Nur 5 $ pro Person könnten eine weitere Pandemie verhindern

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Foro von Alexander Schimmeck auf Unsplash
18 Okt 13:32 2020 von Redaktion International Print This Article

Dieser Artikel handelt von einem Geldbetrag, der für viele Menschen in unseren westlichen Industrieländern kaum noch erwähnenswert ist, aber dennoch genau dazu beitragen könnte, die Welt zum Positiven zu verändern. Laut der Norwegerin Gro Harlem Brundtland, der ehemaligen Leiterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), würden lediglich fünf US-Dollar – also umgerechnet 4,20 EUR - pro Weltbürger und Jahr ausreichen, um sich adäquat vor einer Bedrohung durch eine globale Pandemie schützen zu können.

Ein diesbezüglicher Beitrag der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin erschien in einer Studie der Strategieberatungsfirma „McKinsey and Company“, die berechnete, dass die Kosten für die vorbeugenden Maßnahmen auf einen weiteren globalen Ausbruch weiter unter den 11 Milliarden US-Dollar liegen würden, die bisher für die unmittelbaren Folgen von Covid-19 ausgegeben wurden. Viele Experten gehen davon aus, dass eine effiziente Planung und ein verstärktes Bewusstsein eine Wiederholung der schrecklichen Ereignisse von 2020 vermeiden und sogar zu einer Ära des Wiederaufbaus und des Wohlstands führen könnten.

Aber wie können diese Ziele tatsächlich erreicht werden?

Die Bildung von Partnerschaften

Nur über finanzielle Mittel zu verfügen ist mit Sicherheit nicht ausreichend. Der Schlüssel zur Verwirklichung eines Vorhabens sind jene Akteure, die diese Ziele unterstützen. Hier sei beispielhaft unter vielen das Projekt der Trinity Challenge erwähnt, die es sich zur Aufgabe gestellt haben, möglichen Ausbrüchen von Pandemien zuvor zu kommen.

Die Trinity-Gruppe ist ein Zusammenschluss unterschiedlicher Einrichtungen aus den Bereichen Bildung, Technologie und Gesundheit, die alle mithilfe von Datengewinnung und deren anschließenden Analysen sich auf eine zukünftige Pandemie vorbereiten möchten. Zu den weiteren Mitstreitern zählen große und renommierte Unternehmen wie Google und Microsoft sowie die Cambridge University und das Imperial College London. All diese Unternehmen und Institutionen steuern umfangreiche finanzielle Mittel zu einem ersten Unterstützungsfonds bei, der mit 10 Mio. GBP (10,85 Mio. EUR) dotiert ist, und der dafür eingerichtet wurde, um jene Organisationen und Unternehmen zu unterstützen, die neue Ideen, Lösungsansätze und Forschungsergebnisse zu den gestellten Vorgaben liefern können.

Neben diesem Fonds wurden weitere Vorhaben, wie die Förderung des korrekten Verhaltens in sozialen Medien, der Eindämmung der Verbreitung von Fehlinformationen und der Sensibilisierung der Nutzer auf die Rechte anderer Mitbenutzer, begleitet. Zusätzlich wurde ein dreistufiger Notfallplan ins Leben gerufen, der die Auswirkungen eines weiteren Ausbruchs einer zukünftigen Pandemie auf ein Minimum reduzieren soll.

Eine weitere wichtige Aufgabe dieses Netzwerks besteht darin, ein funktionierendes Vertriebssystem für den weltweiten Austausch von Medikamenten und Impfstoffen zu koordinieren. So plant die WHO Covid-19 Vaccines Global Access Facility – oder kurz Covax- bis Ende 2021 zwei Milliarden Impfstoffdosen für die am stärksten gefährdeten Menschen der Welt zu verteilen.

Einrichtungen wie dieses helfen den Experten dabei, die „5 USD pro Person“ wirklich dorthin zu bringen, wo sie am dringendsten benötigt werden: zur Spitzenforschung, zu durchdachten Vertriebsnetzwerken und zu einheitlichen Planungsvorbereitungen.

Investitionen in die globale Gesundheitssicherheit

Nachdem Microsoft-Gründer Bill Gates nach dem COVID-19-Ausbruch im März über die Notwendigkeit kollektiver Maßnahmen gesprochen hatte, wurde konsequent eine gemeinsame, globale Vorgehensweise zur Sicherung der Gesundheitsstandards gefordert, die im Grunde genommen jedem Erdenbürger zu Gute kommen sollte. Mit Organisationen wie der „Trinity Challenge“ besteht Hoffnung auf eine Effizienzsteigerung in allen benötigten Bereichen. Die anfallenden Kosten sind im Vergleich zu den weltweiten Gesundheitsausgaben gering. Zwar sind 5 US-Dollar eine Menge Geld für den Großteil der Weltbevölkerung, aber viele Menschen in reichen Industriestaaten geben diese Summe ohne Wimpernzucken für ein halbes Liter Bier, Online-Casinospiele und andere nicht unbedingt lebensnotwendige Aktivitäten im Vorübergehen aus.

Darüber könnten die Gesamtausgaben von rund 39 Milliarden US-Dollar - 5 x 7,8 Milliarden US-Dollar - von einigen der reichsten Länder der Welt aus der Portokassa bezahlt werden. Kann dieser Betrag jedoch nicht aufgebracht werden, so drohen zukünftig für die Beseitigung weiterer Pandemien bei weitem noch viel höhere Ausgaben als die veranschlagten Summen.

Finanzielle Mittel gäbe es weltweit durchaus im Überfluss, die einzelnen Staaten müssten lediglich einen geringen Anteil ihres Gesundheitsausgabenbudgets zur Verfügung stellen – selbstverständlich unter Berücksichtigung der Wohlstandsunterschiede zwischen den einzelnen Nationen. Nehmen wir als Beispiel Deutschland, das jährlich rund 400 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem ausgibt: Nur ein halbes Prozent davon, das wären rund zwei Milliarden Euro, wäre bereits ein beträchtlicher Beitrag zu einem globalen Pandemiefonds.

Setzen wir diesem Betrag jene Kosten gegenüber, die auf Grund der COVID-19 Krise ausgegeben werden müssen, ganz zu schweigen von dem enormen Leid für die betroffenen Menschen und dem Schaden für die komplette Weltwirtschaft, so wird die Notwendigkeit solcher Maßnahmen mehr als offensichtlich. Aber wie so oft beschließen die Entscheidungsträger mancher Staaten, im Zweifelsfall das Vernünftige lieber nicht zu tun.

Die bevorstehenden Konsequenzen

Die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Brundtland warnte eindringlich vor den unübersehbaren Konsequenzen, wenn sich die Welt nicht auf weitere Pandemien vorbereiten sollte. "Diese werden sicher kommen", postulierte sie, "vor allem dann, wenn keine starke politische Führung auf die Bedrohungen reagiert und es keine Solidarität und kollektives globales Handeln geben sollte".

Vor allem die weltweiten Auswirkungen sind in Zeiten der Globalisierung auf keinen Fall zu unterschätzen. Weiter gibt es durchaus Befürchtungen, dass weitere Ausbrüche und Lock-Downs die öffentliche Meinung zum Kippen bringen könnte und dass die Wut und das Unverständnis weiter Teile der Bevölkerung zusätzliche Bedrohungen für alle politischen Systeme sein könnten, denn extremer Populismus führt in einer Zeit, in der Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung ist, zu noch mehr Spaltung und Ressentiments anderen gegenüber.

Und wie sich in der Menschheitsgeschichte schon oft bewiesen hat, wird jener Bevölkerungsteil, der am meisten unter einer Pandemie leidet, am stärksten betroffen sein. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die mächtigen Nationen den Weg in die richtige Richtung weisen, damit ein gemeinschaftliches Aufbäumen gegenüber zukünftigen Bedrohungen ermöglicht wird.

Ganz so skeptisch müssen wir jedoch nicht in die Zukunft blicken, denn in der Vergangenheit hat die Menschheit schon des Öfteren bewiesen, dass sie gemeinschaftlich große gesundheitliche Bedrohungen überwinden kann. Die 1980 offiziell bestätigte Ausrottung der Pocken ist ein Beispiel dafür, wie die wissenschaftliche Forschung die Welt sicherer machen kann. Selbst gegenwärtig, in den Zeiten der Pandemie, haben Wissenschaftler im Wettlauf um einen Impfstoff schon so manchen Rekord gebrochen um die benötigten Seren so schnell als möglich her- und bereitzustellen.

Solche Erfolge beruhen jedoch immer auf Kooperation, einem finanziell abgefederten Investitionsmodell und dem kollektiven Willen zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit. Wenn aber die Politik und wirtschaftliche Interessen diesem Vorhaben im Weg stehen, so sind diese Mächte eine weitaus größere Gefahr als so mancher tödliche Virus.





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