Innsbruck: Schenkung gibt Einblick ins bürgerliche Leben

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Die Familie von Alois Bouthillier um 1893.
Foto: Stadtarchiv Innsbruck / Familienarchiv Weyrer-Bouthillier
05 Jun 10:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Familienarchiv Weyrer-Bouthillier im Stadtarchiv/Stadtmuseum

Mit der im Namen ihres Ehemanns Christoph Bouthillier erfolgten Schenkung des stadtgeschichtlich bedeutenden „Familienarchivs Weyrer-Bouthillier (Christoph Bouthillier)" durch Frau P.M. den Boer-Bouthillier findet sich nun ein weiterer Familienschatz an Dokumenten und Bildern im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck.

Damit stehen im Stadtarchiv insgesamt über 80 Nachlässe und damit sonst nur schwer zugängliche Quellen und Daten der wissenschaftlichen Forschung, aber auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. „Solche Schenkungen zeichnen oft ein viel bunteres Bild von unserer Geschichte. Die persönlichen Erinnerungen, die da zu Tage kommen, sind eine wundervolle Ergänzung zu den vorhandenen oft sehr trockenen administrativen Daten“, freut sich Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl: „Eine Notiz auf der Rückseite eines Fotos, ein Tagebucheintrag oder der Text einer Postkarte bringt uns längst Vergangenes näher. Das weckt Interesse an Geschichte. Wir sehen das auch am Erfolg des Fotoblogs des Stadtarchivs ‚Innsbruck erinnert sich‘.“

Das Familienarchiv Weyrer-Bouthillier

Der Bestand umfasst neben allgemeinen genealogischen Unterlagen zur Familie Bouthillier auch biografische Unterlagen zu einzelnen Familienmitgliedern, wie dem Oberbergrat Alois Bouthillier (1818-1897), dem Fabrikanten Ferdinand Weyrer (1842-1892) oder dessen Vater Johann Mathias Weyrer (1800-1874). Ergänzt werden die schriftlichen Aufzeichnungen und Lebensdokumente durch zahlreiche, teils frühe Portraitfotografien.

Die ursprünglich aus Frankreich stammende Familie Bouthillier kam um 1740 nach Tirol. Jakob Philipp Bouthillier (1710-1781), der sich einen Namen als Orgelbauer gemacht hatte, ließ sich in Stumm im Zillertal nieder, kehrte aber 1775 nach Frankreich zurück, während seine Kinder in Tirol verblieben. Sie und ihre Nachkommen machten als Juristen, Bergbaubeamte und Offiziere Karriere. „Das Familienarchiv Weyrer-Bouthillier bietet daher einen hervorragenden Einblick in das Leben des Großbürgertums Innsbrucks des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“, erklärt MMag. Dr. Matthias Egger, der die Sammlung im Stadtarchiv betreut.

Ein Beispiel hierfür ist Johann Bouthillier (1780-1845), der nach dem Jus-Studium zunächst als Landrichter in verschiedenen Teilen Alttirols wirkte, ehe er um 1818 als Fiskaladjunkt nach Innsbruck versetzt wurde und bis zum Gubernialrat aufstieg. Er erwarb 1837 ein Haus in der Oberen Sillgasse, dem späteren Innsbrucker Stammsitz der Familie. Einer von Johanns Enkelkindern, der k.u.k. Berufsoffizier Hermann Bouthillier (1874-1926), heiratete eine Tochter des bekannten Lodenfabrikanten Ferdinand Weyrer (1842-1892), der auch Mühlauer Bürgermeister und Gründer der Freiwilligen Feuerwehr Mühlau war. Auch zu anderen bedeutenden Innsbrucker Familien, wie der Familie Tschurtschenthaler, bestanden verwandtschaftliche Beziehungen.

Derzeit wird der Bestand, der von Christoph Bouthillier bereits sorgfältig geordnet wurde, von den MitarbeiterInnen des Stadtarchivs/Stadtmuseums Innsbruck verzeichnet und fachgerecht verpackt. In Kürze wird dann das „Familienarchiv Weyrer-Bouthillier (Christoph Bouthillier)“ auch für die Wissenschaft und die Öffentlichkeit im Lesesaal zugänglich sein.

Wer nicht solange warten möchte, kann einen Blick auf den Bilderblog www.innsbruck-erinnert.at werfen. Dort wurden bereits einige besondere Highlights aus diesem Bestand vorgestellt:

http://innsbruck-erinnert.at/prunkvoll/

http://innsbruck-erinnert.at/ein-erschuetternder-brief/

http://innsbruck-erinnert.at/ein-klingender-name/

http://innsbruck-erinnert.at/von-innsbruck-nach-kaernten-retour/

Gemeinsam Geschichte erforschen

Der Fotoblog www.innsbruck-erinnert.at schreibt selbst seit nun gut einem Jahr seine eigene kleine Erfolgsgeschichte. Seit der Veröffentlichung der Webseite am 25. März 2020 erfreut sie sich mit bis zu 300.000 Aufrufen pro Monat wachsender Beliebtheit. „Wir staunen immer wieder, wie engagiert sich viele BesucherInnen auch aktiv einbringen und uns helfen kleine Rätsel rund um die präsentierten Bilder zu lösen“, erklärt Matthias Egger.

Das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck nimmt gerne Schenkungen historischer Dokumente und Bilder aus Privathand entgegen. Diese privaten Quellen stellen aus wissenschaftlicher Sicht eine wichtige Ergänzung zu den öffentlich zugänglichen Daten aus Verwaltung und Medien dar. Auf Wunsch kann im Schenkungsvertrag eine Veröffentlichungklausel, die etwa eine Veröffentlichung der Dokumente erst nach einer bestimmten Zeitdauer vorsieht, eingebunden werden. UI


Quelle: Stadt Innsbruck



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