Ried im Innkreis: Anlagebetrug geklärt – Warnung vor weiteren Delikten

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Polizeiauto - Symbolbild
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09 Jän 18:03 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Im Rahmen gezielter und intensiver kriminalpolizeilicher Ermittlungen, beginnend mit September 2018, konnten Kriminalbeamte der Polizeiinspektion Ried im Innkreis, einzelne Personen einer im europäischen Raum agierenden Tätergruppe ausforschen. Der ausländischen Täterschaft konnten Betrugshandlungen (Anlagebetrug) im großen Stil nachgewiesen werden. Bislang konnten Opfer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ermittelt werden. Die in Österreich ermittelte Schadenssumme beläuft sich auf etwa 1.000.000,- Euro.

Als Drehscheibe der kriminellen Machenschaften konnte Setubal, eine Stadt in Portugal, wo offensichtlich speziell für die Betrugshandlungen geschaffene Unternehmen, welche laut Täterschaft mit der Forschung und Umsetzung dendritischer Zelltherapien befasst seien, ausgeforscht werden.

Als Kopf der kriminellen Organisation kristallisierte sich ein von Deutschland nach Portugal ausgewanderter 74-jähriger deutscher Staatsbürger heraus. Dieser tritt bereits seit dem Jahr 2004 immer wieder als Geschäftsführer bzw. Präsident diverser Unternehmen in Erscheinung und versucht, mit Unterstützung ständig wechselnder Komplizen, die Opfer durch Vorspiegelung falscher Tatsachen zum Kauf wertloser Aktienzertifikate zu überreden.

Die Opfer werden dabei von rhetorisch gut geschulten Telefonverkäufern kontaktiert und im Zuge der Informations- und Verkaufsgespräche vorsätzlich mit Falschinformationen versorgt. Es wird damit geworben, dass sich das jeweilige Unternehmen unmittelbar vor dem Börsengang befinden würde. Noch vor dem Börsengang hätten jetzt interessierte Anleger die Möglichkeit, Aktienzertifikate des Unternehmens zum Schnäppchenpreis zu erwerben. Nach dem Börsengang würde es laut Finanzexperten zu einer rasanten Wertentwicklung kommen. Es wird den Opfern der Eindruck vermittelt, dass sie mit dem Geld bzw. Erwerb von Firmenanteilen (Aktienzertifikaten) das Unternehmen bei einer "guten Sache" (z.B. Krebsforschung) unterstützen würden und nebenbei "gutes Geld" verdienen könnten. Hat sich das Opfer für den Erwerb von Aktienzertifikaten entschieden, so werden sämtliche Geldtransaktionen über Treuhänder in Deutschland abgewickelt, was wiederum Vertrauen und Seriosität vermitteln soll. Bereits nach kurzer Zeit erhalten die vermeintlichen Aktionäre von den portugiesischen Unternehmen via E-Mail eine Bestätigung über den Geldeingang und Besitz von Stammaktien. Wiederum einige Tage später werden die Aktienzertifikate mit der Post zugestellt. Nach der Geschäftsabwickelung kommt es jedoch nicht wie angekündigt zum Börsengang, sondern werden die vermeintlichen Aktionäre weiterhin mit Falschinformationen versorgt und zu weiteren Geldleistungen gedrängt. Sollten sie nicht weiterhin ihr Geld investieren, so sei der bevorstehende Börsengang wegen noch fehlendem Anfangskapital nicht möglich und das bereits investierte Geld zur Gänze verloren. In der Folge werden die vermeintlichen Aktionäre mit Aktionärsschreiben des Unternehmens überschüttet und laufend über den vermeintlichen Börsengang informiert. Die Namen der Unternehmen wechseln im Laufe der Zeit und die Opfer werden immer wieder mit Aktien-Umwandlungen, natürlich gegen Zahlung einer geringen Umwandlungsgebühr, konfrontiert. Steigen die Opfer auf das Umwandlungsangebot ein, so werden die Aktienzertifikate auf das jeweilige Unternehmen der Täterschaft angepasst. Sämtliche bis dato bekannte betrügerische Unternehmen werden vom 74-Jährigen geleitet.

Die kriminelle Organisation tritt aktuell unter den Firmennamen GenMedCare Corp., OLEVRA Lda., Schlangenfarm Schladen Ivy Venoms GmbH oder auch Ivy Biz Inc. in Erscheinung. Warnungen der BaFin Deutschland und FMA Österreich bestehen.

Eine Überprüfung der Aktienzertifikate ergab, dass es sich trotz aufgedruckter Wertpapierkennnummer (WKN), auch internationaler Wertpapierkennnummer (ISIN), um absolut wertlose Papiere handelt.

Der gesamte Sachverhalt wurde bei der Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis zur Anzeige gebracht.

Die Beschuldigten konnten bislang nicht festgenommen werden, agieren im Hintergrund weiter und begehen nach wie vor die beschriebenen Betrugshandlungen.
Etwaige weitere Opfer werden gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Ried im Innkreis unter der Telefonnummer 059133 4240 zu melden.

Sollten Sie einen derartigen Anruf erhalten, überweisen Sie keinesfalls Geld, seien Sie vorsichtig und misstrauisch (Wenn ein Angebot zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es auch zu schön, um wahr zu sein!), notieren Sie sich die Telefonnummer, mit der Sie kontaktiert werden und erstatten Sie Anzeige bei der nächsten Polizeiinspektion.



Quelle: LPD Oberösterreich



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