Salzburg: Salzburgs Corona-Jahr in Zahlen

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Der Leiter der Landesstatistik Salzburg Gernot Filipp im Studiogespräch mit Chefredakteur Franz Wieser zum Thema ein Jahr Corona-Virus in Salzburg, Statistik, Covid-19, Corona Virus
Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
27 Feb 13:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Infektionen bei älteren Personen gehen merklich zurück / Zwei Wellen, extreme Tage / Abstrichstäbchen von Salzburg bis nach Linz

(LK) Einen richtigen Jahrestag für die erste bestätigte Corona-Infektion in Salzburg gibt es heuer nicht. Im Nicht-Schaltjahr gibt es keinen 29. Februar. Genau an diesem Tag im Jahr 2020 nahm die Corona-Pandemie in Salzburg ihren Anfang. Seitdem spielen Zahlen, als Grundlage für wichtige gesundheitspolitische Entscheidungen und ebenso als Orientierung in unübersichtlichen Zeiten, eine große Rolle. Gesammelt und aufbereitet werden sie von der Salzburger Landesstatistik. Für deren Leiter Gernot Filipp war es wie für alle Salzburgerinnen und Salzburger ein außergewöhnliches Jahr. Ein Rückblick in Zahlen.

„Wenn ich nach der Zahl schlechthin, die alles in Zusammenhang mit dem Corona-Virus auf den Punkt bringt, muss ich passen. Es sind so viele Kennwerte, die uns den Verlauf der Pandemie verdeutlichen“, sagt Gernot Filipp, Leiter der Landesstatistik. Nicht nur, wenn man sich die Grafik und Kurve, sprich das Auf und Ab der Neuinfektionen in Salzburg seit diesem 29. Februar 2020 ansieht, fühlt man sich an eine Achterbahnfahrt erinnert. „Jetzt haben wir fast 37.000 Salzburgerinnen und Salzburger, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Das sind 6,5 Prozent der gesamten Bevölkerung. Im Lungau beträgt dieser Wert fast zehn Prozent, in der Stadt Salzburg fast fünf“, so Filipp.

Das Virus kam in bisher zwei Wellen

Nicht nur die Grafiken zeigen, dass die zweite Infektionswelle im Herbst Salzburg weitaus härter getroffen hat als die erste im Frühling. Der Statistiker veranschaulicht dies wie gewohnt mit Zahlen. „Im Frühling gab es bis Anfang Sommer zirka 1.200 Fälle. Von 1. Oktober bis jetzt waren es mehr als 34.000. In den vergangenen zehn Tagen gab es mehr Neuinfektionen als in der ersten Welle in vier Monaten. Mitte November verzeichneten wir in zwei Tagen 1.600 Neuinfektionen, das sind deutlich mehr als in der gesamten ersten Welle“, erklärt Filipp. Auch die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 unterstreicht das. Im Frühling verstarben 39 Menschen, seit 1. Oktober mehr als 440, alleine in den vergangenen zwei Wochen so viele wie im gesamten Frühling 2020. Die Übersterblichkeit lag in den vergangenen drei Monaten des Jahres bei fast 40 Prozent.

Tage, die wir nicht vergessen

Gernot Filipp hat sich auch die „extremen“ Tage der Pandemie genau angesehen und blickt zurück: „Am 23. März hatten wir erstmals 100 Neuinfektionen in Salzburg an einem Tag, das gab es vor dem Herbst nur an einem weiteren Tag, dem 27. März. Am 16. November war der Höhepunkt der zweiten Welle mit 820 Neuinfektionen an einem Tag erreicht. Derzeit liegt das Bundesland wieder zirka bei 130 Neuinfektionen pro Tag. Umgekehrt gab es im Sommer ein wenig die Möglichkeit durchzuatmen. „Von Ende April bis Anfang Juni gab es rund 15 Fälle, eine Zahl, die wir uns heute wünschen würden. In der Kalenderwoche 23 gab es keinen neuen Fall“, so Filipp.

Filipp: „Lockdowns haben gewirkt.“

Das Corona-Virus hat das Leben der Salzburgerinnen und Salzburger stark geprägt – gesellschaftlich, wirtschaftlich, kulturell, finanziell und psychisch. Am einschneidendsten haben viele die Lockdowns empfunden, die Disziplin war groß, meist großer Zusammenhalt spürbar. Die gute Nachricht dabei: Sie waren nicht umsonst, sie haben gewirkt. „Es ist deutlich erkennbar, dass zehn bis 14 Tage nach dem Beginn der jeweiligen Lockdowns durch die Inkubationszeit eine Wirkung eingetreten ist, die Kurve zeigte wieder nach unten. Der Überblick rein statistisch gesehen:

  • 1. Lockdown (Beginn 1. März 2020): Rückgang der 7-Tage-Inzidenz um 75 in 14 Tagen
  • 2. Lockdown (Beginn 2. beziehungsweise 17. November 2020): Rückgang der 7-Tage-Inzidenz um 380 in 14 Tagen
  • 3. Lockdown (Beginn 26. Dezember 2020): Rückgang der 7-Tage-Inzidenz um 100 in 14 Tagen

Die 7-Tage-Inzidenz

Neue Begriffe wurden in der Corona-Pandemie Alltag, dazu gehört nicht nur das Contact Tracing und Social Distancing, auch die 7-Tage-Inzidenz ist in aller Munde. „Sie macht Bezirke, Bundesländer und Staaten mit verschiedener Einwohnerzahl vergleichbar und drückt die Neuinfektionen gerechnet auf 100.000 Einwohner im 7-Tages-Schnitt aus“, erklärt Filipp. Im Frühling lag dieser Wert im Bundesland nur einen Tag über 100, nur zwei Wochen lang über 50. Seit 7. Oktober liegt er immer über 50, seit 13. Oktober über 100, Mitte November als Maximalwert bei 750 und jetzt bei zirka 155. „Es ist einer der wichtigsten Indikatoren für die Einschätzung des Infektionsgeschehens“, so der Landesstatistiker.

Die Infizierten werden wieder jünger

Das Durchschnittsalter aller Infizierten im Bundesland Salzburg liegt bei rund 43 Jahren. „Aber auch das hat sich im Verlauf dieses Corona-Jahres immer wieder geändert. Im Frühling traf es mehr die älteren, durchschnittlich waren sie 52 Jahre alt. Im Sommer sank der Wert auf 35, stieg im Dezember auf 45 und fällt nun wieder auf derzeit 41 Jahre“, rechnet Filipp. Mit eine Rolle spielt beim Sinken des Durchschnittsalters bereits die Impfung der Bewohnerinnen und Bewohner in den Seniorenwohnhäusern. Filipp dazu: „Das zeichnet sich ab. Die Infektionen bei den älteren Personen gehen seit ein paar Wochen stark zurück, es trifft wieder mehr die 15- bis 24-Jährigen und generell die erwerbsfähige Bevölkerung.“

Informationsbedarf war riesig

Den Überblick in so komplexen Zeiten zu behalten, das ermöglichen nicht nur die Zahlen der Landesstatistik, sondern auch umfassende Information. Seit Februar 2020 informiert die Landes-Homepage www.salzburg.gv.at umfassend. Unter www.salzburg.gv.at/corona-virus gab es seit Februar 2020 mehr als 1.500 Tickereinträge, zirka sieben Millionen Zugriffe gab es auf diese Themen-Seite in den vergangenen zwölf Monaten. Fast 600 Meldungen der Landeskorrespondenz informierten die Bevölkerung sowie Medien, zusätzlich wurden zirka 1.800 Medienanfragen beantwortet, fast 190 Videos informierten über die wichtigsten Ereignisse, dazu kamen Hunderte Postings auf den Social Media Kanälen des Landes zu den verschiedensten Corona-Themen wie Grenzverkehr, Impfung, Tests, Hygienemaßnahmen und vieles vieles mehr – seit neuestem auch zusammengefasst in der Land Salzburg App.

Abstrich-Stäbchen-Reihe von Salzburg nach Linz

Seit Beginn der Pandemie in Salzburg wurden rund 272.000 behördlich angeordnete PCR-Tests durchgeführt, dazu kommen rund 528.000 öffentliche Schnelltests seit Anfang Dezember. Ohne die so genannten „Nasenbohrertests“ ergibt das 800.000 Testungen. Ein Abstrichstäbchen ist 15 Zentimeter lang, würde man alle 800.000 aneinanderreihen, ergibt das zirka 120 Kilometer, also fast die Wegstrecke von Salzburg nach Linz.

Bis zu 30 Prozent aller Tests positiv

Die Säulen der Pandemiebekämpfung seit der Lieferung der ersten Impfdosen heißen Impfen, Testen, Hygienemaßnahmen und intensives Contact Tracing. Mit einer Kombination aus diesen Elementen sollen die Infektionsketten unterbrochen und im Umkehrschluss dadurch Leben gerettet werden. Die Landesstatistik hat auch die Positivitätsrate der PCR-Tests analysiert. „Sie lag während der ersten Welle am Höchststand bei 13 Prozent. Ab Mitte September ist sie kontinuierlich angestiegen, lag Mitte November bei fast 30 Prozent“, erklärt Gernot Filipp und er fügt hinzu: „Das so genannte Herbeitesten der Pandemie ist also eine Mär.“ Mit Einschränkungen blickt Filipp auf die aktuelle Positivitätsrate von 13 Prozent, denn: „Durch die Massen- und Schnelltests findet eine Art Vorselektion statt, daher ist der Anteil der positiven Tests erhöht.“

Kennzahlen und Daten aus den Bezirken

Die Landesstatistik hat einige Tage, die im vergangenen Jahr besondere Extremwerte aufwiesen, in den Bezirken erhoben. Auffallend: Fast alle fallen in die zweite Welle und die Entwicklungen in den Bezirken war oftmals zeitversetzt. Hier der Überblick und auch Vergleich der 7-Tage-Inzidenz zwischen 30. März 2020, 30. August 2020, 30. November 2020 und 30. Jänner 2021. „Es sind Spots auf einzelne Tage, die dennoch den Rückblick und den Vergleich der Stichtage und Bezirke ein wenig erleichtern“, so Filipp.

Stadt Salzburg:

  • Erstmals 100 aktiv infizierte Personen: 18. September 2020
  • Maximum aktiv infizierte Personen: 1.298 am 18. November 2020
  • Maximum 7-Tage-Inzidenz: 638 am 17. November 2020
  • Erstmals 100 Neuinfektionen am Tag: 1. November 2020 (104)
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. März 2020: 26
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. August 2020: 19
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. November 2020: 439
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. Jänner 2021: 150

Tennengau:

  • Erstmals 100 aktiv infizierte Personen: 7. Oktober 2020
  • Maximum aktiv infizierte Personen: 627 am 25. November 2020
  • Maximum 7-Tage-Inzidenz: 859 am 17. November 2020
  • Erstmals 100 Neuinfektionen am Tag: 11. November 2020 (110)
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. März 2020: 41
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. August 2020: 3
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. November 2020: 467
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. Jänner 2021: 231

Flachgau:

  • Erstmals 100 aktiv infizierte Personen: 28. März 2020
  • Maximum aktiv infizierte Personen: 1.161 am 13. November 2020
  • Maximum 7-Tage-Inzidenz: 686 am 17. November 2020
  • Erstmals 100 Neuinfektionen am Tag: 29. Oktober 2020 (112)
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. März 2020: 47
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. August 2020: 9
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. November 2020: 404
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. Jänner 2021: 129

Pongau:

  • Erstmals 100 aktiv infizierte Personen: 22. März 2020
  • Maximum aktiv infizierte Personen: 1.078 am 12. November 2020
  • Maximum 7-Tage-Inzidenz: 1.001 am 13. November 2020
  • Erstmals 100 Neuinfektionen am Tag: 29. Oktober 2020 (105)
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. März 2020: 240
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. August 2020: 9
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. November 2020: 504
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. Jänner 2020: 242

Lungau:

  • Erstmals 100 aktiv infizierte Personen: 5. November 2020
  • Maximum aktiv infizierte Personen: 310 am 5. Dezember 2020
  • Maximum 7-Tage-Inzidenz: 1.198 am 16. November 2010
  • Erstmals 100 Neuinfektionen am Tag: nie
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. März 2020: 45
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. August 2020: 0
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. November 2020: 949
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. Jänner 2020: 403

Pinzgau:

  • Erstmals 100 aktiv infizierte Personen: 24. März 2020
  • Maximum aktiv infizierte Personen: 841 am 21. November 2020
  • Maximum 7-Tage-Inzidenz: 897 am 21. November 2020
  • Erstmals 100 Neuinfektionen am Tag: 11. November 2020 (113)
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. März 2020: 175
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. August 2020: 13
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. November 2020: 494
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. Jänner 2020: 79

Bundesland Salzburg:

  • Erstmals 100 aktiv infizierte Personen: 18. März 2020
  • Maximum aktiv infizierte Personen: 4.961 am 18. November 2020
  • Maximum 7-Tage-Inzidenz: 759 am 17. November 2020
  • Erstmals 100 Neuinfektionen am Tag: 23. März 2020 (100)
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. März 2020: 92
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. August 2020: 11
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. November 2020: 469
  • 7-Tage-Inzidenz am 30. Jänner 2020: 165

Der Ausblick

Landesstatistiker Gernot Filipp blickt so wie alle Salzburgerinnen und Salzburger auf ein bewegtes, forderndes Jahr zurück. „Bei Daten so unterschiedlicher Herkunft und über so komplexe Themen ist Qualitätskontrolle nicht immer einfach, aber umso notwendiger. Ich denke, wir konnten eine wichtige Entscheidungsgrundlage liefern und tun dies auch weiterhin, aber ganz ehrlich: Ich hoffe, dass in absehbarer Zeit die Energie wieder in andere Themen investiert werden kann. Das geht sicher vielen so“, bringt es Filipp auf den Punkt. Eine treffende Analyse, die ganz ohne empirische Zahlen auskommt und dennoch zutrifft.

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Quelle: Land Salzburg



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