Salzburg: Superleichte „Steine“ beim Bau der Entlastungsstraße in Schüttdorf

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Foto: Land Salzburg/Martin Lausenhammer
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02 Jul 04:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Glasschaumgranulat zum ersten Mal im Einsatz / Neue Bauweise und High Tech / Pfahlkonstruktion fast wie Venedig

(LK) Die Entlastungsstraße im Zeller Ortsteil Schüttdorf ist keine wie jede andere. „Unsere Experten haben hier Mut bewiesen, ganz neue Materialien wie das superleichte Glasschaumgranulat kommen zum Einsatz. Wir arbeiten hier mit der TU Wien zusammen, die das Projekt wissenschaftlich begleitet“, beschreibt Verkehrslandesrat Stefan Schnöll. Die Innovation war nötig, denn der Untergrund ist schwierig – mehr als schwierig.


Torf, Schluff, Schlamm, eine stabile Felsbasis weit im Untergrund – das ist der Alptraum eines jeden Straßenbauers. „Die Voraussetzungen für die Entlastungsstraße hier in Schüttdorf waren sehr herausfordernd. Doch auf unsere Experten im Land Salzburg ist Verlass, sie haben eine Lösung für alle Probleme gefunden, arbeiten hier unter anderem mit der Technischen Universität Wien zusammen. Der Bau ist gut im Zeitplan, wir werden im Juni 2022 fertig sein. Die Pendler können es kaum erwarten“, so Landesrat Stefan Schnöll.

„Styropor-Steine“

Dass hier die 1,5 Kilometer lange Umfahrung überhaupt entstehen kann, ist ein kleines oder auch größeres Wunder der Technik. „Wir müssen zirka acht Meter hinauf, um über die Pinzgauer Lokalbahn zu kommen. Dieser aufgeschüttete Damm besteht aus sogenanntem Glasschaumgranulat, ein superleichtes Material, das ungefähr nur ein Sechstel des Gewichtes von üblichem Schüttmaterial hat“, so Projektleiter Christian Cecon (Land Salzburg). So kommen rund 2.400 Tonnen Glasschaum zum Einsatz, normal wären es rund 14.500 Tonnen herkömmliches Schüttmaterial.

Venedig lässt grüßen

Grund für die innovative Leichtbauweise ist der instabile Untergrund, kurz gesagt Schluff und Schlamm. „Hätten wir hier normal gebaut, wäre die Rampe schlicht und einfach versunken. Also haben wir ähnlich wie in Venedig rund 900 Holzpfähle als ,Setzungsbremse‘ in die weiche Erde gerammt, sehr engmaschig. Darauf kommt eine Ausgleichsschicht und darauf wiederum in Schichten der Glasschaum“, erklärt Cecon, der seit 2014 intensiv mit dem Projekt beschäftigt ist, die gewählte Bauweise. Dieses Material sieht Steinen verblüffend ähnlich, liegt aber federleicht in der Hand. Diese ungewöhnliche und ausgeklügelte Kombination aus den Holzpfählen plus verdichtetem Glasschaum setzt die neue Straße auf eine stabile Basis.

Brücke als weiteres Herzstück

Weiteres Herzstück der Entlastungsstraße ist die Brücke über die Pinzgauer Lokalbahn. „Sie konnte im Gegensatz zum Damm an der steil abfallenden Felslinie mit 47 Großbohrpfählen, die bis zu 27 Meter lang sind, auf festem Untergrund gegründet werden. Wir haben außerdem die Bauarbeiten so gelegt, dass die Bahn keinen einzigen Tag stehen musste. Die Spannweite von 11,5 Meter und die lichte Höhe von 6,20 Meter sind schon beeindruckend. Es macht ehrlich gesagt Spaß, so eine besondere Konstruktion umzusetzen, vor allem weil alles Hand in Hand gehen muss“, sagt Wolfgang Mariacher vom Brückenbauteam des Landes Salzburg.

Hochwasserdamm als Basis

Am Beginn und am Ende der neuen Entlastungsstraße wird jeweils ein Kreisverkehr errichtet. Außerdem wurden große Teile auf dem neuen Hochwasserdamm für Zell am See-Schüttdorf gebaut. „Es entstehen außerdem neue Radwege und Fußgängermöglichkeiten“, beschreibt Landesrat Schnöll das umfassende Projekt.

Daten und Fakten

  • Bauzeit: Juli 2020 bis Juni 2022
  • Länge: 1,5 Kilometer
  • Gesamtkosten: 18,4 Millionen Euro
  • Verkehrszahlen aktuell (Durchschnitt): Schüttdorf: 22.500 Fahrzeuge pro Tag; B168: 17.500 Fahrzeuge pro Tag; B311: 19.000 Fahrzeuge pro Tag
  • Berechnete Entlastung: B311 (Schüttdorf): minus 28 Prozent, B168 (Bruckberg): minus 45 Prozent

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Quelle: Land Salzburg



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