Salzburg-Stadt: Kindererziehung ist wertvolle Arbeit - Nicht am Pensionskonto!

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42 Prozent weniger Pension für Frauen:
Foto: Stadt Salzburg / Wildbild
02 Aug 10:57 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

Schrannen-Aktion zum „Equal Pension Day“ am 30. Juli 2020

Frauen müssen weit kleinere Brötchen backen als Männer, besonders in der Pension. Das demonstrierten Sozialstadträtin Anja Hagenauer und die Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg, Alexandra Schmidt, am Donnerstag, 30. Juli 2020, auf der Schranne. Sie hatten zwei verschieden große Salzstangen dabei, die eine Salzburger Bäckerei extra für Sie angefertigt und zur Verfügung gestellt hatte. Die beiden Salzstangen zeigten an, wieviel Pension Frauen im Verhältnis zu Männern bekommen: nämlich 42 Prozent weniger!

Altersarmut ist weiblich

Der Grund für diese Aktion: Am 30. Juli war der österreichische „Equal Pension Day“. An diesem Tag haben Männer bereits jene Pensionshöhe erreicht, die Frauen als Jahrespension erhalten. Jahre bei den Kindern zuhause und in Teilzeit wirken sich auf die Gehälter von Frauen aus – und noch mehr auf ihre Pensionen: In Salzburg erhalten Frauen durchschnittlich 42,3% weniger Pension als Männer. Konkret: Während die Bruttopension von Salzburger Männern 27.846 Euro beträgt, müssen Frauen mit 16.422 Euro auskommen, gerade mal etwas mehr als der Hälfte. Die Folge sind weibliche Altersarmut und/oder finanzielle Abhängigkeit.

Stadträtin Anja Hagenauer macht auf das Problem der Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit aufmerksam und betont, dass es mit wertschätzenden Worten allein nicht getan ist: „Es genügt nicht, Frauen als ‚Heldinnen des Alltags‘ zu feiern, wenn man sie am Ende des Tages bei der Bezahlung doch wieder vergisst.“ Sie verweist auf die Forderung des Equal Pension Day 2020, dass Männer die Hälfte der unbezahlten Arbeit übernehmen sollen. „Dabei profitieren ja nicht nur die Frauen. Auch Männer wünschen sich mehr Verteilungsgerechtigkeit. Sie sehen sich nicht mehr nur in der Rolle des Geldbeschaffers, sondern wollen auch mehr Lebenszeit mit denjenigen verbringen, die ihnen am wichtigsten sind. Es ist nur fair für beide Seiten, Geld und Zeit besser anzugleichen.“

Pensionssplitting kann Unterschied abmildern

Auch Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg, sieht die Gesellschaft gefordert und weist auf konkrete Möglichkeiten für Elternpaare hin: „In der Coronakrise konnte jede und jeder erkennen, wie wertvoll Betreuungsaufgaben und Fürsorgearbeiten sind. Diesen Wert müssen diejenigen, die diese Arbeit leisten, auch endlich am Konto sehen. Daran müssen wir alle arbeiten.“

Auf dem Weg dorthin können Elternpaare auch Zwischenlösungen nutzen: „Das Pensionssplitting ist ein Angebot, das noch viel zu wenig bekannt ist. Der erwerbstätige Elternteil kann bei der Sozialversicherung einen Teil seines Pensionsbeitrags auf das Pensionskonto des erziehenden Elternteils überweisen.“ Das erste Pensionskonto verringert sich dadurch, das zweite erhöht sich um diesen Betrag. Die oder der Erziehende sammelt wichtige Versicherungszeiten. „Elternpaare können so untereinander für wenigstens etwas mehr Verteilungsgerechtigkeit sorgen“, so Schmidt.

Nur 2 % der Frauen erreichen 45 Beitragsjahre

Ein Blick in österreichische Statistiken zeigt, dass das dringend nötig ist. Frauen haben im Schnitt bei Pensionsantritt 10 Beitragsjahre weniger als Männer. Dabei liegt das Pensionsantrittsalter nur rund 3 Jahre auseinander. Noch drastischer zeigt das eine andere Zahl: 2018 erreichten nur 2 Prozent der Frauen bei neuzuerkannten Alterspensionen die vollen 45 Versicherungsjahre. Diese sind nötig, um 80 Prozent des durchschnittlichen Monatseinkommens als Pension zu erhalten. Dazu kommt die ohnehin bestehende Lohndifferenz von 19,7 Prozent bei Vollzeitarbeit. Diese Lohndifferenz besteht hauptsächlich, weil Frauen überwiegend oft in Branchen arbeiten, die schlecht bezahlt sind. Oder weil Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, schlecht bezahlt sind?

Dabei steigt Österreich im EU-Vergleich besonders schlecht aus, wie eine neue Studie ausweist: In nur drei anderen Staaten klaffen die Pensionen von Frauen und Männern noch weiter auseinander als in Österreich (Mayrhuber/Mairhuber, 2020).

Der 30. Juli ist also ein Tag, der deutlich macht, wie groß die Unterschiede zwischen Mann und Frau auch heute noch sind. Stadträtin Anja Hagenauer dazu: „Dass der Equal Pension Day bereits am 30. Juli stattfindet, stimmt natürlich mehr als nachdenklich. In erster Linie ist er jedoch ein Auftrag an uns alle, weiterzumachen und uns dafür einzusetzen, dass Frauen und Männer endlich gleichgestellt werden. Ich hoffe sehr darauf, dass in 50 Jahren kein Equal Pension Day mehr nötig sein wird.“


Rückfragehinweis
Mag.a Anja Hagenauer, Stadträtin
[email protected]
Tel: 0662 8072-2940

Mag.a Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg
[email protected]
Tel: 0662 8072 2044
www.stadt-salzburg.at/frauen


www.stadt-salzburg.at


Quelle: Stadt Salzburg



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