Kärnten: Kärnten-Friaul: Nachhaltige Lösung für Gailtaler Almbauern

Slide background
Foto: LPD Kärnten/Walter Szalay
27 Jul 12:00 2021 von Redaktion International Print This Article

Land Kärnten und Friaul unterzeichnen Abkommen zur langfristigen Absicherung der Bewirtschaftung von Almflächen im Grenzgebiet

Klagenfurt (LPD). Sechs Gailtaler Almgemeinschaften bewirtschaften seit der Grenzziehung basierend auf dem Friedensvertrag von Saint Germain Almflächen zwischen Österreich und Italien, die mit rund 184 Hektar in das italienische Staatsgebiet hineinreichen. Nach dem Auslaufen alter Pachtverträge 2016 hat Friaul neue Verträge mit stark erhöhten Pachtpreisen mit den Kärntner Bauern abgeschlossen und waren die Almbauern auf Grund der Grenzsituation von EU-Förderungen bisher ausgeschlossen. Die finanziellen Probleme wurden damit zu existenziellen Fragen.

Verhandlungen über mehrere Jahre auf politischer Ebene führten heute, Montag, zur gemeinsamen Unterzeichnung eines Memorandum of Underständig zwischen dem Land Kärnten und Friaul. „Mit dieser Unterzeichnung schaffen wir die Grundlage für eine nachhaltige und langfristige Lösung für unsere Almbauern, für die wichtige Almbewirtschaftung als Einkommensgrundlage und den Tourismus in den ländlichen Gebieten“, fassen LH Peter Kaiser und LR Martin Gruber die historische Lösung, die heute, Montag, im Spiegelsaal im Beisein einer Friulanischen Delegation gelegt wurde, zusammen.
Für Friaul unterzeichnete Assessore Stefano Zannier, Landesrat für Landwirtschaft, in Vertretung von Friauls Präsident Massimiliano Fedriga, das Memorandum of Underständig.

„Dieses Memorandum, unsere Unterschriften, sind der Beweis für eine exzellente, partnerschaftliche Zusammenarbeit unserer beiden Länder und Regionen in vielen Bereichen und Themen“, erklärte Kärntens Landeshauptmann. So sei man in einem Gespräch übereingekommen, auch in Punkto Logistikcenter Fürnitz, Waldschädlinge und Waldbränden, die beide keine Grenzen kennen, weitere Arbeitsgespräche und Lösungsfindungen folgen zu lassen. „Was hier in der Frage der Almen 2016 intensiv begonnen hat, wurde zu einer zukunftsweisenden Lösung für die Almen im Grenzgebiet“, so Kaiser, der auch allen Beteiligten auf allen Ebenen für das Zustandekommen dankte.

Assessore Stefano Zannier sprach ebenso allen den Dank Friauls aus und betonte, dass mit diesem Memorandum der Weg für viele weitere geebnet werde und die Beziehungen zwischen Friaul und Kärnten weiter gestärkt würden. Auch in den Fragen der Waldparasiten, die die Wälder über die Grenzen bedrohen und Katastrophen werden man in Zukunft gemeinsam handeln.

LR Martin Gruber, als Hauptverhandler, dankte ebenso allen Beteiligten und vor allem den Almbauern für ihre „grenzenlose Geduld“ und sprach von einem „Freudentag für die Gailtaler Almbauern“. Seit Jahren hat sie, wie auch die Politik beider Länder und die Fachebenen, dieses Thema beschäftigt. „Hätten wir keine Lösung gefunden, wäre die Almwirtschaft in diesem Bereich massiv gefährdet gewesen und es hätte eine Trennung der Almflächen durch einen Zaun entlang der Grenze zwischen Österreich und Italien bedeutet“, wies Gruber hin. Die Almwirtschaft nehme jedoch einen besonderen Stellenwert ein. „Als Futtergrundlage für Weidetiere, für die touristische Nutzung und als gesamtgesellschaftliches Thema in Bezug auf Nachhaltigkeit und Tierwohl ist unsere Almwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftszweig und daher ist sie mit allen Mitteln sicher zu stellen“, erklärte Gruber. Die Lösung habe gezeigt, dass die beiden Länder auch bei schwierigen Themen in der Lage sind, zusammenzuarbeiten. „Ich versichere allen, ich stehe mit voller Überzeugung hinter dieser Vereinbarung und werde alles tun, dass jeder einzelne Punkt umgesetzt wird“, so Gruber.

Die heutige Unterzeichnung der historischen Lösung in Form eines feierlichen Aktes im Spiegelsaal der Landesregierung fand im Beisein der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, in deren Gebieten sich die Almen befinden, Vertretern der Almgemeinschaften, Fachbeamten, Abteilungsleiter und dem Landtagspräsidenten Kärntens, Reinhart Rohr statt. Friaul reiste heute mit einer 10köpfigen Delegation zur Unterschrift des Memorandums an.

Damit die Bewirtschaftung der fünf grenzüberschreitenden Almen mit insgesamt 154 Hektar Fläche auf italienischer Seite sichergestellt werden konnte, waren im Vorfeld zur heutigen Unterzeichnung auch Gesetzesänderungen auf der Seite Friauls notwendig und die alten, teuren Pachtverträge mussten aufgelöst werden. Italien wird dem Land Kärnten nun die Almflächen zur Verfügung stellen und das Land Kärnten diese an die Almbewirtschafter weitergeben. Fünf Almen deshalb, weil die Treßdorfer Alm nicht mehr der Region Friaul-Julisch-Venetien gehört, von der Gemeinde Pontebba verwaltet wird und einer eigenen Lösung bedarf. Ein Bewirtschaftungsvertrag für die 30 Hektar besteht derzeit auch für die Treßdorfer Alm.
Der Verhandlungsdurchbruch für diese historische Lösung gelang bereits in der Besprechung am 13. November 2019 in Triest, in welcher der Kärntner Delegation unter Führung von Landesrat Martin Gruber ein rechtlich möglicher Weg seitens Friaul-Julisch Venetien zugesagt wurde.

Eckdaten Flächen:

1. Eggeralm-Zinia: ca. 7ha in Italien
2. Poludniger Alm: ca. 5ha in Italien
3. FeistritzerAlm: ca. 92ha in Italien
4. Achomitzer Alm: ca. 30ha in Italien
5. Göriacher Alm: ca. 20ha in Italien
(6.) Treßdorfer Alm: ca. 30ha in Italien


Quelle: Land Kärnten



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien: