Tirol: MCI-Studie über nachhaltige Verwertung von Gemüsereststoffen

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Zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn - wie kann man die gesamte Gemüseernte inklusive anfallender Reststoffe bestmöglich verwerten. Dieser Frage geht das MCI in einer vom Land Tirol beauftragten Studie nach.
Foto: Franz Pfiffl/Karakter Ernte
20 Dez 10:00 2020 von Redaktion International Print This Article

Land Tirol will Gemüse mit Schönheitsfehlern und Reststoffe im Gemüsebau besser nutzen

In Belgien werden Tausende Tonnen von Kartoffeln vernichtet, weil aufgrund der Pandemie und der geschlossenen Lokale die Pommes-Industrie weggebrochen ist. Und auch bei uns hinterlässt die Coronakrise im Gemüsebau ihre Spuren. Doch selbst wenn alles rund läuft, fallen bei der Verarbeitung und Vermarktung von Gemüse biogene Stoffe an, die vielfach eingeackert, aber nicht anderweitig genutzt werden.

Das soll sich in Tirol ändern. „Wir wollen das Grün der Karotten, die Schalen der Kartoffeln oder die Blätter von Karfiol und Radieschen, die bei der Verarbeitung von Gemüse am landwirtschaftlichen Betrieb anfallen, genauso wie als unverkäuflich geltendes Gemüse nicht als Abfall, sondern als eigenes Produkt und als Wertstoff sehen, den es sinnvoll und nachhaltig zu nutzen gilt“, erklären Agrarlandesrat LHStv Josef Geisler und Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg. Im Rahmen einer vom Land Tirol finanzierten Studie erhebt das Management Center Innsbruck (MCI), Department Umwelt-, Verfahrens- und Energietechnik, in einem ersten Schritt die Menge der in Tirol anfallenden Gemüsereststoffe. In weiterer Folge werden Einsatz- und Verwertungsmöglichkeiten für diese Gemüsereststoffe geprüft. Der Eigenversorgungsgrad mit Gemüse liegt in Tirol bei rund 50 Prozent. Schätzungsweise werden in unserem Land jährlich 50.000 Tonnen verkaufsfähiges Gemüse produziert.

Nachhaltige Verwertungsstrategien gesucht

Die Ergebnisse der Studie sollen eine Entscheidungsgrundlage dafür bieten, wie Gemüsereststoffe effektiv und nachhaltig genutzt werden können. „Ziel ist jedenfalls, alle verfügbaren Reststoffe im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft bestmöglich zu nutzen. Grundsätzlich kommen eine stoffliche oder energetische bzw. eine Kombination aus beiden Nutzungspfaden für verschiedene Gemüsereststoffe infrage“, führt LHStv Geisler aus. Gemüsereststoffe könnten allenfalls auch einen Beitrag zur Erreichung der Energieautonomie Tirols leisten. Bei sämtlichen Verwertungsmöglichkeiten werden jedenfalls Nachhaltigkeitskriterien wie der ökologische Fußabdruck, die regionale Wertschöpfung und soziale Aspekte untersucht und berücksichtigt.

Für Ware, die im Handel nicht verkäuflich ist, weil sie in Form, Farbe, Größe oder Gewicht nicht den Anforderungen der KonsumentInnen entspricht, wurde mit Unterstützung des Landes Tirol bereits das Projekt Karakter-Ernte gestartet. Obst- und Gemüseproduzenten schließen sich hier mit weiterverarbeitenden Betrieben zusammen, um auch Ware mit Schönheitsfehlern auf den Tisch zu bringen. Dieses Projekt könnte ausgeweitet werden.

Vom Recycling zum Upcycling

Neben der direkten Nutzung werden Veredelungspotenziale wie etwa die Herstellung von Spirituosen erhoben und evaluiert. Etwaige Gemüsereststoffe, die sich nicht für einen höherwertigen Gebrauch eigenen, werden durch eine stoffliche oder eine energetische Nutzung wiederverwertet. Die anfallenden Gemüsereststoffe werden dabei unter kontrollierten Bedingungen behandelt und anschließend an die Kompostierung oder Vergärung wieder als hochwertiger Kompost auf die Felder ausgebracht, um den Nähstoffkreislauf zu schließen.

Stopp der Lebensmittelverschwendung

„Lebensmittel sind wertvoll. Wir sollten sie genießen und nicht verschwenden. Die bei der Produktion anfallenden Stoffe wollen wir nachhaltig nutzen“, erwarten sich LHStv Geisler und LR Tilg klare Studienergebnisse. Diese sollen in zwei Jahren vorliegen. Projektpartner sind neben der Agrarmarketing Tirol sowohl die Landwirtschafts- als auch die Wirtschaftskammer, die Tiroler Gemüsebauvereinigung, die Abfallwirtschaft Tirol-Mitte sowie die TIGAS. Das Land Tirol trägt mit rund 105.000 Euro die Hälfte der Kosten. Das Projekt ist Teil der Konjunkturoffensive „Tirol packt’s an“ für das Jahr 2020.


Quelle: Land Tirol



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