Steiermark: Neun Millionen Euro zusätzlich für die psychische Gesundheit der Steirerinnen und Steirer

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Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl, Isabel Böge, Susanna Krainz, Vinzenz Harrer (v.r.) präsentierten ein Paket zur Versorgung für die psychische Gesundheit der Steirerinnen und Steirer. 
Foto: Land Steiermark/ Binder
23 Dez 09:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Mit gezielten Schwerpunkten wird die Versorgung im psychosozialen beziehungsweise sozialpsychiatrischen Bereich deutlich ausgebaut. Das Budget dafür wird im Jahr 2024 auf 46 Millionen Euro aufgestockt.

Graz (22. Dezember 2023).- Bereits jetzt gibt es ein dichtes Netz an Versorgungsangeboten für die psychische Gesundheit der Steirerinnen und Steirer. Dazu zählen 20 psychosoziale Beratungsstellen für Erwachsene an 14 Standorten, zehn psychosoziale Beratungsstellen bzw. sozialpsychiatrische Ambulatorien für Kinder und Jugendliche sowie zehn alterspsychiatrischen Beratungsstellen. Für die stationäre Versorgung stehen im Bereich Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin sowie Psychosomatik steiermarkweit 665 Betten und 24 ambulante Betreuungsplätze für Erwachsene sowie 57 Betten und 14 ambulante Betreuungsplätze für Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Am 23. November 2023 wurden nun von der Gesundheitsplattform Steiermark deutliche Erweiterungen bei der ambulanten sozialpsychiatrischen Versorgung für Kinder und Jugendliche und in weiteren Bereichen beschlossen.

„Wir haben in der Steiermark ein vielfältiges Angebot an Präventions- und Versorgungsangeboten im psychiatrisch beziehungsweise psychosozialen Bereich – von den psychosozialen Beratungsstellen über das psychiatrische Krisentelefon PSY NOT, die ambulanten sozialpsychiatrischen Ambulatorien bis hin zum stationären Bereich. Da der Bedarf in den letzten Jahren gestiegen ist, haben wir das Angebot auch laufend weiterentwickelt. Vor allem auch im Kinder- und Jugendbereich ist der Bedarf groß, weshalb wir hier ab 2024 die Personalressourcen aufstocken und neue Angebote wie das Hometreatment etablieren, mit dem wir in der Steiermark Vorreiter sein wollen”, sagt Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl.

„In der Österreichischen Gesundheitskasse, der ÖGK, ist es unser vorrangiges Ziel, jedem, der eine psychotherapeutische Behandlung benötigt, umgehend einen Therapieplatz zur Verfügung zu stellen. Daher freut es mich besonders, dass die ÖGK einen entscheidenden Schwerpunkt in diesem Bereich setzt. Zuletzt konnten wir die kassenfinanzierten Psychotherapiestunden um 300.000 Stunden erhöhen, wodurch weitere 20.000 Patientinnen und Patienten zeitnah behandelt werden können. Das ist ein wichtiger Schritt, der die Bedeutung der psychischen Gesundheit unterstreicht”, betont Vinzenz Harrer, Vorsitzender des ÖGK-Landesstellenausschusses in der Steiermark.

„Alle Angebote für die psychosoziale Versorgung sind über die bei uns im Gesundheitsfonds angesiedelte Plattform Psyche vernetzt. Dies gewährleistet eine bedarfsgerechte Versorgung bei psychischen Problemen in allen steirischen Regionen. Auch beim neuen Hometreatment für Kinder und Jugendliche spielt die Kooperation zwischen Klinik und psychosozialem Dienst eine entscheidende Rolle. Ziel ist es, Betroffene bestmöglich dabei zu unterstützen, wieder selbstständig und gesund im gewohnten Umfeld leben können”, so Geschäftsführer Michael Koren und Psychiatriekoordinatorin Susanna Krainz vom Gesundheitsfonds Steiermark.

Übersicht der Erweiterungen im psychosozialen Bereich & Sozialpsychiatrie (Gesamtbudget für 2024 von 46 Millionen Euro im Vergleich zu 37 Millionen Euro im Jahr 2023):

Kernbereich der psychosozialen Versorgung / Sozialpsychiatrie: 36 Millionen Euro (+ 6 Millionen Euro)Für die Finanzierung der Beratungsstellen und sozialpsychiatrischen Ambulatorien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie die alterspsychiatrischen Beratungsstellen ist laut Maßnahmenplanung 2024 – beruhend auf dem Versorgungskonzept 2030 – ein Budget von rund 36 Millionen Euro vorgesehen. Im Vergleich zum Jahr 2023 sind das um rund sechs Millionen Euro mehr. Mit dem Zusatzbudget werden die personellen Ressourcen verstärkt und vor allem die Kinder- und Jugendversorgung ausgebaut.

Derzeit gibt es in der Steiermark in allen sechs Versorgungsregionen sozialpsychiatrische Ambulatorien für Kinder und Jugendliche; zehn Standorte (Graz, Judenburg, Liezen, Kapfenberg, Weiz, Hartberg, Feldbach, Leibnitz, Deutschlandsberg, Voitsberg). Diese kooperieren eng bzw. arbeiten eng verschränkt mit den psychosozialen Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche. Diese Kooperation soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Auch wird dem steigenden Versorgungsbedarf, unter anderem seit der Corona-Pandemie, Rechnung getragen. Ab 2024 erfolgt daher folgender Ausbau:

Aufstockung von 34,3 (laut Konzept 2014) auf 49,5 VZÄ in den Bereichen fachärztliche Versorgung, Psychologie, Psychotherapie, Sozialarbeit, fakultativ Logo- und Ergotherapie an den zehn Standorten der Ambulatorien/Beratungsstellen für Kinder und Jugendlichedarin inkludiert sind mindestens 0,5 VZÄ Fachärztin/ Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie je Versorgungsstandort (d.h. zehn Stellen steiermarkweit), wie bereits im Konzept 2014 festgelegt, jedoch erfolgt künftig eine flexiblere Anpassung an den individuellen Bedarf der Regionen bis maximal sieben VZÄ Facharzt/Fachärztin (diese werden von der ÖGK kofinanziert)

Neu: Integriertes Hometreatment: 1,7 Milionen (zusätzliches Angebot)Hometreatment ist eine Behandlung von psychiatrischen Patientinnen und Patienten in der gewohnten Umgebung. Erstmals wird für Kinder und Jugendliche (5 bis 18 Jahre) „Integriertes Hometreatment” ab 2024 in der Steiermark angeboten. Dazu kooperiert das LKH Graz II, Standort Süd mit den Psychosozialen Diensten Steiermark. Das Projekt wird 2024 1,7 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, in den nächsten Jahren Hometreatment für die gesamte Steiermark anhand von mehreren Teams aufzubauen.Dazu Isabel Böge, Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des LKH Graz II, Standort Süd, die das Konzept Hometreatement 2011 erstmals in Deutschland etabliert hat: „Hometreatment wird in Deutschland und England bereits länger eingesetzt, in Österreich gibt es erst wenige Ansätze. Mit dem neuen steirischen Konzept, das einen flächendeckenden Ausbau im ganzen Bundesland vorsieht, sind wir daher Vorreiter.”

Es handelt sich um ein sehr intensives Programm, bei dem Kinder und Jugendliche und ihre Familien langfristig begleitet werden. Hometreatment ist eine intensive, stationsersetzende Behandlung für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche, die dann eingesetzt wird, wenn eine stationäre Behandlung zwar indiziert ist, aber eine Herausnahme aus dem Heimatumfeld nicht sinnvoll erscheint, da zum Beispiel die gesamte Familie in die Behandlung einbezogen werden sollte oder soziale Aspekte bei der psychischen Erkrankung eine Rolle spielen. Alternativ kann es auch als Übergang von einer stationären in eine ambulante Behandlung genutzt werden, damit eine Stabilität im Heimatumfeld entsteht. Die Familien werden in den ersten sechs Wochen vier bis fünfmal von einem Team aus Ärztinnen und Ärzten, Psychologinnen und Psychologen, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Pflegefachkräften und Fachtherapeutinnen und Fachtherapeuten besucht, die anfangs noch aus dem klinischen Bereich stammen. Eine Vertreterin bzw. ein Vertreter des psychosozialen Dienstes ist aber bereits in den ersten Wochen mit dabei, da diese/ dieser danach für weitere sechs Monate die Betreuung übernimmt; dann mit ungefähr einem Termin pro Woche. Eine Fachärztin bzw. Facharzt der Klinik visitiert dabei in diesen sechs Monaten weiterhin einmal pro Monat die Familien.

Evaluierungen aus Deutschland zeigen, dass Hometreatment vor allem bei starken expansiven Störungen (zum Beispiel ADHS oder Störung des Sozialverhaltens) sehr erfolgreich eingesetzt werden kann. Aber auch Patientinnen und Patienten mit internalisierenden Störungen, wie Depressionen, Ängsten und Zwängen profitieren. Hier braucht es manchmal etwas längere Behandlungszeiträume. Essstörungen sind ein weiteres Thema, wo auf lange Sicht auch angedacht wird, in der Steiermark ein eigenes Team zu etablieren.

Ausbau von PSY-NOT: 1,7 Millionen Euro (+ 600.000 Euro)PSY-NOT, das Psychiatrische Krisentelefon, wird seit Ende 2022 als Callcenter unter der Telefonnummer 0800 44 99 33 umgesetzt. Das psychiatrische Krisentelefon bildet den ersten Teil eines noch um einen persönlichen/ausfahrenden Krisendienst zu ergänzenden Angebotes; der Krisendienst ist – neben psychosozialen Beratungsstellen, Tagesstrukturen, mobiler sozialpsychiatrischer Betreuung, Wohnen sowie arbeitsrehabilitative Angebote für psychisch Kranke – das letzte Modul einer state of the art sozialpsychiatrischen Versorgung. Das Angebot wird sehr gut angenommen, durchschnittlich gehen 24,1 Anrufe täglich (356 Tage im Jahr, 80 Prozent davon zwischen 6 und 20 Uhr) ein, Rückrufe nicht mitgerechnet. Aufgrund der aktuellen Einfachbesetzung können rund 54 Prozent der Anrufe nicht unmittelbar bedient werden. Daher erfolgt ab 2024 eine Doppelbesetzung von – aufgrund der letzten Auswertungen noch einmal angepasst – 8 bis 24 Uhr. Insgesamt wird PSY-NOT 2024 mit rund 1,7 Millionen Euro vom Gesundheitsfonds finanziert, was eine Erhöhung um rund 600.000 Euro bedeutet.

Fortführung von „GO-ON Suizidprävention Steiermark”: 1,3 Millionen Euro (+ 130.000 Euro)Die Gesamtzahl der Suizide (Selbsttötungen) geht zwar sukzessive zurück, dennoch liegt die Steiermark weiter im oberen Bereich der österreichischen Suizidstatistik; Österreich selbst über dem europäischen Durchschnitt. Umso wichtiger daher Prävention, Information und Beratung. Als erste Anlaufstelle dafür wurde 2011 „GO-ON Suizidprävention Steiermark” gegründet. Für den weiteren Betrieb inklusive Suizid-Monitoring sowie wissenschaftlicher Begleitforschung und Evaluation, ein Kurzinterventionsprogramm nach Suizidversuch (ASSIP), ein Präventionsschwerpunkt an Schulen sowie ein Postventions-Angebot werden für 2024 1,3 Millionen Euro kalkuliert. Für die Präventionsarbeit an Schulen wurde für 2024 aufgrund des hohen Bedarfes nach der Pandemie ein Schwerpunkt definiert und dafür speziell 130.000 Euro bereitgestellt.

Interkulturelle psychosoziale und sozialpsychiatrische Versorgung: 670.000 Euro (+ 257.000 Euro)Der Verein Omega unterstützt Migrantinnen und Migranten, die durch traumatischen Stress ein höheres Risiko für psychische Probleme haben. Auch der Verein Zebra widmet sich der psychiatrisch-psychotherapeutischen, rechtlichen und kulturellen Betreuung von traumatisierten (Kriegs-)Flüchtlingen. Für psychosoziale Interventionen sowie begleitend notwendige sprachliche Übersetzungen werden für 2024 finanzielle Mittel in Höhe von maximal 170.000 Euro für den Verein Omega sowie maximal 500.000 Euro für den Verein Zebra zur Verfügung gestellt. Damit erhöht sich das Budget von 2023 auf 2024 um 257.000 Euro.

Betreuung von Kindern und Jugendlichen nach Trennung/Scheidung und bei Tod (101.000 Euro)Der Verein RAINBOWS hilft Kindern und Jugendlichen in stürmischen Zeiten; bei Trennung, Scheidung oder Tod naher Bezugspersonen. Für die niederschwellige Lancierung des Angebotes – finanziell schlecht gestellte Familien sollen das Angebot ohne Selbstkostenanteil erhalten – werden für 2024 finanzielle Mittel in Höhe von rund 101.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Zusätzlich zu den oben dargestellten Einzelprojekten werden folgende Projekte finanziert:

o ACM-Überbrückungsambulanz Projektphase 2: 584.000 Euro (derselbe Betrag wird von der ÖGK kofinanziert)Koordinationsstellenbudget Psychiatrie 150.000 Eurozahlreiche Projekte der psychosozialen Versorgung, Evaluationen, etc., welche im Gesamtbudgetbeschluss aufgehen von insgesamt 3.795.000 Euro wie zum Beispielo PAT-Projekt der AG Patenfamilien – Ausrollung dieses in Graz & GU entwickelten Projektes auf die Bezirke/Regionen SO-Steiermark sowie Obersteiermark Ost im Jahr 2023; 2024 werden die Bezirke Leibnitz, Deutschlandsberg sowie Voitsberg hinzukommen, 2025 die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld und Weiz und schließlich im Jahr 2026 – und damit eine flächendeckende Ausrollung – Murau, Murtal sowie Liezen (www.patenfamilien.at).o Schulprojekt „Verrückt? – Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung, psychisch fit studieren sowie die Erweiterung 2024 in Grundschulen”o Netzwerk Demenz Steiermark für Sensibilisierung und Teilhabe von Menschen mit Demenz sowie Informationsaufbereitung zu Angeboten der Abklärung, Beratung, Behandlung und Betreuung über https://wegweiser.demenz-steiermark.at bzw. www.demenz-steiermark.at; Langer Tag der Demenz sowie Forum Demenz Steiermark.o Peerarbeit im Rahmen von Achterbahn – Betroffenenorganisation für psychisch Kranke sowie die Schwalbe - Wohninitiative für psychisch kranke Fraueno Achterbahno HPE – Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter


Quelle: Land Steiermark



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