Steiermark: Mannigfaltige Konkurrenz für traditionelle Medien

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Der Medienexperte Peter Plaikner 
Foto: Gernot Gleis
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Nachrichtenquellen 
Foto: Digital News Report 2020/Peter Plaikner
15 Apr 21:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Peter Plaikners Medienfrühling 21

Graz (15.4.2021).- Medienexperte Peter Plaikner skizzierte gestern Abend in der von der Kommunikation Land Steiermark organisierten Online-Veranstaltung „Plaikners Medienfrühling 2021" die Herausforderungen der tradtionellen Medien angesichts mannigfaltiger Konkurrenz.

Plaikner: "Der Kardinalsfehler wurde in den 90er Jahren begangen. Seit Mitte der 90er wurde einer ganzen Generation vermittelt, dass Informationen gratis sind. Der Wert von Informationen wurde dadurch entwertet, das rächt sich nun."

Aus dem "Digital News Report 2020" geht hervor, dass in Österreich in der Gruppe der über 14-Jährigen 63,3 Prozent die TV-Nachrichten, 57,3 Prozent die Radio-Nachrichten, 48,5 Prozent die gedruckten Zeitungen und 44,6 Prozent die digitalen Netzwerke als wöchentliche Nachrichtenquelle nutzen (siehe Folie Nachrichtenquellen). Peter Plaikner sprach sich auch dafür aus, die sogenannten sozialen Medien als digitale Netzwerke oder Plattformen zu bezeichnen, da ihre jetzige Bezeichnung ein falsches Bild vermittle.

Spannend ist, dass global gesehen, in Österreich die Nutzung der traditionellen Medien relativ hoch ist. So ziehen in derselben Altersgruppe global nur 53,3 Prozent die TV-Nachrichten, nur 29,7 Prozent die Radio-Nachrichten und nur 25,4 Prozent die gedruckten Zeitungen als Nachrichtenquelle heran. Aber dafür liegt der Anteil derer, die die digitalen Netzwerke (soziale Medien) als Nachrichtenquelle nutzen, bei 55,2 Prozent, also rund zehn Prozent höher als der österreichische Anteil. Der Befund, dass in Österreich die traditionellen Medien im Vergleich zu den globalen Trends noch gut im Geschäft sind, spiegelt sich auch in den wöchentlichen Nutzungsdaten von gedruckten Magazinen wider. Sind es in Österreich immerhin 11,5 Prozent, die sie als Nachrichtenquelle angeben, so sind es global nur 7,3 Prozent. Die große Frage ist wohl, wie lange die österreichischen traditionellen Medien gegen diesen internationalen Trend gegenhalten können.

Eine gute Nachricht für die traditionellen Medien ist auch, dass ihre Webseiten und Apps stark genutzt werden. In Österreich gaben 38,6 (global 36,7) Prozent an, die Webseiten/Apps von Zeitungen wöchentlich als Nachrichtenquelle zu nutzen, 26,4 (global 33) Prozent tun dies bei Webseiten/Apps von TV- und Radiosendern. Aber auch 24 Stunden TV-Sender (20 Prozent) und Webseiten diverser Organisationen (11,9 Prozent) werden als Nachrichtenquelle genutzt.

Derselbe "Digital News Report" 2020 zeigt auch, wie sich die Nachrichtennutzung bei den digitalen Netzwerken aufteilt. So informieren sich 30,4 (global 46,4) Prozent der Österreicher über 14 Jahre bei Facebook, 22,7 (global 20) Prozent bei Whatsapp und 20,8 (global 27,5) Prozent bei youtube sowie 9,3 (global 13,1) Prozent auf Instagram. Über Facebook Messenger informieren sich 7,4 (global 12) Prozent und über Twitter 4,8 (global 11,4) Prozent. Die Nachrichten-Macht des Facebook-Imperiums ist damit gewaltig: 45,1 (global 58,1) Prozent nutzen Dienste des Facebook-Konzerns als Nachrichtenquelle.

Neue Konkurrenz

Mit parteiischen Web-Info-Angeboten wie „unzensuriert.at", „zack-zack", „Wochenblick", „Kontrast.at", „NeueZeit.at" und „exxpress" sowie „zur Sache" erhalten die traditionellen Medien neben den digitalen Netzwerken zusätzliche Konkurrenz. Laut "Digital News Report 2020" nutzten in Österreich 2020 je vier Prozent „unzensuriert.at" und „Kontrast.at" und 11,6 Prozent immerhin irgendeine parteiische Webseite.

Plaikner: „Natürlich sind die neuen PR-Plattformen der Parteien eine Konkurrenz für etablierte Medienmarken. Es ist eine Aufgabe des Journalismus, seinen Unterschied zu Propaganda deutlich zu machen. Aber es ist eine Aufgabe der Politik, die Medienkompetenz der Bevölkerung so zu stärken, dass eine große Mehrheit diesen Unterschied erkennen kann. Beides ist notwendig für ein öffentliches Gespräch auf der Grundlage von Tatsachen. Ohne solche Faktenbasis für jede Auseinandersetzung ist die Demokratie gefährdet."

Seit 2008 untersucht Medien- und Politikexperte Peter Plaikner im Frühjahr nach der Media Analyse den Status Quo der internationalen und österreichischen Medienlandschaft, seit 2013 nimmt er im Herbst die Entwicklung bei den digitalen Netzwerken unter die Lupe. Die gestrige Veranstaltung war somit die 21. in dieser Reihe (Coronabdingt fiel 2020 der Frühjahrstermin aus).

Den Mitschnitt der gestrigen Veranstaltung finden Sie HIER.



Quelle: Land Steiermark



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