Tirol: Gewaltschutz beginnt bei Gewaltprävention

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Tirol

15 Mai 05:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Umfassendes Gewaltschutz- und Gewaltpräventionsangebot in Tirol

„Der Gewaltschutz und die Gewaltprävention in Tirol sind gut aufgestellt – wichtig ist, dass Betroffene diese Angebote kennen und in Anspruch nehmen“, betonen Frauenlandesrätin Gabriele Fischer und Bildungslandesrätin Beate Palfrader. Der Tiroler Gewaltschutzplan, der die landesweiten Strukturen der Gewaltprävention und des Opferschutzes im sozialen Nahraum behandelt, zeigt, dass Gewaltschutz in Tirol auf mehreren Ebenen gut etabliert ist. Den dafür notwendigen Kooperationen zwischen Polizei, Justiz, Kinder- und Jugendhilfe, Frauenhäusern und Beratungsstellen stellt der Gewaltschutzplan ein gutes Zeugnis aus.

Die im Gewaltschutzplan enthaltenen Empfehlungen zum weiteren effektiven Ausbau des Gewalt- und Opferschutzes waren bereits bei Erstellung in Umsetzung und fokussieren im Wesentlichen auf den regionalen und opfergruppenspezifischen Ausbau von Angeboten zur Gewaltprävention sowie dem flächendeckenden Ausbau von Opferschutzeinrichtungen.

Beratung, Opferschutz und Täterarbeit

Für Frauen, die akut von Gewalt betroffen sind, gibt es Angebote und Anlaufstellen zu einer sicheren Unterkunft im Zentralraum Innsbruck, im Unterland sowie in Osttirol. „Die Finanzierung einer zusätzlichen Einrichtung mit entsprechendem Beratungs- und Betreuungsangebot sowie einem Frauenhaus im Oberland ist beschlossen, derzeit ist man unter Einbindung von Expertinnen des Tiroler Frauenhauses auf Standortsuche“, informiert LRin Fischer. Im Gleichstellungspaket 2020 – 2023 wurde zudem eine Gewaltpräventionsstelle neu eingerichtet. „Damit wurde eine zentrale Ansprechstelle nach außen für Maßnahmen des Landes Tirol zu Gewaltprävention und Gewaltschutz geschaffen. Kooperiert wird mit internen und externen Einrichtungen, um noch bessere Information, Vernetzung und Abstimmung zu bestehenden und geplanten Maßnahmen zu erzielen und Angebote bedarfsgerecht weiterzuentwickeln“, berichtet LRin Fischer.

„Opferschutz und Gewaltprävention ist auch Täterarbeit“, ist es LRin Fischer wichtig zu betonen, denn: „Opferschutzorientierte Arbeit mit gewalttätigen Männern ist maßgeblich, um Gewalt zu verhindern. Daher werden diese Angebote kontinuierlich ausgebaut. Gewaltbereite Männer und Burschen müssen die Auswirkungen gewalttätigen Verhaltens erkennen und Verantwortung dafür übernehmen.“ In diesem Bereich leistet der Verein „Mannsbilder“ wertvolle Arbeit.

Es ist nie zu früh für Gewaltprävention

Je früher Kinder für das Thema Gewalt sensibilisiert werden, desto besser kann Gewalt in Konfliktsituationen vorgebeugt werden. Gezielte Sensibilisierung in Tiroler Volksschulen wird beim Gewaltpräventionsprogramm „Bärenstark“ der Tiroler Kinder und Jugend GmbH geleistet: Seit 2013 macht ein Team, bestehend aus fünf GewaltschutzexpertInnen, Tiroler VolksschülerInnen „bärenstark“, damit die Kinder bei Gewaltsituationen Grenzen setzen können. „Zentrales Thema dieser Workshops ist dabei die Stärkung des Selbstbewusstseins der SchülerInnen, – so können sie mutig ihre Anliegen vertreten, Entscheidungen treffen und bei Bedarf ‚Nein‘ sagen“, erklärt LRin Palfrader das Gewaltpräventionsangebot an Volksschulen: „‚Bärenstark‘ vermittelt den Kindern die Sicherheit, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine gelassen werden, sondern sich Bezugspersonen anvertrauen können. Ergänzend zu den Einheiten in den Klassen werden Info-Abende für Eltern und Erziehungsberechtigte angeboten.“

Um eine durchgehende Bewusstseinsbildung, aber auch im Falle von Gewalt die nötige Intervention sicherzustellen, sind an vielen Schulen Tirols die SchulsozialarbeiterInnen aktiv. „Im Rahmen der SCHUSO gibt es eigens geschulte MitarbeiterInnen, die im Fachbereich Soziale Arbeit & Schule für Gewaltprävention an Volks- und Mittelschulen tätig sind“, berichtet LRin Fischer.

Hinzu kommen Psychologinnen und Psychologen der Schulpsychologie sowie des ÖZPGS (Österreichisches Zentrum für Psychologische Gesundheitsförderung im Schulbereich), die in Schulen Sprechstunden zur Gewaltprävention anbieten. „Bei Fällen von Mobbing oder Gewalt an Schulen unterstützt die Schulpsychologie bei der Aufarbeitung des Geschehenen. Ein wichtiger Fokus der Arbeit liegt auch am Aufbau bzw. der Stärkung eines wertschätzenden und respektvollen Umgangs und an der Definition von Regeln für ein gelingendes Zusammenleben“, so LRin Palfrader. Die PsychologInnen und die Mobilen Interkulturellen Teams der Schulpsychologie führen dazu Workshops für Schulklassen und Lehrpersonen durch, und bieten Einzelarbeit mit den betroffenen Opfern, Tätern, Eltern und Lehrpersonen an. Darüber hinaus finden regelmäßige Angebote der Aus- und Weiterbildung statt, durch die Lehrpersonen unterstützt werden, Probleme frühzeitig zu erkennen und ihnen professionell begegnen. Demnächst werden in Tirol auch Emotions-Regulationstrainings in Gruppen angeboten.

Sensibilisierungskampagne

Um auf das gravierende Problem, dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nicht fernab unserer Lebensrealität passiert, sondern jedes vierte Kind in irgendeiner Weise von Gewalt betroffen ist, aufmerksam zu machen, wurde eine breit angelegte und langfristige Kampagne ins Leben gerufen. „Denn das Hinschauen bei Anzeichen von Gewalt, das Bewusstmachen der eigenen Verantwortung, dass wir alle, jede und jeder Einzelne von uns, zum Handeln angehalten sind, muss verstärkt werden“, umreißt LRin Fischer das Ziel der Sensibilisierungskampagne. Gleichzeitig wird auf die zahlreichen Unterstützungs- und Beratungsangebote aufmerksam gemacht. „Im Rahmen des Ausbaus des Kinderschutzes und der Schulsozialarbeit wurde die Beratungsleistung der Tiroler Kinder- und Jugend erweitert“, nennt LRin Fischer eine maßgebliche Säule der Gewaltprävention und des Gewaltschutzes für Kinder und Jugendliche.

Das umfassende Beratung- und Unterstützungsangebot ist unter www.tirol.gv.at/gewaltfrei abrufbar.


Quelle: Land Tirol



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