Innsbruck und seine Hochhausbauten

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Das Lebensmittelmagazin der k. k. Südbahngesellschaft an der Ecke Brunecker-/ Museumstraße um 1908
Foto: Sammlung Michael Svehla
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Blick auf Villa und Garten an der Ecke Andreas Hofer-/Franz Fischer-Straße im Jahr 1943.
Foto: Sammlung Michael Svehla
26 Sep 09:00 2022 von Redaktion International Print This Article

Aktuell kann man auf manchen Baustellen in Innsbruck beobachten, wie sich einzelne Wohn- und Geschäftshäuser (beispielsweise jene zwei Rohbauten an der Amraser Straße bzw. jener in der Kapuzinergasse) mächtig in die Höhe erheben.

verfasst von Michael Svehla

Auch die zuletzt erfolgten Schlüsselübergaben in den Neubauten im Pradler Saggen (2019) und auf dem Campagne-Areal in der Reichenau (2022) belegen, dass der Bau von Hochhäusern wieder einen Aufschwung erlebt. Vor allem für jene Menschen, die soeben in einen solchen Neubau eingezogen sind, aber auch für die „Alteingesessenen“ stellt sich mitunter die interessante Frage: „Was isch denn da davor
gschtandn?“ Ein Blick in die Stadtchronik lässt so manche Erinnerungen wieder wach werden.

Das erste Hochhaus erregt die Gemüter

Die Geschichte des Hochhausbaues in Innsbruck beginnt mit dem Neubau des E.W.I.-Verwaltungsgebäudes (Elektrizitätswerke Innsbruck, Vorgängerin der heutigen Innsbrucker Kommunalbetriebe) in der Salurner Straße. Das Gebäude wurde auf einer großen Wiese in den Jahren 1926/27 errichtet und sorgte von Anbeginn für Aufsehen: Durfte man ein vielstöckiges, wuchtiges Gebäude in unmittelbarer Nähe zur Triumphpforte überhaupt errichten? Dazu muss man wissen, dass es damals in der gesamten Stadt bis zu diesem Zeitpunkt fast nur Gebäude mit höchstens vier Stockwerken gab! Betrachtete man die Stadt von einem erhöhten Standpunkt, hatte man den Eindruck, dass alle Häuser gleich hoch waren und nur der Stadtturm und einige Kirchtürme kerzengleich herausragten. Das Riesengrundstück wurde auch für andere Zwecke verwendet: Mehrmals gastierte dort der Zirkus Gleich und sorgte jedes Mal für Staunen mit seinen rund eintausend Angestellten und fast sechshundert Tieren, die in drei Manegen ihr Können demonstrierten. Während des Ersten Weltkrieges wurde in eigens angelegten Schrebergärten Gemüse angebaut.
Und gerade in dieser Längsachse zwischen Hauptbahnhof und Klinikareal heben sich noch weitere markante Hochhäuser heraus, neben welchen das E.W.I.-Gebäude regelrecht verblasst: Einmal das Oberlandesgerichtsgebäude, fertiggestellt im Jahr 1973. Nur die wenigsten wissen noch, dass sich vormals an diesem Platz die „Schmerlinger Alm“ befand, das südlich an den Justizpalast anschließende Gefangenenhaus. Übrigens fand am 6. Oktober 1887 die Übersiedlung der Gefangenen aus dem Kräuterturm (welcher sich an der Nordostecke der Altstadt befand) statt. Am Ende der Maximilianstraße ragt das zwölfstöckige Gebäude der Chirurgie empor, das schon 1968 seiner Bestimmung übergeben wurde. An seiner Stelle befanden sich das weitläufige Areal des Steinmetzmeisters Josef Linser und die Friedhofallee, eine Verbindungsstraße zwischen Innrain und Haupteingang des Westfriedhofes.
Dort, wo sich seit 2012 das PEMA 1 in die Höhe schraubt, befand sich bis in die 1930er-Jahre das Magazin der Südbahn. Nach dem Krieg prägten Bahnzollamt und Postverteilerzentrum über viele Jahrzehnte das dortige Straßenbild.

Die Wohnhochhäuser halten Einzug

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor Innsbruck endgültig den Charakter einer lieblichen Kleinstadt, die sich sinnbildlich in geduckter Haltung an den Inn schmiegte. Die massiven Zerstörungen an Wohnungen und der damit einhergehende dringende Wohnungsbedarf machten den Bau von Hochhäusern notwendig. Dabei lassen sich drei Phasen unterscheiden: Der unmittelbare Wiederaufbau bis etwa 1955 mit der Errichtung der beiden ersten Hochhäuser an der Universitätsbrücke, der eigentliche Boom ab 1960 bis ca. 1976 (das vorläufige Ende der Erschließung der Reichenau sowie der Verbauung des neuen Stadtteiles O-Dorf) und das Wiederaufleben ab den 2010er-Jahren. Es gibt entsprechend ihres Grundrisses drei unterschiedliche Arten von Hochhäusern, nämlich Punkt- (quadratisch), Scheiben- (rechtwinklig) und Sternhochhäuser, und alle diese Modelle kamen in Innsbruck zur Verwendung. Stellvertretend für die rund neunzig Hochhäuser, die es mit heutigem Stand gibt, seien nachfolgende Beispiele angeführt:
Die ersten beiden Wohnhochhäuser in Innsbruck wurden neben der Universitätsbrücke in die Wiese gesetzt: Blasius-Hueber-Straße 15 und Prandtauerufer 2. Zahlreiche Ansichtskartenmotive der beiden Neubauten sollten wohl zur damaligen Zeit als ein Zeichen des Aufbruchs in die Moderne verstanden werden.
Innsbrucks einziger „Wolkenkratzer“ befindet sich am südöstlichen Ende des Olympischen Dorfes in der Kajetan Sweth-Straße, zählt stolze 21 Stockwerke und misst rund 70 Meter. Das Gebäude wurde 1976 als Voest-Hochhaus errichtet und zählt rund vier Mal so viel BewohnerInnen wie die kleinste Gemeinde Tirols, Gramais mit 41 EinwohnerInnen.
Und zu guter Letzt: Die Verdichtung von Wohnraum hat bereits vor sechzig Jahren Einzug gehalten: Bevor das langgestreckte (Scheiben-)Hochhaus in der Andreas Hofer-Straße 28 1960 erbaut wurde, stand dort einst eine Villa mit großem Garten.



Quelle: Stadt Innsbruck



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