesland einen Kurs ohne neue Schulden ein
LH Anton Mattle im Gespräch mit WIFO-Chef Professor Gabriel Felbermayr.
Copyright: Land Tirol/Reiter
Professor Gabriel Felbermayr analysierte das Tirols Doppelbudget 2026/2027 und betont: Das Land Tirol ist ein Land, das seine haushaltspolitischen Hausaufgaben gut macht.
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WIFO-Chef Professor Felbermayr zum Tiroler Doppelbudget 2026/2027
- Landeshauptmann und WIFO-Chef geben Einblick in budgetäre und wirtschaftliche Entwicklung Tirols
- Investitionsvolumen von mehr als 1,2 Milliarden Euro in den nächsten zwei Jahren
- Finanzausschuss berät über Doppelbudget 2026/2027
- LH Mattle: „Tirol beendet Schuldenpolitik und ist Investitionsmotor im Land.“
- Professor Felbermayr: „Tirol geht mit gutem Beispiel voran.“
Heute, Freitag, berät der Finanzausschusses des Tiroler Landtages über das Doppelbudget 2026/2027. Im Vorfeld haben Landeshauptmann Anton Mattle und der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Professor Gabriel Felbermayr, einen Einblick in die budgetäre und wirtschaftliche Entwicklung des Bundeslandes Tirol gegeben. Dabei ist Tirol das erste und einzige Bundesland, das im kommenden Jahr keine neuen, zusätzlichen Schulden macht. Tirol ist es möglich, die laufenden Ausgaben selbst zu decken und aus dem Überschuss der operativen Gebarung Investitionen zu tätigen. „Die Tirolerinnen und Tiroler haben schon immer vernünftig gehaushaltet. In stabilen Zeiten wurde gespart, um in Krisenzeiten zu unterstützen und zu investieren. Nun ist es notwendig, wieder zu einer ausgeglichenen Budgetpolitik wie vor den Krisen der vergangenen Jahre zurückzukehren. Tirol steht nach den Krisen der vergangenen Jahre besser da als andere Bundesländer vor den Krisen. Zudem ist die Tiroler Wirtschaft mit seinem Branchenmix besonders krisenfest. Trotzdem braucht es von der Politik den notwendigen Mut und die Konsequenz, um einen Sparkurs bis zum Schluss durchzuziehen. Wer auf der halben Strecke stehen bleibt, der wird ein Budget nicht sanieren“, erklärt LH Mattle.
Ende der Schuldenpolitik und konsequenter Budgetvollzug
Mit dem eingeschlagenen Kurs wird Tirol 2026 mit rund 1.730 Euro das Bundesland mit der niedrigsten Pro-Kopf-Verschuldung sein. 2026 wird die Schuldenquote bei 24,71 Prozent liegen und im Jahr 2027 auf 24,03 Prozent sinken. Damit liegt Tirol unterhalb des selbst festgelegten strengen Finanzrahmens von 25 Prozent und deutlich unter der 30-Prozent-Grenze, die internationale Ratingagenturen anwenden.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass die öffentliche Hand auf Dauer nicht mehr ausgeben darf als sie einnimmt. Im Sinne der nächsten Generationen ist es notwendig, die Schuldenpolitik zu beenden und das Geld für das Richtige auszugeben. Tirol beendet die Schuldenpolitik und ist gleichzeitig ein wichtiger Investitionsmotor im Land“, ist LH Mattle überzeugt. Der Landeshauptmann hat dem Ökonomen Professor Felbermayr die Eckpfeiler des Budgets übermittelt und um seine fachliche Einschätzung gebeten. „Tirol geht mit gutem Beispiel voran. Insgesamt braucht es einen glaubhaften Plan, wie die Budgetkonsolidierung gelingen kann. Grundsätzlich ist Tirol für einen äußerst konsequenten und strengen Budgetvollzug bekannt. Der Überschuss aus der operativen Gebarung und der Überschuss im Ergebnishaushalt sind zwei Hinweise, dass der Kurs stimmt. Im Finanzierungshaushalt ergibt sich eine Nettoneuverschuldung von Null, also keine neuen, zusätzlichen Schulden“, ordnet Professor Felbermayr ein.
Investitionen tätigen und ermöglichen
In den nächsten beiden Jahren weist Tirol insgesamt ein Investitionsvolumen von mehr als 1,2 Milliarden Euro auf. Zudem stehen im Tiroler Gemeinde- Investitionsfonds 200 Millionen Euro in Form von zinsgünstigen Darlehen für die Gemeinden zur Verfügung. „Klare Signale, dass die Politik sachorientiert das Notwendige angeht und dabei auch vor Widerständen und Widerspruch nicht zurückweicht, könnten im Land eine Aufbruchstimmung erzeugen, die schon kurzfristig – Konjunktur ist auch Stimmung – das Wachstum stützt. Es ist ein kluger Ansatz, dass das Land Tirol die Finanzierungskosten der Gemeinden bei Investitionen nachhaltig reduzieren will und dabei auch auf die heimischen Banken zugeht. In Zeiten, in denen Bund, Land und Gemeinden sparen müssen, darf nicht auf notwendige Investitionen vergessen werden. Der Spagat, bei den systemischen Ausgaben den Sparstift anzusetzen und dennoch in Zukunftsthemen zu investieren, ist der richtige Ansatz“, erkennt Professor Felbermayr das Bemühen des Landes Tirol.
Wirtschaft erholt sich (sehr) langsam, aber doch
Zuletzt hatten sich die Wirtschaftsprognosen leicht verbessert, das WIFO erwartet in Österreich 2025 ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent und 2026 von 1,1 Prozent. „Wir stehen in Österreich noch besser da als im Sommer gedacht. Ein echter Aufschwung ist aber nicht in Sicht. Tendenziell kann die Tiroler Wirtschaft aufgrund ihrer Breite und dem starken Tourismus besser reüssieren. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage herausfordernd“, stellt Professor Felbermayr fest.
In Tirol entwickelte sich die Konjunktur laut den regionalen Indikatoren im ersten Quartal 2025 im Bundesländervergleich recht dynamisch. Die Sachgüterproduktion stieg gegenüber dem Vorjahr um +8,0 Prozent (Österreich: +2,7 Prozent) und auch der reale Produktionsindex für die Bauproduktion lag mit +6,7 Prozent deutlich über dem österreichischen Durchschnitt (+3 Prozent). Die Zahl der Nächtigungen ging mit -4,4 Prozent dagegen leicht überdurchschnittlich zurück. Die Beschäftigungsentwicklung war wie im vierten Quartal 2024 dynamischer als in Österreich insgesamt, wenngleich auf niedrigem Niveau: im ersten Quartal stieg die Zahl der aktiv unselbständig Beschäftigten um +0,3 Prozent (Österreich: +0,2 Prozent). Trotz saisonaler Schwankungen zeigt sich der Arbeitsmarkt in Tirol stabil, über viele Monate wies das Bundesland die niedrigste Arbeitslosenquote in Österreich auf.
Strukturelle Reformen in Österreich notwendig
Erst vergangene Woche haben Bund, Länder und Gemeinden sich auf einen neuen Stabilitätspakt geeinigt. Durch den konsequenten Budgetkurs wird das Land Tirol die darin enthaltenen Vorgaben einhalten können. Somit sind für Tirol keine Sanktionen und Strafzahlungen erwartbar. Der nächste Schritt seien laut LH Mattle nun konkrete Maßnahmen im Rahmen der Reformpartnerschaft. Dies unterstreicht Professor Felbermayr: „Sparen allein macht noch keine gute Wirtschaftspolitik. Österreich muss darüber hinaus zahlreiche Verkrustungen angehen. Ansonsten ist mittel- und längerfristig im Trend mit weiter sinkenden Wachstumsraten zu rechnen. Um dynamischere Volkswirtschaften nicht davonziehen zu lassen und den Wohlstand in Österreich zu bewahren, sind jetzt ambitionierte Strukturreformen unabdingbar.“
Hier erwartet sich der Landeshauptmann nun Bewegung in der Reformpartnerschaft. „Dort, wo Veränderungen notwendig sind, müssen die Bundesländer die Spitze der Veränderung sein. Deshalb ist es mein Ansinnen, im kommenden Jahr unter Tiroler LH-Vorsitz aus den Lippenbekenntnissen der Reformpartnerschaft, konkrete Ergebnisse zu machen. Dabei verfolge ich einen klaren Ansatz: Reformen müssen aus Sicht der Bürger, nicht aus dem Blickwinkel von Interessengruppen gedacht werden. Für die Bevölkerung ist nicht entscheidend, wer wofür zuständig ist, sondern dass es echte Fortschritte gibt“, so LH Mattle abschließend.
Quelle: Land Tirol
