Salzburg: Salzburg erinnert an Bauernkrieg vor 500 Jahren

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v.l.: Martin Knoll, Dekan der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Salzburg, Andreas Zechner, Salzburg Museum, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Doris Fuschlberger, Projektleiterin und Oskar Dohle, Leiter Landesarchiv. Stadt Salzburg
Foto: Land Salzburg/Neumayr/Leopold
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03 Jun 10:00 2025 von Redaktion Salzburg Print This Article

Kritische Auseinandersetzung mit Aufständen 1525/26 / Zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken

(LK) Vor fünfhundert Jahren wurde Salzburg vom Bauernkrieg - Aufständen von Bauern und Bergknappen gegen die Obrigkeit - erschüttert. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern erinnert das Land Salzburg im Gedenkjahr und darüber hinaus in einer kritischen historischen Auseinandersetzung zu diesem Thema.

Bei einer Pressekonferenz auf der Festung Hohensalzburg, die vor fünfhundert Jahren ebenfalls Schauplatz der Aufstände war, wurden die Eckpunkte des Landesprojekts präsentiert, mit dem die historische Brücke zur Gegenwart geschlagen werden soll.

Haslauer: „Lehren für Gegenwart.“

Landeshauptmann Wilfried Haslauer betont: „500 Jahre Bauernkrieg – dieses Thema ist aus vielen Köpfen verschwunden, aber ist fester Teil unserer DNA. Und daher gilt es zu schauen, welche Lehren für die Gegenwart gezogen werden können. Damals war eine Zeit einer Transformation im riesigen Ausmaß und in dieser sind wir, auf andere Art und Weise, auch heute. Erzählerisch wollen wir bis Anfang 2027 in einem Zwei-Jahres-Bogen unsere Geschichte zugänglich machen und einladen, in dieser Zeit auch die historischen Stätten zu betreten.“

Knoll: „Gedenken auf wissenschaftlicher Basis.“

Für Martin Knoll, Dekan der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Salzburg, steht fest: „Über das vielschichtige Ringen zwischen dem geistlichen Landesherrn, bäuerlicher Bevölkerung, Bergleuten, Städtern und Adel um eine gerechte Verteilung von Privilegien und Lasten lässt sich keine einfache Geschichte schreiben. Umso wichtiger ist, dass das Gedenken auf einer soliden Basis wissenschaftlicher Forschung aufbauen kann. Eine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen der Universität Salzburg und mehrerer regionaler Archive hat sich zusammengetan, um einerseits die Ergebnisse von rund 150 Jahren Forschung zum Salzburger Bauernkrieg auszuwerten und andererseits den Forschungsstand durch zusätzliche Quellenfunde, neue Fragen und die Anwendung innovativer Methoden weiterzuentwickeln.“

Dohle: „Rückbesinnung auf historische Ereignisse.“

Oskar Dohle, der Direktor des Salzburger Landesarchivs, weist auf einen wichtigen Aspekt hin: „Erinnern, zumeist an mehr oder minder runde Jubiläen geknüpft, muss immer vor dem Hintergrund des politischen, sozialen und historischen Umfeldes betrachtet werden, in dem diese Rückbesinnung auf historische Ereignisse passiert. Gäbe es nicht das Interesse der Gegenwart, sich an die Vergangenheit zu erinnern, dann würde sie vergessen werden. Dies ist eine Chance, aber auch eine Gefahr, denn Erinnern in all seinen Formen, kann auch politisch instrumentalisiert, im schlimmsten Fall politisch missbraucht werden.“

Fuschlberger: „Unterschiedliche Perspektiven beleuchtet.“

Projektleiterin Doris Fuschlberger informiert: „Mit unserem Landesprojekt wird ein bedeutendes Kapitel der Regionalgeschichte lebendig und zugänglich. Wir zeigen mit zahlreichen Vorhaben, wie aktuell die damaligen Fragen nach Freiheit, Macht und gesellschaftlichem Zusammenhalt noch heute sind. Mit unseren Partnern entwickeln wir Ausstellungen, innovative Formate mit künstlerischen und partizipativen Workshops und Interventionen, multimediale Angebote und nachhaltige Konzepte. Dabei beleuchten wir unterschiedliche Perspektiven, auch die Rolle der Frauen im Bauernkrieg. So verbinden wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“

Zechner: „Rezeption in der Kunst.“

Andreas Zechner vom Salzburg Museum gibt einen konkreten Vorgeschmack auf ein Angebot: „Wir haben ab November eine Ausstellung zum Bauernkrieg im Programm mit dem Titel ‚Heroisch und verklärt. Der Bauernkrieg im Spiegel von Kunst und Diktatur.‘ Es geht dort vor allem um die Rezeptionsgeschichte in der Kunst, wollen aber natürlich auch nicht auf die historischen Ereignisse vor Ort verzichten.“ In diesem Zusammenhang wies Zechner auf eine gut erhaltene Kanone aus der Zeit des Bauernkriegs hin, die auf der Festung Hohensalzburg zu sehen ist.

Umfassendes Programm

Unter Federführung des Landes Salzburg wurde in Zusammenarbeit mit der Geschichtswissenschaft der Paris Lodron Universität, Archiven, Landes- und Regionalmuseen, Kultur, Volkskultur, Landwirtschaft, Gemeinden, Tourismus, Wirtschaft, Kunstschaffenden und weiteren Beteiligten ein umfassendes Programm zu dem Bauernkrieg erstellt. Der Auftakt erfolgt am 7. Juni in Bad Hofgastein. Museen in Bad Gastein, Leogang, Bramberg, Elsbethen, Kaprun, Altenmarkt, Saalfelden, Tamsweg, der Landeshauptstadt, Großgmain oder auch in Mauterndorf setzen sich mit dem Thema auseinander. Zusätzlich gibt es etwa auf den Burgen Hohensalzburg und Hohenwerfen Veranstaltungen für Jung und Alt. Ein Höhepunkt wird der Aufmarsch von Salzburger Schützen im August 2026 in Radstadt sein. Im Frühjahr 2026 wird auch ein Dokumentarfilm zum Thema präsentiert.

Lexikon Bauernkrieg

Der Salzburger Bauernkrieg von 1525 und 1526 war Teil des größeren Deutschen Bauernkriegs, der in Mitteleuropa tobte. Auslöser war die Unzufriedenheit vieler Bevölkerungsgruppen, darunter Bauern und Bergknappen, im Erzstift Salzburg, die unter der Herrschaft von Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg litten. Im Gegensatz zu Deutschland konnten die Bauern in Salzburg militärische Erfolge erzielen. 1526 haben sich die Bauern unter der Führung des Tirolers Michael Gaismair nochmals im Pinzgau erhoben.

Aufständische kontrollierten Land

Für einige Monate kontrollierten die Aufständischen vor 500 Jahren das Land Salzburg. Als sich Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg mit seinem Gefolge auf der Festung Hohensalzburg verschanzte, hatten sie für kurze Zeit die Befehlsgewalt inne. Erst durch den Einsatz massiver Geldmittel und die militärische Unterstützung des Schwäbischen Bundes konnte der Erzbischof „gerettet“ werden. Den Aufstand maßgeblich getragen haben Bergknappen in Salzburg und Tirol. Sie durften Waffen tragen und waren militärisch ausgebildet. Eine Rolle beim Aufstand spielte auch der Protestantismus.

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Quelle: Land Salzburg



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