Salzburg: Klinik im Schatten der NS-Verbrechen

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im Bild: Zweiter Landtagspräsident Sebastian Huber, Jaqueline Kowanda (Landesarchiv), Ulrike Feistmantl (Landesarchiv), Oskar Dohle (Landesarchiv)
Foto: Land Salzburg/Neumayr
21 Okt 09:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Rolle der Landesheilanstalt von 1920 bis 1960 aufgearbeitet / Arbeitsgruppe übergibt 400-Seiten-Bericht an Landtag

(LK) Mit der Christian-Doppler-Klinik und ihrer Rolle als damalige Landesheilanstalt vor, während und nach dem NS-Regime beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe rund um das Salzburger Landesarchiv. Heute, Mittwoch, übergab Landesarchivdirektor Oskar Dohle als Leiter der Arbeitsgruppe einen mehr als 400 Seiten starken Bericht darüber an den Zweiten Landtagspräsidenten Sebastian Huber in Vertretung von Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf. „Der Bericht ist ein Anstoß für weitere wissenschaftlichen Forschungen in diese Richtung“, so Huber.

„Im April 2015 fasste der Landtag den Beschluss, durch das Landesarchiv prüfen zu lassen, welche Fragen bei der Erforschung und Aufarbeitung der Rolle der Christian-Doppler-Klinik und ihrem Vorgänger, der Landesheilanstalt, in der Zeit von 1920 bis 1960 aus historischer und soziologischer Sicht vordringlich zu beantworten sind. Dieses Prüfungsersuchen wurde zwei Jahre später erneuert, und die wissenschaftliche Arbeitsgruppe unter Leitung des Landesarchivs konnte die Forschungen bis zum Abschluss des heute übergebenen Berichts weiterführen“, resümierte Zweiter Landtagspräsident Sebastian Huber.

Buch soll 2022 erscheinen

Geplant ist, dass ein aus dem Bericht hervorgehendes, mehrere hundert Seiten umfassendes Buch in der Schriftenreihe des Landesarchivs im ersten Halbjahr 2022 präsentiert wird. „Die Vorarbeiten dafür sind bereits weit gediehen“, erklärt Landesarchivdirektor Oskar Dohle.

Mehr als 50.000 Akten gehoben

Ursprung des Projekts war, dass das Landesarchiv im Jahr 2015 historische Patientenakten aus einem feuchten Keller auf dem Gelände der Christian-Doppler-Klinik übernahm und auf Pilzbefall überprüfte. Es handelte sich um zirka 27.800 Krankenakten aus den Jahren 1849 bis 1969 mit mehr als 50.000 Einzelakten in 632 Archivkartons. Zudem gingen 209 Patientenbestandsbücher und -hefte, das Kranken-Hauptbuch und Ambulanzkarten an das Landesarchiv.

Dohle: „Respekt vor den Opfern.“

„Die Arbeiten beschäftigten sich mit der Frage, wie ein psychiatrisches Krankenhaus im Schatten der Verbrechen der NS-Euthanasie funktionierte“, erläuterte Archivdirektor Dohle weiter. „Die Auflistung der Euthanasie-Opfer war ein besonderes Anliegen, da es hier in der einschlägigen Literatur unterschiedliche Angaben gibt. Es ist ein Akt des Respekts vor den Opfern, dass alle genannt und damit vor dem Vergessen bewahrt werden.“


Quelle: Land Salzburg



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