Wien: Der Gemeindebau in der NS-Zeit - Stadtrundgänge gegen das Vergessen gehen weiter

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Stadt Wien/Martin Votava
15 Aug 14:00 2025 von Redaktion International Print This Article

400 Teilnehmer*innen bei den ersten Terminen – Fortsetzung ab Ende August

Im Gedenkjahr 2025 – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – lädt Wiener Wohnen im Rahmen des Erinnerungsprojekts „Der Gemeindebau in der NS-Zeit“ zu kostenlosen, geführten Rundgängen durch Wiens Bezirke ein. Die Touren beleuchten die Schicksale vertriebener und verfolgter Gemeindebaumieter*innen während der NS-Zeit und machen historische Ereignisse an authentischen Orten sichtbar. Zwischen Anfang April und Ende Juni haben bereits 400 Wiener*innen an insgesamt 27 Rundgängen in 11 Wiener Gemeindebezirken teilgenommen. Die Sommerpause endet in Kürze, ab Ende August starten die Touren wieder.

„Unsere Stadt wurde vor 80 Jahren von der NS-Diktatur befreit. Nicht zuletzt die Freiheit, in der wir heute leben, verpflichtet uns zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte. Dass Wiener Wohnen gemeinsam mit dem DÖW diese dunkle Zeit erforscht und mit Projekten wie den Rundgängen sichtbar macht, ist ein starkes Zeichen gegen Vergessen und Gleichgültigkeit“, betont Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.

Die Journalistin und Buchautorin Evelyn Steinthaler – sie hat die Rundgänge konzipiert und führt Interessierte zu ausgewählten Wohnhausanlagen in verschiedenen Bezirken – ergänzt: „Mit den Rundgängen holen wir die Schicksale aus der Anonymität – dort, wo Menschen 1938 ihre Wohnungen verloren oder Widerstand leisteten. Geschichte wird so nicht nur erzählt, sondern erlebbar.“

Zwischenbilanz in Zahlen

  • Start der Rundgänge im April 2025
  • 10 verschiedene Touren in 11 Bezirken (eine Tour durch 7. & 8. Bezirk)
  • 23 Rundgänge fanden zwischen Anfang April und Ende Juni bereits statt
  • Bislang rund 400 Teilnehmer*innen
  • Spitzenreiter im Interesse: 1., 2., 5. sowie 7./8. Bezirk
  • 23 weitere Rundgänge von Ende August bis November

Vorschau: Weitere Rundgänge ab Ende August bis November 2025

Rundgang 1: 1. Bezirk

Der Spaziergang durch den 1. Bezirk beginnt mit einem Gemeindebau, der waÌ?hrend des Zweiten Weltkrieges fertiggestellt wurde. Er erzaÌ?hlt von juÌ?dischen Wiener*innen, die delogiert wurden und berichtet von der Wiener WiderstandskaÌ?mpferin Irene Harand, der in der Zweiten Republik ein Gemeindebau gewidmet wurde.

Termine:

Fr., 29. Aug. 17:30 Uhr

Sa., 20. Sep. 10:00 Uhr

Rundgang 2: 2. Bezirk

Der Spaziergang schildert Delogierungen jüdischer Wiener*innen aus Gemeindebauten, berichtet vom Widerstand des Robert Uhlir und der Emigration Stella Klein-Löws. Im Fokus stehen insbesondere die Deportationen der Bewohner*innen der Wiener Gemeindebauten.

Termine:

Mi., 8. Okt. 17:00 Uhr

Mo., 10. Nov. 17:00 Uhr

Rundgang 3: 5. Bezirk

Der Spaziergang durch Margareten erzaÌ?hlt, ausgehend vom Gemeindebau in der Brandmayergasse 27, vom kommunalen Wohnbau im nationalsozialistischen Wien, schildert den Widerstand in den Gemeindebauten im Bezirk und berichtet auch uÌ?ber juÌ?dische Wiener*innen, die aus Gemeindebauten delogierten wurden.

Termine:

Sa., 30. Aug. 14:00 Uhr

Di., 2. Sep. 17:30 Uhr

Sa., 18. Okt. 14:00 Uhr

Rundgang 4: 7./8. Bezirk

Dieser Spaziergang erzaÌ?hlt unter anderem vom jungen Erich Lessing und seiner Mutter Margit, die aus einem Gemeindebau in der Josefstadt delogiert wurden. Im 7. Bezirk findet sich ein Gemeindebau, der in der NS-Zeit errichtet wurde. Zudem beschaÌ?ftigen wir uns mit dem Umgang mit „arisiertem“ juÌ?dischem Eigentum nach 1945 in Wien.

Termine:

Sa., 30. Aug. 10:00 Uhr

Do., 11. Sep. 17:30 Uhr

Sa., 22. Nov. 14:00 Uhr

Rundgang 5: 10. Bezirk

Beim Spaziergang durch mehrere Favoritner Gemeindebauten wird von der Verfolgung juÌ?discher Wiener*innen erzaÌ?hlt. Aber auch der antifaschistische Widerstand in den Gemeindebauten dieses Bezirks kommt zur Sprache, ebenso wie das wohl groÌ?ßte Bauprojekt des kommunalen Wohnbaus im nationalsozialistischen Wien.

Termine:

Sa., 4. Okt. 14:00 Uhr

Mo., 17. Nov. 17:00 Uhr

Rundgang 6: 11. Bezirk

Der Spaziergang in Simmering begibt sich auf die Schicksalsspuren juÌ?discher Wiener*innen, die aus Gemeindebauten der Stadt gekuÌ?ndigt wurden. Hier wird aber auch vom politischen Widerstand der Rosa Jochmann erzaÌ?hlt und die Teilnehmer*innen erfahren von den schrecklichen UmstaÌ?nden im Barackenlager in der Hasenleiten.

Termine:

Sa., 4. Okt. 10:00 Uhr

Sa., 22. Nov. 10:00 Uhr

Rundgang 7: 16. Bezirk

Der Ottakringer Spaziergang erzaÌ?hlt von Wilhelmine Moik, die sich waÌ?hrend der NS-Zeit im Untergrund engagierte, sowie von juÌ?dischen Wiener*innen, die aus den Gemeindebauten im Bezirk delogiert wurden. Und er fuÌ?hrt zum beeindruckenden Sandleitenhof, wo vom Widerstand und von der Verfolgung in der NS-Zeit berichtet wird.

Termine:

Sa., 20. Sep. 14:00 Uhr

Mi., 1. Okt. 17:00 Uhr

Rundgang 8: 19. Bezirk

Dieser Spaziergang durch DoÌ?bling erinnert an die emigrierte Architektin Ella Briggs, beschaÌ?ftigt sich mit dem Umgang mit „arisiertem“ juÌ?dischem Eigentum nach 1945 und besucht den wohl beruÌ?hmtesten Wiener Gemeindebau, den Karl-Marx-Hof, um dort von Schicksalen juÌ?discher Gemeindebau-Bewohner*innen zu erzaÌ?hlen.

Termin:

Mo., 1. Sep. 17:30 Uhr

Rundgang 9: 20. Bezirk

In der Brigittenau wird der Spaziergang, bei der Wohnanlage am Friedrich-Engels-Platz beginnend, uÌ?ber die Delogierungen juÌ?discher Gemeindebaubewohner*innen nach dem sogenannten „Anschluss“ berichten, aber auch vom Widerstand gegen den Austrofaschismus und Nationalsozialismus in den Gemeindebauten erzaÌ?hlen.

Termine:

Mi., 10. Sep. 15:00 Uhr

Di., 7. Okt. 17:00 Uhr

Fr., 7. Nov. 17:00 Uhr

Rundgang 10: 22. Bezirk

Der Spaziergang in der Donaustadt führt unter anderem zum Goethehof, dessen Geschichte in den Jahren des Austrofaschismus und des nationalsozialistischen Terrors von großem Interesse ist. Auch auf dieser Route wird von jenen juÌ?dischen Wiener*innen berichtet, die im Bezirk nach dem sogenannten „Anschluss“ aus den Gemeindebauten delogiert wurden.

Termine:

Fr., 19. Sep. 17:30 Uhr

Di., 21. Okt. 17:00 Uhr

Di., 4. Nov. 17:00 Uhr

Teilnahme & Anmeldung

Die Anmeldung & die Teilnahme an den Spaziergängen sind kostenlos.

  • Wo anmelden? Wiener Wohnen Service-Nummer 05 75 75 75
  • Wann? SpaÌ?testens eine Woche vor dem Termin, an dem Sie teilnehmen wollen.
  • Wie viele? Maximal 20 Personen pro Spaziergang.
  • Weitere Infos und Anmeldung: https://nievergessen.wienerwohnen.at/stadtfuehrungen

Hintergrund

Das Projekt „Der Gemeindebau in der NS-Zeit“ basiert auf einer umfassenden Studie des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) im Auftrag von Wiener Wohnen. Neben den Rundgängen entstehen eine wissenschaftliche Publikation, Ausstellungen und digitale Formate, die die Geschichten verfolgter und vertriebener Mieter*innen dokumentieren. Ziel ist es, historische Verantwortung zu übernehmen und Wissen für kommende Generationen zu bewahren. „Mit Beschluss vom 14. Juni 1938 wurden tausende jüdische Mieterinnen und Mieter systematisch aus ihren Gemeindewohnungen vertrieben. Hinter jedem Akteneintrag steht ein menschliches Schicksal. Es ist unsere Verantwortung, diese Geschichten sichtbar zu machen und die Erinnerung wachzuhalten“, erklärt Karin Ramser, Direktorin von Wiener Wohnen, die Motivation zur Studie.

60 exemplarische Lebensläufe von verfolgten Gemeindebau-Mieter*innen und viele weitere Informationen zum Forschungsprojekt und den Vermittlungsangeboten finden sich auf: nievergessen.wienerwohnen.at


Quelle: Stadt Wien



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