Innsbruck: Gewalt an Frauen - Notfallnummer auf städtischen Quittungen

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25 Nov 09:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Kostenlose Hotline ist rund um die Uhr erreichbar

In Österreich ist Gewalt an Frauen und Mädchen ein großes Problem. Die Zahl an gemeldeten Gewaltakten gegenüber Frauen und Mädchen nimmt weiter zu, besonders im familiären Umfeld und sozialen Nahbereich. Hinzu kommt, dass die Dunkelziffer an nicht gemeldeten Gewalttaten auf rund 60 bis 70 Prozent geschätzt wird und damit unverändert hoch ist.

Aus diesem Grund startet die Stadt Innsbruck eine neue Offensive: Auf allen Quittungen, die von der Stadt ausgestellt werden und bei denen es technisch möglich ist, wird niederschwellig auf die Frauenhelpline 0800 222 555 und die Webseite www.frauenhelpline.at hingewiesen.

„Wenn Frauen ermordet, geschlagen oder erniedrigt werden, weil sie Frauen sind, dann liegen die Ursachen in unseren gesellschaftlichen Strukturen. Deshalb sind alle gefordert, hier genauer hinzuschauen und zu helfen“, so Gemeinderätin und Frauensprecherin der Grünen Dipl.Soz.-Wiss.in Zeliha Arslan, die die Kampagne initiiert hat.

Die Helpline ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar – kostenlos und anonym. Beratungen werden auch in folgenden Sprachen angeboten: Arabisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Englisch, Rumänisch, Spanisch und Türkisch.

Zusätzlich wird auf Initiative von Frauenstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr die Notrufnummer auch auf den elektronischen Anzeigetafeln der Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn GmbH (IVB) an den Bus- und Straßenbahnhaltestellen ab dem 25. November, also mit dem Start der internationalen Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“, eingeblendet, um auf das Thema aufmerksam machen.

Kein Nationalitätsproblem

Erschreckend hoch ist auch die Zahl an Frauenmorden bzw. sogenannten Femiziden in Österreich. Integrationsstadträtin Mayr erklärt diesbezüglich: „Aktuell halten wir bei 28 Frauenmorden allein in diesem Jahr. Wenn beim jüngsten Frauenmord in Innsbruck, der am vergangenen Wochenende verübt wurde, nun von politischer Seite der Migrationshintergrund des Täters bzw. des Opfers hervorgehoben wird, als stünden Nationalität und Gewalt in Beziehungen in einem ursächlichen Zusammenhang, so gilt es festzuhalten: Mit einem solchen Verweis auf die Nationalität oder Herkunft des Täters und den daran orientierten Vorschlägen wird man einem der wichtigsten frauenpolitischen Themen, nämlich Gewaltschutz und Formen der Gewalt an Frauen und Mädchen, nicht gerecht.“ Weiter führt sie aus: „Es schafft weder Unterstützung für Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind, noch hilft es, die Gesellschaft für die unterschiedlichen Formen von Gewalt zu sensibilisieren, und zwar für das Thema Gewalt in all seiner Breite und in seiner alltäglichen familiären und strukturellen Präsenz. Ich verwehre mich dagegen, dass ein Frauenmord mit Migrationshintergrund dazu genutzt wird, rassistische Motive mitzutransportieren – frei nach dem Motto: Das gibt es nur bei den anderen, bei uns kommt das nicht vor. Ganz im Gegenteil: Wir müssen dahingehen, wo es weh tut: Zur unleugbaren Tatsache, dass wir selbst in unserer österreichischen Gesellschaft ein so massives Problem mit häuslicher und struktureller Gewalt, mit Benachteiligung, Diskriminierung und Demütigung gegenüber Frauen haben.“

„Beim Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen dürfen wir nicht den Hintergrund des Täters in den Vordergrund stellen. Denn damit werden nur rassistische Vorurteile bedient, während das eigentliche Thema – dass Frauenmorde nahezu an der Tagesordnung sind – heruntergespielt wird“, kritisiert auch die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Gesellschaft und Diversität, Arslan.

Die städtische Kampagne, die auf die Notfallnummer aufmerksam macht, läuft bis Ende des Jahres und soll allen Betroffenen vermitteln, dass sie nicht alleine sind. Denn gesellschaftliche Strukturen und Denkweisen seien der Nährboden für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, so Arslan: „Deshalb sind Informationskampagnen, die Menschen aus den verschiedensten Milieus erreichen, so wichtig, egal ob beim Meldeamt oder bei der Stadtkasse.“


Quelle: Stadt Innsbruck



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