Glücksspielgesetze rund um den Globus: Wird im Ausland besser reguliert als in Österreich?
Glücksspiel ist weltweit ein stark diskutiertes Thema. In Europa stehen dabei vor allem politische Entscheidungen und wirtschaftliche Auflagen im Mittelpunkt. Während einige Länder ihre Märkte zunehmend öffnen, setzen andere auf strikte Beschränkungen. Dazwischen entstehen neue Formen der Regulierung, die sowohl den Spielerschutz als auch die Marktattraktivität im Blick behalten.
Europa als Vorreiter bei der Regulierung von Glücksspiel
Vorgaben wie die Datenschutzgrundverordnung oder Richtlinien zur Bekämpfung von Geldwäsche bestimmen, was Anbieter in allen Mitgliedsstaaten einhalten müssen.
Zusätzlich sorgt die European Gaming and Betting Association mit freiwilligen Leitlinien für mehr Transparenz, stärkt den Spielerschutz und fördert faires Verhalten am Markt.
Diese klare Marktöffnung und starker Verbraucherschutz schaffen Vertrauen. Bis 2025 rechnet die Branche mit Bruttospielerträgen von rund 27 Milliarden Euro. Damit nimmt Europa weltweit eine Vorreiterrolle bei der Regulation des Glücksspielmarkts ein.
Auflagen für Glücksspiel in Österreich werden liberaler
In 2025 brachte das neue Glücksspielgesetz in Österreich eine Kehrtwende für den heimischen Online-Glücksspielmarkt. Zwar wurde damit das jahrzehntelange Staatsmonopol formell beendet, gleichzeitig jedoch ein neues Regelwerk geschaffen. Private Anbieter können seither unter strengen Voraussetzungen eine Lizenz erhalten, etwa durch Nachweise zu technischen Sicherheitsstandards, Zahlungsüberwachung und umfassendem Spielerschutz.
Die Lizenzvergabe soll sicherstellen, dass nur Anbieter zum Zug kommen, die höchsten Anforderungen entsprechen. Die bisherige Plattform win2day bleibt weiterhin ein zentraler Player. Dennoch ist der Marktzugang für andere Akteure nun nicht mehr grundsätzlich verwehrt. Damit geht Österreich den Weg einer moderaten Marktöffnung, bei der staatliche Regulierung und die Interessen der Konsumentinnen und Konsumenten gleichermaßen berücksichtigt werden.
2027 nimmt eine neue Glücksspielbehörde ihre Arbeit auf. Sie wird für die Kontrolle der gesetzlichen Standards im Online-Glücksspiel zuständig sein. Unter anderem prüft sie Datenschutzvorgaben und Maßnahmen zur Spielsuchtprävention. Digitale Prozesse sollen dabei eine zentrale Rolle spielen und die Aufsicht effizienter gestalten.
Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Juni 2025 bestätigt, dass Österreichs bisheriges Modell grundsätzlich mit EU-Recht vereinbar ist. Allerdings bleibt offen, wie zukünftige Gestaltungsspielräume innerhalb des europäischen Binnenmarkts auszusehen haben. Diese Ungewissheit stellt vor allem neue Anbieter vor rechtliche Herausforderungen in einem Umfeld, das sich zwar öffnet, aber nicht grenzenlos liberalisiert ist.
Internationale Online-Casinos bewegen sich in rechtlichen Grauzonen
Trotz nationaler Vorgaben zieht es viele Nutzer zu internationalen Online-Casinos. Vor allem die große Spielauswahl, moderne Plattformen und großzügige Bonusprogramme machen Anbieter aus dem EU-Ausland besonders interessant. Standorte wie Malta oder Gibraltar sind beliebt, weil dort deutlich lockerere Bestimmungen herrschen. Zudem sind schnelle Auszahlungen und flexible Einsatzmöglichkeiten inklusive.
Allerdings fehlt solchen Plattformen oft eine gültige Lizenz nach dem jeweiligen Glücksspielgesetz des Nutzerlandes. Gerade in Ländern mit stark reguliertem Markt oder staatlichem Monopol geraten sie deshalb in rechtliche Grauzonen. Obwohl sie eine EU-Lizenz besitzen, erfüllen sie in vielen Fällen nicht die Vorgaben der nationalen Lizenzsysteme. Das führt zu einem Spannungsfeld zwischen attraktivem Angebot und fehlender Kontrolle durch lokale Behörden.
Selbst innerhalb der EU gibt es bislang keine vollständige Harmonisierung der Auflagen. Unterschiede beim Verbraucherschutz und bei den Pflichten der Anbieter sorgen für Unsicherheit. Wegen der Flexibilität empfinden viele Spieler Casinos im Ausland dennoch als attraktiv. Aufgrund des bestehenden nationalen Lizenzregimes bleibt jedoch unklar, wie diese regulatorisch einzuordnen sind.
Vorbilder des liberalen Glücksspielmarktes in Europa
In vielen europäischen Ländern geht die Regulierung mit Marktöffnung Hand in Hand. In Großbritannien beispielsweise ist der Glücksspielmarkt klar lizenziert. Anbieter müssen strenge Auflagen zum Spielerschutz erfüllen. Die Glücksspielbehörde sorgt mit genauen Vorgaben für Transparenz, kontrolliert die Anbieter und überwacht Auszahlungsquoten sowie Abläufe im Hintergrund.
Auch die Niederlande und Dänemark setzen auf fortschrittliche Lösungen. Besonders im digitalen Bereich gelten sie als Vorreiter. Zahlreiche Vorgänge, von der Lizenzierung bis zur Überprüfung der Spielzeiten, laufen vollständig online. Technologische Standards und moderne Kontrollsysteme erlauben eine laufende Überwachung, ohne den Markt abzuriegeln.
Anders fällt die Situation in Deutschland aus. Hier bleibt der Zugang für Anbieter begrenzt. Nationale Regeln stellen den Schutz vor Spielsucht sowie die Kontrolle über illegale Plattformen in den Mittelpunkt. Die Regulierung ist deutlich strikter, entwickelt sich aber vor allem in Hinblick auf digitale Kontrollmechanismen Schritt für Schritt weiter.
Belgien verfolgt einen regulierten Mittelweg. Das Land beschränkt gezielt Werbung für Glücksspiele, fordert eindeutige Identitätsprüfungen und gibt Einzahlungslimits vor. So soll der Glücksspielmarkt kontrolliert gestaltet werden, ohne Anbieter ganz auszuschließen. Auch hier stehen Spielerschutz und technische Zugangskontrollen im Fokus.
In Usbekistan unterliegt der dortige Glücksspielmarkt erst seit 2025 einem offiziellen Lizenzsystem. Zuständig ist eine neu gegründete Glücksspielbehörde, die klare Standards vorgibt und auf digitale Kontrollsysteme setzt. Für internationale Anbieter eröffnet das unter klarer staatlicher Aufsicht und mit hoher Transparenz neue Chancen.
Juristische Kontroversen im europäischen Binnenmarkt
Immer mehr Spieler fordern verlorene Einsätze bei Online-Anbietern mit EU-Lizenz zurück. Grundlage dafür ist die sogenannte Rom II-Verordnung, die bestimmt, dass bei Schadenersatzforderungen das Recht jenes Landes gilt, in dem der Schaden eingetreten ist. Glücksspielkunden in Österreich können sich dadurch auf österreichisches Recht berufen, wenn sie beispielsweise bei Anbietern mit maltesischer Lizenz online aktiv waren.
Allerdings fehlen vielen dieser Betreiber nationale Genehmigungen für den österreichischen Markt. Ein EuGH-Gutachten aus Juni 2025 zweifelt deshalb an, ob eine Lizenz aus Malta ausreichend ist, um innerhalb der EU unbegrenzt tätig zu sein. Das bringt betroffene Unternehmen unter Druck, besonders wenn sie in Ländern wie Österreich ohne Zulassung aufgetreten sind. Wer auf solchen Plattformen Spielverluste erlitten hat, hat aktuell gute Chancen auf Rückzahlung. Entsprechende Klagen nehmen deutlich zu.
Würde der Europäische Gerichtshof diese Rechtsmeinung bestätigen, hätte das weitreichende Folgen. Anbieter aus Malta und Gibraltar müssten verstärkt mit Einschränkungen rechnen. Die rechtliche Lücke im Binnenmarkt würde enger und die Position der Spieler deutlich gestärkt.
Möglich ist, dass Schadenersatzforderungen künftig auch dann durchsetzbar sind, wenn Anbieter zwar über eine EU-Lizenz verfügen, aber keine spezifische Genehmigung im jeweiligen Mitgliedsstaat vorweisen können.
Technologische Innovationen und steuerpolitische Hebel zur Regulierung
Moderne Technologien nehmen immer stärkeren Einfluss auf staatliche Kontrollinstrumente im Bereich der Glücksspielregulierung. Systeme zur biometrischen Spielererkennung, KI und digitale Identitätsprüfung kommen vermehrt zum Einsatz, um Auffälligkeiten früher zu erkennen und gezielt auf Spielsuchtprävention zu reagieren. Gerade im Bereich des Online-Glücksspiels wird das Sicherheitsniveau damit deutlich angehoben.
In mehreren Ländern ist die Marktüberwachung längst digitalisiert. Anbieteraktivitäten werden automatisiert dokumentiert und analysiert. So wird die Glücksspielaufsicht entlastet, während Transparenz und Vertrauen in regulierte Spielmärkte zunehmen. Auch außerhalb Europas gelten diese Tools bereits als Blaupause für die Neuausrichtung nationaler Regelwerke.
Ergänzend rücken steuerpolitische Maßnahmen in den Fokus. Mit neuen Lizenzsystemen lassen sich bislang nicht erfasste Online-Anbieter in reguläre Strukturen überführen. Die Behörden gewinnen damit Kontrolle zurück und sichern zusätzlich neue Einnahmequellen für öffentliche Haushalte.
