Salzburg: Sprengen per Fernzündung für sichere Fahrt im Winter

Slide background
Infografik Lawinensprenganlagen Sicherheit für Salzburgs Straßen web_infografik An fünf Stellen im Bundesland gibt es Sprenganlagen oberhalb von lawinengefährdeten Straßenverbindungen.
Foto: Land Salzburg
16 Feb 13:00 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Kontrollierte Lawinenauslösung oberhalb von Landesstraßen / Interview mit Sprengmeister Andreas Kendlbacher

(LK) Neuschnee und Wind, das sind die Baumeister der Lawinen. Spitzt sich die Gefahr zu, kommen diese Männer zum Einsatz: In den Reihen der Pinzgauer Straßenmeisterei arbeiten drei „Sprengbefugte“. Sie lassen sozusagen vom Schreibtisch aus kontrolliert Lawinen abgehen, um für mehr Sicherheit auf Salzburgs Straßen zu sorgen. Ein Einblick in die Arbeit der Lawinensprenger des Landes.


Schneefall in Salzburg, es wird auf den Bergen gemixt mit Wind lawinengefährlich – so wie es in diesen Tagen der Fall ist. Das betrifft nicht nur Wintersportler wie Skitourengeher und Freerider, sondern auch den Weg zur Arbeit oder in die Schule. Um die Landesstraßen und damit uns alle, die auf ihnen unterwegs sind, bestmöglich vor Lawinenabgängen zu schützen, kommen ferngesteuerte Sprenganlagen zum Einsatz. Der wichtigste Vorteil: Sie funktionieren unabhängig von Wetter und Flugsicht und stehen oberhalb von neuralgisch wichtigen Verkehrsrouten.

Zündung per Funk

Das viele Kilometer entfernte Einsatzgebiet der insgesamt drei Sprengmeister im Land Salzburg liegt in 1.700 bis 1.800 Metern Seehöhe zum Beispiel hoch über dem Saalachtal zwischen Weißbach und Saalfelden, am Eingang zum Glemmtal sowie oberhalb der Rauriser Landesstraße. Oben am Berg stehen sechs Meter hohe, mit Solarstrom versorgte Türme mit jeweils zwölf Sprengladungen. Die bestehen aus Kunstdünger (Ammoniumnitrat) und Nitromethan und vermischen sich nach der Fernzündung.

Hochexplosives auf den Bergen

Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung bestimmen gemeinsam mit den Lawinenwarnkommissionen und der Behörde die Gefahrenstellen, bei denen sich Lawinen oberhalb von wichtigen Verkehrsrouten aufbauen können. Sie werden vorsorglich kontrolliert abgesprengt. 4,2 Kilogramm Sprengstoff stecken in jeder Ladung. Bei Auslösung herrscht in unmittelbarer Nähe Lebensgefahr. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit Sprengmeister Andreas Kendlbacher gesprochen, auf was es genau ankommt und welche Kriterien über eine Sprengung entscheiden. Und wieso das alles ein wenig an einen James Bond-Film erinnert.

LMZ: Wie und wo arbeitet ein Sprengmeister?

Kendlbacher: Ich habe eine zweiwöchige Sprengausbildung absolviert und einen Zusatzkurs für Lawinensprengung. Im Winter kommt dieses Wissen mehrmals zum Einsatz, nicht im Gelände, sondern vom Computer aus in der Tunnelwarte in Bruck an der Glocknerstraße, wo ich sonst auch arbeite. Gesprengt wird über eine gesicherte Internetverbindung, ich muss vorher einen achtstelligen Code eingeben. Sicher ist sicher. Im Tal hält ein Kollege von mir Funkkontakt und sperrt die Straße.

LMZ: Wie kommt der Sprengstoff so weit hinauf in dieses unwegsame Gelände?

Kendlbacher: Ende August bringt der Hubschrauber die Sprengpakete zu den Anlagen auf den Bergen. Das geht mit einer Bügelvorrichtung direkt aus der Luft. Bei Bedarf kann bei einer besonders schneereichen Saison rechtzeitig nachgeladen werden. Und im Frühjahr werden die Container mit der Steuerung, über die die Sprengladung ausgelöst wird zum Befüllen ins Tal gebracht. Beim Dießbach-Kraftwerk oberhalb von Weißbach müssen Mitarbeiter steil hinauf direkt zur Gazex-Anlage aufsteigen und diese warten.

LMZ: Sind solche Sprengungen aus der Ferne nicht gefährlich?

Kendlbacher: Ab einem halben Meter Neuschnee muss meistens gesprengt werden. Das beurteilen die Lawinenexperten. Wir arbeiten dann eine Liste mit allen ab, die verständigt werden müssen: die Gemeinde, die Grundbesitzer, die Polizei. Sie stellen sicher, dass niemand mehr im Gefahrenbereich ist. Vor der Zündung gibt es eine Viertelstunde Sicherheitspuffer. Direkt am Sprengturm ertönt ein lautes Warnsignal, falls sich Tourengeher in der Nähe befinden. Es dauert dann rund fünf Minuten, bis die Ladung „scharf“ ist. Die Straße im Tal wird kurz gesperrt. Mein Kollege meldet mir per Funk, ob es geknallt hat. Dann warten wir noch 15 Minuten ab, ob etwas nachkommt.

LMZ: Und selber, sind Sie mehr ein explosiver Charakter oder gehen Sie die Sachen mit Bedacht an?

Kendlbacher: Ich bin eher ein ruhiger Typ. Das ist eh ganz gut, wenn man diesen verantwortungsvollen Job macht. Man muss mehrere Sicherheitsroutinen durchgehen und ganz bei der Sache sein. Nur so bleiben alle sicher, die Straßen und die Menschen.


Quelle: Land Salzburg



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Salzburg

Redaktion Tennengau

Weitere Artikel von Redaktion Salzburg