Innsbruck vor 100 Jahren

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Blick von der Trientnerbrücke nach Süden auf den Sillfall, rechts die alten Gewerbebetriebe Klostergasse 10–14, 1955. Foto: Kurt Reuter
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
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Die Stadtsäle, in denen im Februar 1924 die Pembaur-Gedenkfeier stattfand.
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
01 Feb 21:00 2024 von Redaktion International Print This Article

Aus dem Stadtarchiv von Sophie Wechselberger

4. Februar
Pembaur-Gedenkfeier in der Innsbrucker Liedertafel. Zur Ehrung des toten Meisters veranstaltet die Innsbrucker Liedertafel anlässlich der 1. Wiederkehr von Pembaurs Todestag am Mittwoch, den 13. des Monats, 8 Uhr abends, im großen Stadtsaale eine Pembaur-Gedenkfeier, bei der nur Werke des Meisters zum Vortrage gelangen. Dem Verein ist es gelungen, den Sohn des Feiernden, Prof. Josef Pembaur aus München für diesen Abend zu gewinnen. Außerdem hat für diesen Abend der bestbekannte Tenor der Dresdener Oper, Hans Auer seine Mitwirkung zugesagt.

5. Februar
Das Adressbuch der Stadt Innsbruck 1924 ist neu erschienen und kann durch das Tiroler Propagandabureau, Landhaus, 1. Stock, Zimmer 6 bezogen werden. Verkaufspreis 50.000 Kronen.

7. Februar
Verhaftungen. Die „N.Z.“ meldet: Unter dem Verdacht, Mitgliederbeiträge veruntreut zu haben, wurde der ehemalige Sekretär der nationalsozialistischen Partei für Tirol Hans Raunegger, verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert. – Wie wir erfahren, ist die Anzeige gegen Raunegger von der Parteileitung erfolgt. Raunegger war, wie uns weiter berichtet wird, bis zum September v. J. Parteibeamter der nationalsozialistischen Partei; seine Entlassung erfolgte wegen ungenügender Leistungen und nachlässiger Versehung seiner Obliegenheiten. Schon damals wurde innerhalb der Parteileitung der Verdacht ausgesprochen, dass Raunegger sich unredliche Handlungen zuschulden kommen ließ; eine Untersuchung oder eine Anzeige unterblieb jedoch, um nicht den Ruf der Partei zu schädigen. Erst jetzt; nachdem Raunegger mit einem Mitgliede der Partei ernste Differenzen hatte, die vor Gericht ausgetragen wurden, erfolgte eine Anzeige. Die Partei beziffert ihren Schaden mit 6–7 Millionen. […]

13. Februar
Schöffengericht Innsbruck. Ein unredlicher Einkäufer. Vor dem Innsbrucker Schöffensenat hatte sich am Dienstag der 27-jährige Einkäufer Eduard Dibiasi aus Salurn wegen Veruntreuung zu verantworten. Den Vorsitz der Verhandlung führte Hofrat Dr. Ziegler, die Anklage vertrat Hofrat Dr. Haupt, als Verteidiger fungierte Rechtsanwalt Dr. Fiegl. Dibiasi stand in Diensten des Rohlederhändlers Anton Groß in Bad Gastein im Gasthof Rußdorfer ein Magazin zu verwalten und den Einkauf von Fellen zu besorgen. Er hat aber mit dem Gelde seines Chefs auf eigene Rechnung
Geschäfte gemacht und ist schließlich am 8. September 1923 mit 18 Millionen Kronen geflüchtet. Dibiasi hat sich nach Innsbruck gewendet und hier ein flottes Leben geführt, bis er am 29. September verhaftet wurde. In der Verhandlung gestaltete sich die Festsetzung der Schadenssumme sehr schwierig. Die Anklage warf dem Beschuldigten eine Gesamtschadenssumme von 41 Millionen vor und zwar 30 Millionen an Waren und 11 Millionen an Geld während der Angeklagte nur 18 Millionen Schaden zugestand. Der als Zeuge vernommene Fellhändler Anton Groß aus Salzburg sagte für den Angeklagten nicht ungünstig aus. Das Gericht schenkte den Angaben des Angeklagten Glauben und verurteilte ihn wegen Veruntreuung unter Annahme einer Schadenssumme von 18 Millionen Kronen zu 15 Monaten schweren Kerkers mit einer eintägigen Einzelhaft jeden Monat. Der Angeklagte nahm die Strafe an.

25. Februar
Brand in Wilten. Samstag, vormittags 10 Uhr, entstand im Hause Klostergasse 10, dem am Sillfall gelegenen Fabrikgebäude, ein Brand. Die ebenerdig und im ersten Stock gelegenen Fabrikräume werden seit einiger Zeit von der „Chemie-Metall“-Gesellschaft für chemische und metallurgische Produktion m.b.H. benützt, die sich hauptsächlich mit Lackherstellung beschäftigt. In einem offenen Herdkessel des ebenerdigen Fabriksraumes wurde Leinöl gekocht. Dabei wurde das Öl überhitzt und es fing zu brennen an. Mit großer Geschwindigkeit breitete sich das Feuer im Raume aus. Die Leinölfässer, die dort standen, zersprangen in der Hitze und ihr Inhalt – etwa 3000 Kilo – verbrannte. Durch den Aufzugschacht schlug das Feuer in den ersten Stock über. Am Brandplatze erschienen die Berufsfeuerwehr, die sechste Kompagnie der freiwilligen Feuerwehr (Wilten), sowie Militär, die den Brand zu lokalisieren vermochten. […] Wohl ist der Lagerraum ziemlich ausgebrannt, doch gelang es, die dort Lagernden 7000 Kilo Leinöl zu schützen. […] Was die Feuerwehr geleistet hat, ersieht man daraus, dass die im zweiten Stockwerk gelegene Wohnung ganz unbeschädigt blieb, trotzdem die Flammen schon die Stiege ergriffen hatten, so dass die Bewohner mit Leitern durch das Fenster in Sicherheit gebracht werden mussten.

26. Februar
Deutsche Kinder in Tirol. Der Landeshauptmann von Tirol hat folgendes Schrei­ben erhalten: Die Stadt Amberg hat mit aufrichtigen Dank das Entgegenkommen hilfsbereiter Tiroler Familien aufgenommen, arme Kinder in Kost und Pflege zu nehmen. In einer öffentlichen Stadtratssitzung wurde dafür der herzlichste Dank zum Ausdruck gebracht, den wir Ihnen hiermit übermitteln.


Quelle: Stadt Innsbruck



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