Macau, Japan & Thailand: Wie wird in Asien ins Glücksspiel investiert?
Macau riecht nach Glanz vergangener Tage, aber es wirkt ganz und gar nicht alt. Vielmehr wie ein Spieler, der gelernt hat, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Denn während in Europa Debatten um Legalisierung, Spielsucht und Steuerhinterziehung im Kreis fahren, werden in Asien längst Milliarden bewegt.
Wer wissen will, wie Glücksspiel in dieser Region nicht nur geduldet, sondern zum wirtschaftlichen Schwergewicht wird, muss sich drei Länder genauer anschauen. Es geht um Macau, Japan und Thailand. Drei völlig verschiedene Ausgangslagen, drei komplett unterschiedliche Strategien. Was sie verbindet, ist der Versuch, aus Chips, Jetons und VIP-Lounges eine neue Form von Tourismus zu schmieden.
Thailand bleibt zögerlich
Und dann gibt es da noch Thailand. Ein Land, in dem Glücksspiel offiziell verboten ist und trotzdem gespielt wird. Täglich, millionenfach, meist illegal. Das Dilemma ist offensichtlich, die Nachfrage ist da, das Geld fließt. Nur eben nicht in regulierten Bahnen. Genau deshalb denkt die thailändische Regierung schon länger darüber nach, das Thema aus der Grauzone zu holen. Die Debatten sind hitzig, die Pläne ambitioniert.
Fünf integrierte Resorts stehen zur Diskussion, mögliche Standorte reichen von der Hauptstadt Bangkok bis zu touristischen Hotspots wie Phuket oder Chiang Mai. Das Ziel ist es, Einnahmen zu generieren, Tourismus zu fördern und der Schattenwirtschaft das Wasser abzugraben.
Denn bis heute hat Thailand keine finalen Regelungen verabschiedet. Die Pläne sind in der Schwebe, teils politisch umstritten, teils durch die eigene Bürokratie ausgebremst. Trotzdem ist das Interesse der internationalen Casino-Betreiber enorm. Melco Resorts hat längst ein Büro in Bangkok eröffnet. Nur für den Fall, dass der Startschuss doch noch fällt.
Ein genauer Blick auf die aktuellen Entwicklungen lohnt sich also, denn zwischen all den Mega-Resorts tauchen immer wieder auch kleinere Projekte auf, die bislang unter dem Radar laufen, aber unbekannte Casinos im Überblick zu behalten, fällt angesichts der schwankenden Gesetzeslage nicht leicht. Aber genau hier könnten sich Chancen für mutige Investoren ergeben.
Die geplanten Regelungen wären streng. Einheimische müssen hohe Eintrittsgebühren zahlen und eine feste Summe auf einem Bankkonto nachweisen. Ob solche Hürden potenzielle Kunden abschrecken oder Vertrauen schaffen, ist noch unklar. Sicher ist nur, Thailand will das große Spiel mitspielen, aber traut sich nicht ganz an den Tisch.
Macau investiert Milliarden
Macau, das ehemalige portugiesische Kolonialgebiet und heutige Sonderverwaltungszone Chinas, hat sich über Jahre hinweg einen Ruf erarbeitet, der selbst Las Vegas nervös machen dürfte. Noch vor der Pandemie spielte hier das große Geld, befeuert von reichen Festlandchinesen, High-Rollern und endlosen Baccarat-Tischen. Doch genau diese Abhängigkeit wurde der Stadt zum Verhängnis, als Grenzen schlossen und die Jetsets ausblieben.
Der Neustart kam nicht nur mit einem kräftigen Aufräumen bei den Lizenzvergaben, sondern auch mit klaren Ansagen. Die sechs großen Casino-Betreiber, darunter Schwergewichte wie Sands China oder Wynn Macau, bekamen 2022 ihre Lizenzen erneuert. Allerdings unter einer Bedingung, und zwar investieren und das nicht nur in blinkende Spieltische. Rund 15 Milliarden US-Dollar sollen über zehn Jahre fließen, und mehr als 90 Prozent davon müssen in „non-gaming“-Angebote gesteckt werden. Die Zeiten, in denen Glücksspiel das einzige Verkaufsargument war, sind vorbei.
Der Plan dahinter ist ebenso simpel wie clever. Macau soll sich vom einseitigen Casino-Magneten hin zu einem vollwertigen Reiseziel entwickeln. Familienfreundlich, kulturell anspruchsvoll und wirtschaftlich breiter aufgestellt. Es geht nicht darum, das Glücksspiel abzuschaffen. Es geht darum, es einzubetten. Peking hat dabei die Strippen in der Hand.
Die Zentralregierung duldet die Casino-Wirtschaft, will sie aber unter Kontrolle wissen und so transformiert sich Macau fast lautlos von der Stadt der Jetons zur Stadt der Optionen. Dass dieser Umbau Wirkung zeigt, lässt sich an den Zahlen ablesen. Für 2025 erwartet die Regierung das höchste Bruttospielergebnis seit Pandemiebeginn. Die Milliarden fließen also weiter, aber sie bekommen neue Wege. Und genau das könnte der Stadt auf lange Sicht die Lizenz zur Unsterblichkeit sichern.
Japans verspäteter Einstieg
Wer Japan kennt, weiß, Veränderungen brauchen Zeit. Besonders solche, die gesellschaftlich heikel sind. Jahrzehntelang galt Glücksspiel als moralisch fragwürdig und politisch vermintes Terrain. Zwar waren Pachinko-Hallen längst überall zu finden, doch was an Spieltischen mit echten Einsätzen passierte, war entweder illegal oder gar nicht existent. Bis 2018, denn da beschloss die Regierung, das Konzept der „Integrated Resorts“ einzuführen. Streng regulierte Unterhaltungs-Komplexe mit Casino-Anteil. Der Weg von der Gesetzesänderung bis zum ersten Spatenstich war japanisch akkurat und quälend langsam.
Doch seit April 2025 ist klar, Osaka macht ernst. Auf der künstlichen Insel Yumeshima entsteht das erste voll lizenzierte Casino-Resort Japans. Ein Prestigeprojekt mit klarer Mission. Rund 8,9 Milliarden US-Dollar schwer, mit Beteiligung von MGM Resorts und der japanischen Orix Corporation. Es geht nicht nur um Glücksspiel, sondern um alles drumherum wie Luxushotels, Konferenzzentren, Unterhaltung und Shopping. Der Spieltisch ist nur ein Teil eines riesigen Erlebniskomplexes.
Interessanterweise wird das Projekt bewusst mit der Expo 2025 in Osaka verknüpft. Eine perfekte Bühne, um das neue Gesicht Japans zu zeigen. Dieses ist offen für Tourismus, wirtschaftlich innovativ, dabei kontrolliert und gesichtswahrend. Die Eintrittsbarrieren für Einheimische sind hoch. Gebühren, Besuchslimits und Identitätschecks sollen verhindern, dass der Spielbetrieb in der eigenen Bevölkerung zu sozialen Problemen führt. Doch trotz aller Vorsicht ist die Botschaft deutlich, Japan will sich nicht länger die Milliarden entgehen lassen, die seine asiatischen Nachbarn längst einsammeln. Es will mitspielen, aber zu seinen eigenen Bedingungen. Und vielleicht ist das genau die eleganteste Form des Einstiegs.
Welche Risiken Investoren kalkulieren müssen
Wo viel Geld fließt, ist das Risiko nie weit. In Macau hängt das Schicksal der Casino-Wirtschaft eng mit der politischen Großwetterlage in Peking zusammen. Wer sich nicht an Auflagen hält, riskiert schnell mehr als nur einen Imageverlust. In Japan ist der regulatorische Rahmen eng gesteckt, dafür aber berechenbar. Doch hier lauert ein anderes Risiko, dass am Ende niemand spielen will. Zumindest nicht genug, um Milliarden zu rechtfertigen.
In Thailand ist das Risiko fast schon Teil des Spiels. Ohne verlässliche Gesetzeslage ist jeder Investmentplan ein Drahtseilakt. Die Regierung schwankt zwischen Mut zur Öffnung und Angst vor Kontrollverlust. Gleichzeitig warnen Kritiker vor sozialen Verwerfungen, Spielsucht und kulturellem Identitätsverlust. Die Frage lautet also nicht, ob Glücksspiel wirtschaftlich lohnt, sondern ob sich das Ganze auch langfristig stabil und verantwortungsvoll steuern lässt.
Der asiatische Glücksspielmarkt bleibt dynamisch
Der Blick nach Asien zeigt, wie unterschiedlich sich Staaten an ein und dasselbe Thema herantasten. Macau beweist, dass selbst eingefleischte Casino-Metropolen sich neu erfinden können, wenn der politische Druck stimmt. Japan macht vor, wie ein Land mit hohen moralischen Standards dennoch die Tür zum Milliardenmarkt öffnen kann. Und Thailand erinnert daran, dass gute Ideen nicht automatisch gute Gesetze nach sich ziehen.
Für Investoren ist Asien ein Markt voller Möglichkeiten. Aber auch voller Bedingungen. Wer hier mitspielen will, muss mehr im Gepäck haben als Kapital. Es braucht Fingerspitzengefühl, Geduld und ein solides Verständnis für Kultur, Politik und Gesellschaft. Denn am Ende ist Glücksspiel nicht nur ein Spiel mit dem Einsatz, sondern auch mit den Regeln.
