Oberösterreich: LR Steinkellner - Der Winter kann kommen

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OÖ ist gut für den Winterdienst gerüstetStraßenzustandskameras
Foto: Land OÖ/Ernst Grilnberger
27 Nov 09:00 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

Die oö. Straßenverwaltung ist für den Winter 2020/21 bestens gerüstet und modernst ausgestattet.

"Winteranfang ist mehr, als nur Salz zu streuen. Winterdienst in Oberösterreich bedeutet mit den modernsten Techniken in die Zukunft zu schauen, um auf alles vorbereitet zu sein. Ein Schneepflug alleine ist Schnee von gestern", unterstreicht Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner.Die oö. Straßenverwaltung ist für den Winter bestens gerüstet

Die 550 Winterdienstmitarbeiter/innen in den 31 Straßenmeistereien haben sich bereits während des Sommers auf den Winterdienst vorbereitet. Bereits im September wurden die Mitarbeiter der Straßenmeistereien zu den Themen Winterdienst-Organisation und -Technik und zum effizienten Streumitteleinsatz sowie heuer speziell zum Thema Winterdienst in Zeiten von Corona geschult.Zahlen und Fakten zum Winterdienst 2020/2021:- 550 Winterdienstmitarbeiter/innen in den 31 Straßenmeistereien sorgen auf dem rund 6.000 Kilometer langen oberösterreichischen Landesstraßennetz für bestmögliche Fahrverhältnisse auf winterlichen Straßen.- Der Salzvorrat in den Salzsilos der Straßenmeistereien beträgt 21.000 Tonnen.- Automatische Nachbestellungen stellen sicher, dass verbrauchte Mengen während des Winters umgehend nachgeliefert werden.- Zusätzlich lagern in Hallen 10.000 Tonnen Salz als eiserne Reserve.- Der durchschnittliche Salzverbrauch eines Winters beträgt rund 40.00 Tonnen- Die Räumstrecke eines LKW oder UNIMOG beträgt 25 – 35 Kilometer.- 109 Glättefrühwarnmessstellen und über 250 Videokameras informieren die Winterdienstmitarbeiter/innen laufend über den Straßenzustand und ermöglichen ein schnelles Reagieren auf Gefahrensituationen.- Zwischen 90 und 125 Winterdiensttage sind pro Winterdienstsaison zu verzeichnen.- In Zeiten von Corona bedarf es neben Disziplin und Rücksichtnahme auf die Kolleg/innen auch einer angepassten und flexiblen Organisation.Die Streusalzlager sind aufgefüllt!

Das Auftausalz zur Bekämpfung von winterlicher Straßenglätte wurde bereits in den Sommermonaten eingelagert. In 108 Silos bzw. fünf Lagerhallen befinden sich rund 31.000 Tonnen Streusalz. Engpässe sind durch automatische Nachbestellungen nahezu ausgeschlossen. In den 108 Hochsilos wurden vor Winterbeginn 21.000 Tonnen Auftausalz eingelagert. Diese Silos sind in den Straßenmeistereien oder außerhalb an neuralgischen Stellen verkehrsgünstig positioniert. Durch die Positionierung der Silos und eine optimale Planung der Winterdienstrouten ist sichergestellt, dass die Streufahrzeuge ohne größere Anfahrtswege schnell wieder Streusalz nachfüllen können. Alle Silos werden über ein hochentwickeltes Silomanagementsystem gesteuert, das nicht nur alle Befüllungen und Entnahmen überwacht und richtig verbucht, sondern auch automatisch Salz nachbestellt. Sobald der Füllstand eines Silos um 30 Tonnen abgesunken ist, wird automatisch eine entsprechende Nachbestellung generiert und elektronisch an den jeweiligen Streusalzlieferanten übermittelt. Innerhalb der vorgegebenen Lieferfrist wird diese Bestellung angeliefert und der Silo wieder voll befüllt.In der Winterdienstsaison 2020/21 beliefern zwei Lieferanten, die "Salinen Austria AG" aus Ebensee und die Fa. List Salzhandel GmbH aus Hallein die oberösterreichischen Straßenmeistereien mit Auftausiedesalz. Um auch im Falle von Lieferverzögerungen bzw. Salzknappheiten ausreichend Salz zur Verfügung zu haben, sind zusätzlich zum Lagerbestand in den Silos auch in fünf Hallen in den Straßenmeistereien bzw. im Ennshafen 10.000 Tonnen Streusalz eingelagert. Verbrauchsmengen der vergangenen Winter

Die Splittstreuung spielt auf Landesstraßen keine nennenswerte Rolle mehr. Nur rund 150 Kilometer des Landesstraßennetzes werden noch mit Splitt bestreut. Die pro Streudurchgang ausgebrachte Salzmenge liegt zwischen fünf und maximal zwanzig Gramm pro Quadratmeter. Der durchschnittliche Tagesverbrauch beträgt rund 350 Tonnen. An Extremwintertagen, z.B. bei Eisregenereignissen wie am 31. Jänner 2017, kann der Tagesverbrauch aber deutlich ansteigen.

Winterdienst als Hightech-Wissenschaft – Feuchtsalzstreuung als Stand der Technik„Das Land Oberösterreich ist in ständigem Kontakt mit der Wissenschaft. So wurden in den letzten Jahren unter anderem von der TU Wien intensive Studien und Feldversuche zur Optimierung der Salzstreuung und der Schneeräumung durchgeführt. Seit Jahren ist die sogenannte Feuchtsalzstreuung in Oberösterreich Stand der Technik“, unterstreicht Steinkellner. Dabei wird dem Salz vor der Streuung ein variabler Anteil flüssiger Salzsole beigemengt. Das verhindert einerseits die Verwehung des Salzes während des Streuvorganges und bewirkt das Anhaften des Streustoffes auf der Straße und damit eine wesentlich längere Liegedauer im Vergleich mit Trockenstreuung. Auch bei der Salzstreuung gilt „Vorbeugen ist besser als Heilen“- die Präventivstreuung verhindert das Entstehen von Glätte und spart StreumittelMit Streusalz lässt sich Glätte effektiv bekämpfen. Das Tauen von vorhandenem Eis mit Streusalz erfordert jedoch Zeit und größere Streusalzmengen. Aus diesem Grundwird in Oberösterreich präventiv gestreut.Dadurch wird die Entstehung von Reifglätte von vornherein vermieden und zudem nur ein Bruchteil der sonst üblichen Streumenge benötigt. Präventivstreuung vor dem Schneefall erleichtert die anschließende Räumung und spart ebenfalls Streusalz.

Für die Präventivstreuung auf trockener Fahrbahn ist die Streuung mit erhöhten Soleanteilen von 50 % bzw. 70 % oder die Streuung mit reiner Sole am besten geeignet, da dabei nur geringe Salzmengen benötigt werden und eine längere Liegedauer auf der Fahrbahn gewährleistet ist. Für das Auftauen der nach der Schneeräumung verbleibenden Schneemenge ist hingegen ein höherer Salz- und ein geringer Soleanteil von 30 % effektiver.

Um in jeder Streusituation das jeweils am besten geeignete Verhältnis von Trockensalz und Flüssigsole einstellen zu können, wird der Fuhrpark der Straßenmeistereien seit zwei Jahren sukzessive auf die Streuung mit variablen Soleanteilen umgerüstet. Dadurch lassen sich Einsparungen von bis zu 20 % beim Streusalzverbrauch bei gleichzeitig verbesserter Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer/innen erreichen.

Voraussetzung für den Einsatz dieser Technologie sind aber neben leistungsfähigen Trägerfahrzeugen bzw. Streuautomaten auch leistungsfähige Informationssysteme, die den Winterdienstmitarbeiter/innen jederzeit Daten über den Fahrbahnzustand und die Witterung liefern und es ihnen so ermöglichen, in jeder Situation die optimale Taustoffmischung und Dosiereinstellung zu wählen. Koordinierte Einsatzsteuerung und modernste Hilfsmittel für den Winterdienst: Glättefrühwarnanlagen und StraßenzustandskamerasIn den Straßenmeistereien sind Winterdienstkoordinatoren im Schichtdient für die Einsatzsteuerung des Winterdienstes und Alarmierung der Winterdienst-Mannschaft in der Straßenmeisterei sowie im Bedarfsfall von Frächtern und Gemeinden verantwortlich. Den Winterdienstkoordinatoren in den Straßenmeistereien stehen umfangreiche technische Hilfsmittel zur Verfügung. Ein Online-Wetterprognose-Tool mit stündlich aktualisierten Wetterprognosen für jede Straßenmeisterei, Satellitenbilder und Wetterradarkarten ermöglichen den Winterdienst-Mitarbeitern, sich frühzeitig über kommende Wetterereignisse zu informieren, sich rechtzeitig auf einen Winterdienst vorzubereiten und bei Wetteränderungen schnell zu reagieren. Detaillierte Wetterprognose hilft bei der Einsatzplanung"Gerade im Winter bergen die örtlichen Straßenverhältnisse für die Autofahrerinnen und Autofahrer Gefahren. Um aktuelle Informationen zu den Straßenzuständen zu erhalten, sind unterschiedliche Techniken im Einsatz“, so Steinkellner. Das Programm LAWIS von Austro Control Meteo Serve steht jedem Winterdienstmitarbeiter am Arbeitsplatz, zu Hause bzw. am Smartphone zur Verfügung. Dieses System erzeugt bei unvorhergesehenen Wetterereignissen auch aktive Warnungen für die betroffenen Straßenmeistereien und zeigt diese in Echtzeit im System an. Zusätzlich erfolgt eine automatische SMS-Alarmierung der Winterdienstkoordinatoren. Darüber hinaus liefert ein Netz von Glättefrühwarnanlagen und Kameras an exponierten Stellen laufende Echtzeit-Informationen über den Zustand der Straßen. Das Netz der Glättefrühwarnstationen und Straßenkameras wurde in den vergangenen Jahren erweitert und deren Funktionalität weiter ausgebaut. 109 automatische Meldeanlagen für Straßenglätte und mehr als 250 Straßenzustandskameras liefern den Winterdienstverantwortlichen Informationen über Straßenzustand, Untergrundtemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Restsalzmengen und helfen damit bei der Festlegung der Einsatzschwerpunkte.

Moderne Räum- und Streutechnik, leistungsfähige Informationssysteme und gut geschulte Mitarbeiter/innen sind für den optimalen Winterdiensteinsatz unerlässlich„Die beste Technik und die genauesten Informationssystem sind im Winterdienst nutzlos ohne eine rechtzeitige Planung und Organisation sowie motivierte, gut ausgebildete und geschulte Mitarbeiter“, unterstreicht Steinkellner. Aus diesem Grund finden regelmäßig Schulungs- und Informationsveranstaltungen für die Winterdienst-Koordinatoren und –Einsatzfahrer der Straßenmeistereien statt, um die Mitarbeiter/innen über die Neuerungen bei Winterdienst-Organisation und den Informationssystemen aber auch über neue Erkenntnisse zur Räum- und Streutechnik sowie über Techniken für einen effizienteren Streumitteleinsatz zu informieren.Winterdienst in Zeiten von CoronaDie Corona-Pandemie stellt auch die Straßenmeistereien vor besondere Herausforderungen, was den Winterdienst betrifft. Um zu verhindern, dass Mitarbeiter/innen sich gegenseitig anstecken bzw. als Kontaktperson eine Quarantäne antreten müssen, wurde bereits im Herbst ein Verhaltenskonzept für Straßenmeistereien und Betriebswerkstätten ausgearbeitet, sowie für jede Straßenmeisterei ein Winterdienst-Notfallplan erstellt, um den Winterdienst auch in Fällen von Erkrankungen beim Winterdienstpersonal jedenfalls sicherzustellen, dass der Winterdienst in gewohnter Qualität sichergestellt ist. In allen Dienststellen wurden die Mitarbeiter/innen in Gruppen bzw. Schichten eingeteilt, die im Winterdienst, aber auch im regulären Straßenerhaltungsdienst getrennt eingesetzt werden, um eine Weitergabe von Ansteckungen zu vermeiden. Auch die Arbeitsbeginn- und -endezeiten sowie die Pausen wurden gestaffelt eingeteilt, um die Kontakte innerhalb der Dienststellen zu minimieren. Von allen Mitarbeiter/innen sind die allgemeinen Vorschriften und Empfehlungen der Regierung wie Tragen von Masken in Innenräumen, Abstand halten, Kontakte vorwiegende über Telefon bzw. Funk, persönliche Kontakte minimieren und kurz halten, Desinfektion etc., einzuhalten. Die Winterdienstfahrer/innen sind grundsätzlich alleine unterwegs und desinfizieren nach Dienstende ihr Fahrzeug für die nächste Schicht. Sonstige Fahrten mit mehreren Personen werden mit Mund-Nasen-Schutz und beschränkter Personenanzahl je Fahrzeug durchgeführt. Im Falle notwendiger Reparaturen ist sichergestellt, dass es zu keinem Kontakt der Fahrer mit dem Personal der Betriebswerkstätten kommt. Ansteckungen im privaten Bereich können nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund sind von allen Mitarbeiter/innen Krankheitssymptome bzw. mögliche Kategorie I – Kontakte umgehend zu melden. Diese Mitarbeiter werden dann auch innerhalb ihrer Gruppe ausschließlich alleine eingesetzt, um Ansteckungen zu vermeiden. Sollte eine größere Anzahl von Winterdienst-Mitarbeiter/innen einer Dienststelle krankheits- bzw. quarantänebedingt ausfallen, so kommen zuerst die Reserve-Fahrer der jeweiligen Straßenmeisterei zum Einsatz bzw. werden verstärkt die Frächter und Gemeinden, mit denen ein Winterdienstvertrag besteht, eingesetzt. Sollte auch damit noch nicht das Auslangen gefunden werden, gibt es Notfallpläne, in denen die angrenzenden Straßenmeistereien die jeweils an ihren Einsatzbereich angrenzenden Winterdienstrouten übernehmen.

Auch die Verkehrsteilnehmer können durch ein vorausschauendes und angepasstes Verhalten einen Beitrag zur Verkehrssicherheit leistenDer Einsatz der Winterdienstmitarbeiter ist nur die Hälfte wert, wenn nicht auch die Verkehrsteilnehmer ihren Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. Das Einplanen einer längeren Fahrzeit im Winter bzw. entsprechend früheres Losfahren kann viel an Stress ersparen. Eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine angepasste Fahrweise trägt ebenfalls zur Sicherheit im Straßen¬verkehr bei. Es gibt trotz bester Wettervorhersagen, optimaler Einsatzplanung und Vorsorge durch die Einsatzkräfte unvorhersehbare Gefahrensituationen. Insbesondere in der Nacht können sehr regional begrenzte Wettererscheinungen die Fahrbahnverhältnisse verschlechtern (zB „Industrieschnee“). Zudem kann auch ein Winterdienst mit kürzesten Umlaufzeiten keine sommerlichen Fahrverhältnisse herstellen.

Geschwindigkeit und BremswegeDer Bremsweg hängt vorwiegend von der Geschwindigkeit und dem Straßenzustand ab. Die Straßen sind so geplant und gebaut, dass eine sichere Fahrt bei trockener und nasser Fahrbahn unter Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit jederzeit gewährleistet ist. Auf Schnee und Eisfahrbahn ist jedoch eine angepasste Fahrweise das Maß aller Dinge.Beispiel:Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h liegt der Bremsweg auf einer trockenen Fahrbahn bei ca. 75 Meter bzw. bei nasser Fahrbahn bei ca. 95 Meter. Auf einer Schneefahrbahn verlängert sich der Bremsweg jedoch auf ca. 285 Meter und auf einer Eisfahrbahn auf bis zu ca. 530 Meter.

Kurvenfahrt und kritische GeschwindigkeitAuf den heimischen Straßen ist eine sichere Kurvenfahrt bei Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf trockenen Fahrbahnen gewährleistet. Unfälle resultieren bei diesen Verhältnissen größtenteils durch Fahrfehler oder überhöhte Geschwindigkeit.Auf einer Eis- und Schneefahrbahn kann eine sichere Kurvenfahrt mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in der Regel nicht mehr gewährleistet werden. Eine Reduktion der Geschwindigkeit ist daher für eine sichere Fahrt eine wichtige Voraussetzung.Beispiel:Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h und trockener Fahrbahn beträgt der erforderliche Kurvenradius 28 Meter. Auf einer Schneefahrbahn liegt der erforderliche Radius bei mindestens 160 Meter bzw. auf Eisfahrbahn bei mindestens 200 Meter.

"Mit einer modernen Räum- und Streutechnik, leistungsfähigen Informationssystemen, gut geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie einer angepassten und vorsichtigen Fahrweise, steht der sicheren Fahrt nichts entgegen" wünscht LR Steinkellner abschließend, allen Verkehrsteilnehmern eine sichere und gute Fahrt bei winterlichen Bedingungen.


Quelle: Land Oberösterreich



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