MAK zeigt "BILDERBUCHKUNST. Das Buch als künstlerisches Medium"

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MAK zeigt "BILDERBUCHKUNST. Das Buch als künstlerisches Medium"
Foto: Marion Bataille
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MAK zeigt "BILDERBUCHKUNST. Das Buch als künstlerisches Medium"
Foto: © 2019 Diogenes Verlag AG Zürich
29 Aug 19:00 2022 von OTS Print This Article

Die MAK-Ausstellung rollt das Thema Bilderbuch in seiner gesamten Breite auf

Mit der Ausstellung „BILDERBUCHKUNST. Das Buch als künstlerisches Medium“ (MAK Direktion, 12.10.2022–5.3.2023) holt das MAK die gestalterische, ästhetische und inhaltliche Vielfalt eines Mediums vor den Vorhang, das uns allen vertraut ist: Bilderbücher. Sie sind weder „Kinderkram“ noch Illustrator*innen vorbehalten, es gibt sie für Kinder und Erwachsene zu verschiedensten Themen, in eindrucksvoller Weise drücken sie unterschiedliche künstlerische Tendenzen und gesellschaftliche Themen über das Medium Buch aus. Die Schau in der MAK Direktion zeigt eine Auswahl herausragender Bilderbücher von den 1960er Jahren bis heute, etwa von Sonia Delaunay, Warja Lavater, Bruno Munari, Olaf Nicolai, Dieter Roth und Lawrence Weiner.

Das MAK hat bereits mehrfach Ausstellungen zum Künstler*innenbuch realisiert, mit „BILDERBUCHKUNST. Das Buch als künstlerisches Medium“ wird das Thema Bilderbuch in seiner gesamten Breite aufgerollt. Viele Künstler*innen sehen im Bilderbuch eine wesentliche Plattform für ihre künstlerische Arbeit und richten sich damit vor allem an ein erwachsenes Publikum. In ihren Bilderbüchern spiegelt sich ihr Verständnis von Welt, sie verweisen auf Krisen, Gefahren und Katastrophen ebenso wie auf Hoffnungen, Schönes und die Möglichkeit eines friedlichen solidarischen Lebens.

Für die Auswahl der Exponate war dem Ausstellungstitel entsprechend der künstlerische Anspruch ausschlaggebend, der sich in den Bildwelten manifestiert. Neben Leihgaben aus der Neuen Sammlung Friedrich C. Heller, der auch als Gastkurator fungiert, sind Objekte aus dem bedeutenden Bestand an Künstler*innenbüchern der MAK Sammlung zu sehen.

In insgesamt acht Kapiteln – „Bücher sind Räume“; „Fast nichts“; „Märchen. Andere Welten“; „Poesie der Zeichen“; „Schrift und Klang als Bild“; „Spuren der Kunstgeschichte“; „Stadt und Landschaft“ und „Welt der Krisen“ – thematisiert die Ausstellung die gestalterische und inhaltliche Fülle im Medium Bilderbuch.

Ein wichtiges Thema der Ausstellung sind künstlerische Bezugnahmen. Impressionismus, Surrealismus, Suprematismus, Futurismus, Dada, Neue Sachlichkeit, abstrakter Expressionismus, Farbfeldmalerei, Pop Art, Minimalismus oder Fotorealismus haben selbstverständlichen Eingang in die Welt der Bilderbücher gefunden. Für erwachsene Rezipient*innen eröffnen sich – im lustvollen Wiedererkennen der Bezüge – neue Bedeutungs- und Interpretationsräume, für jüngere Leser*innen ebnet sich ein neuer Weg zur Vielfalt der künstlerischen Sprachen.

Aber auch künstlerische Reduktion birgt eine enorme ästhetische Kraft, wie beispielsweise in „El libro negro de los colores“ (Rosana Faría und Menena Cottin, 2011) deutlich wird. Es enthält ausschließlich schwarze Seiten und regt damit, unterstützt durch einen poetischen Text, alle anderen Sinne zu intensiven Farbempfindungen an. In eindrucksvoller Weise führt es die Vermittlung von Farben für blinde Betrachter*innen vor – mit ertastbaren Bildern, dazu jeweils ein kurzer Text in Blindenschrift.

Ein besonderes Beispiel für den Umgang mit Materialität im Medium Bilderbuch ist Bruno Munaris Werk „I Prelibri“ aus dem Jahr 1980. In einer Kassette, die in ihrem Format den kleinen Händen von Kindern angepasst ist, versammelt es Bücher aus Holz, Stoff, Filz, Kunststoff etc.

Immer wieder spielen Bilderbuchkünstler*innen gekonnt mit Zeichen. So etwa Warja Lavater in „Ergo“ (1987). Unter Verwendung von abstrakten Flächen und grafischen Zeichen, die durch ihre spezifische Gestalt und Farbigkeit emotional aufgeladen wirken, setzt es sich bildlich mit René Descartes berühmtem Diktum „cogito ergo sum“ (ich denke, also bin ich) auseinander. Von der Bedeutung der Arbeit mit Schriftzeichen zeugen insbesondere die sogenannten „ABC-Bücher“, die nicht nur der Einführung in die Schrift dienen, sondern in ihrer Vielfalt auch das bildnerische Denken anregen und schulen.

Seit den 1960er Jahren finden abseits der Darstellung „heiler Welten“ – etwa von Prinzessinnen, schönen Landschaften oder Tieren – auch schwierige und kritische Themen wie historische und Umweltkatastrophen oder gesellschaftspolitische Probleme wie Krieg und Migration Eingang in die Bilderbuchkunst. Damit öffnen ausgesuchte Ausstellungsexponate auch Imaginationen des Schrecklichen (Serena Viola und Francesco Guccini, „Auschwitz“, 2019), laden zum Mitfühlen und Mitleiden ein (Jens Thiele, „Wenn auf den grünen Hügeln“, 2010), packen die Betrachter*innen durch die Wucht der Darstellung (Ed Young und Kimiko Kajikawa, „Tsunami!“, 2009) oder bieten die Rolle der distanzierten Beobachtung an (Issa Watanabe, „Migrante“s, 2019).

Mit „BILDERBUCHKUNST. Das Buch als künstlerisches Medium“ greift das MAK einen Trend der Zeit auf. Ungeachtet der Tatsache, dass digitale Medien eine immer größere Rolle in allen Altersgruppen spielen, boomt der weltweite Büchermarkt – besonders Bilderbücher sind gefragt. Unsere Lebenserfahrung, unser Alltag scheint zunehmend durch die Rezeption von Bildern bestimmt, das analoge Bilderbuch bietet für Künstler*innen und Gestalter*innen wie für Leser*innen ein ästhetisch unerreichtes Forum.

Pressefotos sowie Texte zu den einzelnen Kapiteln der Ausstellung stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.

Pressekonferenz
Dienstag, 11.10.2022, 10 Uhr

Eröffnung
Dienstag, 11.10.2022, 19 Uhr
Eintritt frei ab 18 Uhr

Ausstellungsort
MAK Direktion
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

Ausstellungsdauer
12.10.2022–5.3.2023

Öffnungszeiten
Di 10–21 Uhr, Mi bis So 10–18 Uhr

Gastkurator
Friedrich C. Heller unter Mitarbeit von Ursula Brandstätter

MAK Kuratorin
Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv

Grafische Gestaltung
Theresa Hattinger

Rahmenprogramm
laufend aktualisiert unter MAK.at

MAK Eintritt
€ 15, ermäßigt € 12, jeden Dienstag 18–21 Uhr: Eintritt € 7
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19



Quelle: OTS



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