Alles Bühne! Digitalisierung von historischen Aufnahmen der Vereinigten Bühnen Wien

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Alles Bühne! Digitalisierung von historischen Aufnahmen der Vereinigten Bühnen Wien
Foto: VBW/Stefanie J. Steindl
29 Nov 16:00 2023 von OTS Print This Article

Die Österreichische Mediathek des Technischen Museums Wien sichert das Medienarchiv der Vereinigten Bühnen Wien

Die Vereinigten Bühnen Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, verwahren ein immenses Archiv an historischen Aufnahmen aus über 70 Jahren Wiener Theatergeschichte aus dem Ronacher, dem Raimund Theater und dem Theater an der Wien. Ob Oper, Liederabend, Konzert oder Musicalproduktion, im Archiv der Vereinigten Bühnen Wien lagern unzählige Aufnahmen und interne Mitschnitte, die seit eineinhalb Jahren durch eine Kooperation mit der Österreichischen Mediathek des Technischen Museums Wien digitalisiert und dauerhaft gesichert werden. Ein bedeutender Teil dieser Sammlung steht ab sofort auch online für die Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Aufnahmen aus dem Archiv der Vereinigten Bühnen Wien reichen von Mitschnitten aus den 1960er-Jahren bis in die jüngere Gegenwart. Im Raimund Theater, dem Ronacher und dem Theater an der Wien wurden Aufführungen für interne Zwecke dokumentiert – seit den 1980er-Jahren wurden auch Videoaufnahmen angefertigt. Nach der Gründung der Vereinigten Bühnen Wien im Jahr 1987 wurden die Dokumentationstätigkeiten fortgesetzt und die Archive der einzelnen Häuser zusammengeführt. Dadurch ist ein einzigartiger Fundus an Mitschnitten aus Musiktheaterproduktionen, Konzerten, Lesungen und Veranstaltungen entstanden.

Beim Pressegespräch zur Kooperation zwischen den Vereinigten Bühnen Wien und der Österreichischen Mediathek des Technischen Museums Wien am 28. November 2023 sprachen in der Kantine des Ronacher Kurt Gollowitzer (Wien Holding-Geschäftsführer), Franz Patay (Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien), Peter Aufreiter (Generaldirektor Technisches Museum Wien mit Österreichischer Mediathek) und Gabriele Fröschl (Leiterin der Österreichischen Mediathek) über die erfolgreiche Digitalisierung des Archivs der Vereinigten Bühnen Wien, die Bedeutsamkeit der gesicherten Bestände für die Forschung und die gute Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Institutionen.

Seit Beginn der Kooperation wurden drei Chargen Material in 54 Kisten an die Österreichische Mediathek übergeben. Nebeneinandergestellt würden diese eine Länge von 32 Metern ergeben, wovon etwas mehr als 23 Meter – in Kisten gerechnet 39 Stück – bereits digitalisiert und im Langzeitarchiv der Österreichischen Mediathek gesichert wurden. Darunter befinden sich Originalaufnahmen von Musicalaufführungen mit Josef Meinrad, Dagmar Koller, Uwe Kröger oder Pia Douwes, Lesungen mit Oskar Werner, Helmut Qualtinger oder Erich Kästner, Musikveranstaltungen mit Juliette Greco, Greta Keller, Georg Kreisler oder Friedrich Gulda und Erstaufführungen wie HELDEN, HELDEN, CATS, A CHORUS LINE, TANZ DER VAMPIRE oder ELISABETH.

Kurt Gollowitzer, Wien Holding-Geschäftsführer:
„Die Vereinigten Bühnen Wien prägen mit ihren Musiktheaterproduktionen auf höchstem Niveau Wiens Ruf als Kulturstadt seit vielen Jahrzehnten maßgeblich mit. Durch die Kooperation mit der Österreichischen Mediathek des Technischen Museums Wien können nun Ton- und Videomaterial der letzten 70 Jahre aus dem Theater an der Wien, dem Raimund Theater und dem Ronacher digitalisiert und als kulturelles Erbe dauerhaft bewahrt werden.“

Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien:
„Die Geschichte des Musicals in Wien ist eng verbunden mit den Theatern der Vereinigten Bühnen Wien. Zahlreiche legendäre Aufführungen, wie u. a. von ANATEVKA und MY FAIR LADY in den 60er- und 70er-Jahren, sowie deutschsprachige Erstaufführungen von u. a. CATS, A CHORUS LINE oder DAS PHANTOM DER OPER in den 80er-Jahren, gefolgt von der Uraufführung der ersten VBW-Eigenproduktion ELISABETH Anfang der 90er ebneten den Erfolgsweg des Musicals in Wien. Proben- und Aufführungsmitschnitte dieser Zeitzeugnisse können dank der großartigen Kooperation mit der Österreichischen Mediathek erhalten und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Peter Aufreiter, Generaldirektor des Technischen Museums Wien mit Österreichischer Mediathek:
„Mit dieser wichtigen Kooperation gelingt eine Verbindung zwischen einer kulturproduzierenden Institution wie den Vereinigten Bühnen Wien und einer kulturbewahrenden Institution, der Österreichischen Mediathek. Von dieser wertvollen Zusammenarbeit profitieren alle Seiten, nicht zuletzt die interessierte Öffentlichkeit, die durch die professionelle Sicherung dieser kulturhistorischen Aufzeichnungen Einblicke in die Wiener Theatergeschichte erhält – heute und in der Zukunft.“

Gabriele Fröschl, Leiterin der Österreichischen Mediathek:
„Durch die Sicherung des Archivs der Vereinigten Bühnen Wien konnten die audiovisuellen Aufzeichnungen dauerhaft erhalten werden, bevor manche dieser Medien formatbedingt nicht mehr nutzbar sind. Deren Digitalisierung bewahrt diese flüchtigen Momente der Kulturproduktion für viele weitere Jahre und zeigt, wie essenziell das fachgerechte Bewahren dieser historischen Dokumente für die Forschung ist.“

Materiallage und Archivierungsalltag

Inventarisiert wurden von der Österreichischen Mediathek bislang sämtliche analogen Datenträger, angefangen von Tonbändern aus den 1960er-Jahren bis hin zu audiovisuellen Medien, deren Sicherung am Beginn des Archivierungsprozesses steht. Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit entsprechender Abspielgeräte, um diese überhaupt wiedergeben zu können; mit dem Ergebnis, dass bislang 1.008 Audioaufnahmen inventarisiert werden konnten. Ein Großteil davon sind Aufnahmen auf Magnettonbändern, der kleinere Teil, etwa 200 Stück, waren Mitschnitte auf Audiokassetten. 278 VHS-Kassetten wurden in speziellen VHS-Videoreinigungsgeräten behandelt, bevor diese digitalisiert und inventarisiert werden konnten.

Obwohl die Sicherung des analogen Bestands weitgehend problemlos verlaufen ist und dieser in einem so guten Zustand war, dass die MitarbeiterInnen der Österreichischen Mediathek keine – wie im Archivalltag manchmal notwendigen – kreativen Maßnahmen einsetzen mussten, um das Archiv zu sichern, ist der Vorgang nicht derselbe wie zu der Zeit, als beispielsweise Audiokassetten noch das vorherrschende Medium war. Dennoch waren Maßnahmen notwendig, die über das simple Bandaufspulen mittels Bleistifts hinausgehen: Einige Audiokassetten mussten aufgrund ihres Alters oder ihrer Verschmutzung vor der Digitalisierung aufgeschraubt und in neue Hüllen transferiert werden, um eine Digitalisierung zu ermöglichen. Gelöste Klebestellen von Tonbändern – verursacht durch die Praxis des damals üblichen manuellen Tonschnitts – konnten vom Digitalisierungsteam ohne größere Probleme behoben werden.

Einblicke in die Wiener Theatergeschichte

Die Aufnahmen stehen für die interessierte Öffentlichkeit kostenfrei vor Ort in der Österreichischen Mediathek (Gumpendorfer Straße 95, 1060 Wien) zum Nachhören bereit. Zudem werden die Mitschnitte über das Onlinearchiv der Mediathek auf www.mediathek.at nach persönlicher Anmeldung für Recherchen online freigeschaltet; ein Download ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Weitere digitalisierte Aufnahmen folgen.

Sammlung Vereinigte Bühnen Wien an der Österreichischen Mediathek:
https://www.mediathek.at/vbw

Über die Österreichische Mediathek des Technischen Museums Wien
Die Österreichische Mediathek ist das österreichische Archiv für Ton- und Videoaufnahmen aus der Kultur- und Zeitgeschichte. Sie wurde 1960 als Österreichische Phonothek vom Bundesministerium für Unterricht gegründet und ist seit 2001 im Verband mit dem Technischen Museum Wien. Mit über zwei Millionen Tonaufnahmen und Zehntausenden Videos von Unterhaltungsmusik und ernster Musik bis hin zu Literatur, Geschichte, Politik, Alltag und Wissenschaft bewahrt die Österreichische Mediathek das audiovisuelle Kulturerbe Österreichs. Da aber historische Aufnahmen fragile Zeitzeugen sind, deren Bestand nicht zuletzt aufgrund von fehlenden Abspielgeräten gefährdet ist, stellt die Digitalisierung von Medien neben dem Sammeln und Archivieren eine wichtige Aufgabe dar. Zusätzlich werden die Bestände vor Ort und online auch einem breiten Publikum zugänglich gemacht und regelmäßig in Online-Ausstellungen aufbereitet. Zuletzt wurden etwa auch historische Premierenaufnahmen der Salzburger Festspiele langzeitgesichert und für die wissenschaftliche Forschung online präsentiert. Zuletzt wurden historische Premierenaufnahmen der Salzburger Festspiele langzeitgesichert und für die wissenschaftliche Forschung online verfügbar gemacht.


Quelle: OTS



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