ASFINAG: 15 Jahre Section Control: Ein Erfolgsmodell feiert Jubiläum
Im September vor 15 Jahren hat die ASFINAG im Kaisermühlentunnel auf der A 22 Donauufer Autobahn die erste stationäre Section Control Anlage installiert. Mit der Inbetriebnahme im Jahr 2003 sind die Unfälle in Wiens längstem Autobahntunnel um 50 Prozent zurückgegangen, seit damals gab es dort keinen tödlichen Unfall.
Derzeit sind mit dem Tunnel Kaisermühlen fünf Streckenbereiche auf Österreichs Autobahnen mit elektronischen Anlagen zur Tempoüberwachung ausgestattet. Dazu kommen: Der Wechselabschnitt Krumbach bis Grimmenstein auf der A 2 Süd Autobahn, ebenfalls auf der A 2 der Ehrentalerbergtunnel sowie der Plabutschtunnel auf der A 9 Pyhrn und im Stadtgebiet Linz Bindermichl/Niedernhart auf der A 7 Mühlkreis Autobahn. Auf allen Abschnitten ist seither ein Rückgang der Unfallzahlen von bis zu 50 Prozent zu verzeichnen. Das Hauptziel, die Schwere der Unfälle zu verringern, wurde in allen diesen Abschnitten zu 100 Prozent erreicht.
Auch in Baustellenbereichen hat sich der Einsatz bewährt. Neun mobile Section Control Anlagen stehen der ASFINAG dafür zur Verfügung. Die Kontrolle der Geschwindigkeit bringt in Baustellen weniger Tempo und damit weniger gefährliche Situationen und letztlich Unfälle. Der Erfolg in Zahlen: 2004 passierten noch sechs Prozent aller Unfälle in Baubereichen. Seither konnten mit umfassenden Sicherheits-Maßnahmen – wie dem Einsatz von Section Control – die Unfallzahlen kontinuierlich auf unter drei Prozent gesenkt werden. Die Praxis zeigt, in Section Control überwachten Bereichen verringert sich die durchschnittliche Geschwindigkeit bei Pkw um zehn und bei Lkw um 15 Kilometer pro Stunde.
15 Jahr Jubiläum Section Control
- 2003 wurde im Tunnel Kaisermühlen in Wien die erste Section Control Anlage Österreichs errichtet – seit damals: kein tödlicher Verkehrsunfall
- Aktuell sind insgesamt fünf stationäre Section Control Anlagen in Betrieb
- Zur Überprüfung der Geschwindigkeit in Baustellenbereichen stehen der ASFINAG neun mobile und damit flexibel einsetzbare Section Control Anlagen zu Verfügung
ASFINAG GESCHÄFTSFÜHRER JOSEF FIALA
„Section Control Anlagen sind im Sinne der Verkehrssicherheit ein echtes Erfolgsmodell. Wir setzen sie aber nur dort ein, wo herkömmliche Maßnahmen zur Temporeduktion keinen Erfolg erzielen. Anders als bei Radaranlagen, die nur eine punktuelle Geschwindigkeitsmessung zulassen, wird bei elektronischer Streckenüberwachung der Verkehrsfluss über einen bestimmten Abschnitt harmonisiert, also stabil auf dem erlaubten Tempo gehalten. Das gefährliche Auffahren auf das vordere Fahrzeug oder auch plötzliche Spurwechsel werden damit verringert, und die Verkehrssicherheit steigt. Aber eines ist auch klar, wir wollen keine Überwachung über das gesamte Autobahnen- und Schnellstraßen-Netz. Wir setzen in erster Linie auf die Eigenverantwortung der
Autofahrerinnen und Autofahrer. Daher investieren wir verstärkt in Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, heuer mit dem Schwerpunkt gegen Ablenkung.“
Fixe Section Control Anlagen: gleichmäßiges Tempo für mehr Verkehrssicherheit
Fünf elektronische Strecken-Tempo-Kontrollen sind derzeit bereits aktiv. Das Hauptziel aller Anlagen: die Reduzierung der Schwere von Unfällen. Die erste Anlage, die in Betrieb genommen wurde, ist im Kaisermühlentunnel auf der A 22. Bereits seit 15 Jahren wird die Geschwindigkeit im mehr als zwei Kilometer langen Citytunnel auf diese Weise überwacht. Mit täglich rund 120.000 Autos und einem Lkw-Anteil von rund elf Prozent ist der Tunnel Kaisermühlen der am stärksten befahrene Tunnel Österreichs. Die positiven Unfallzahlen zeigen ganz klar: Der Section Control Einsatz ist ein Erfolg. Seit 2003 wurde kein tödlicher Unfall mehr verzeichnet.
Aktuelle stationäre Section Control Abschnitte:
- Wechselabschnitt Krumbach-Grimmenstein A 2 Süd Autobahn
- Die Section Control wurde 2005 in Betrieb genommen
- Die Tempokontrolle erfolgt nur in Fahrtrichtung Wien auf einer Länge von rund sieben Kilometer
- Bei trockener Fahrbahn gilt Tempo 100 km/h, bei Nässe gilt Tempo 80 km/h
- Täglich passieren rund 44.000 Fahrzeuge diesen Abschnitt (elf Prozent Lkw-Anteil)
- Ehrentalerbergtunnel A 2 Süd Autobahn
- Die Section Control wurde 2009 für beide Richtungen in Betrieb genommen
- Die Tempokontrolle erfolgt auf einer Länge von mehr als drei Kilometer
- Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h
- Täglich fahren rund 26.000 Fahrzeuge durch den Ehrentalerbergtunnel (13 Prozent Lkw-Anteil)
- Plabutschtunnel A 9 Pyhrn Autobahn
- Die Section Control wurde 2011 für beide Richtungen in Betrieb genommen
- Die Tempokontrolle erfolgt auf einer Länge von zehn Kilometer
- Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h
- Täglich fahren rund 33.000 Fahrzeuge durch den Plabutschtunnel (ebenfalls rund 13 Prozent Lkw-Anteil)
- Tunnelkette Bindermichl/Niedernhart A 7 Mühlkreis Autobahn
- Die Section Control wurde 2014 für beide Richtungen in Betrieb genommen
- Die Tempokontrolle erfolgt auf einer Länge von rund zwei Kilometer und ist direkt mit der elektronischen Verkehrsbeeinflussungs-Anlage verbunden, wodurch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit je nach Verkehrsaufkommen variiert.
- Täglich fahren rund 100.000 Fahrzeuge durch beide Tunnel (fünf Prozent Lkw-Anteil)
Ab Herbst 2018 plant die ASFINAG auch im Arlbergtunnel auf der S 16 Arlberg Schnellstraße eine Section Control Anlage zu installieren. Damit will man hoch gefährlichen Überholmanövern im Gegenverkehrstunnel verhindern. Die im Tunnel eingebauten Detektoren zeigen: derartige Manöver passieren aktuell zwischen 30 und 40 Mal pro Tag. Die entsprechenden Unterlagen liegen zur Genehmigung auf und Ende des Jahres soll die elektronische Streckenkontrolle eingebaut werden. Rund 8.000 Fahrzeuge fahren täglich durch Österreichs längsten Autobahntunnel, davon knapp 1.100 Lkw.
Die Investitionskosten für Section Control Anlagen liegen jeweils bei rund zwei Millionen Euro.
Mobile Section Control in Baubereichen
Die streckenbezogene Geschwindigkeitskontrolle bringt auch mehr Verkehrssicherheit in Baustellen. Vor allem Einfahrtsbereiche können potenzielle Unfallstellen sein. Niveauunterschiede führen zu Neigungen der Fahrbahn, die Spuren sind verschwenkt und in Folge schmäler. Trotz Tempotrichter – stufenweises Senken der Höchst- auf die Baustellengeschwindigkeit – fahren manche Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer viel zu schnell in Baubereiche ein, können die Spur nicht halten und bringen damit sich und andere in Gefahr.
Die Kombination aus Geschwindigkeitstrichter und mobilen Section Control Anlagen hat bei Baustellen eine positive Wirkung. Messungen zeigen beispielsweise, dass das Tempo in Baustelleneinfahrten mit Section Control Überwachung um zehn Kilometer pro Stunde unter jener ohne Kontrolle liegt. Das Ergebnis daraus ist, dass auch das Unfallrisiko um etwa 50 Prozent zurückgeht. Die ASFINAG selbst hat derzeit neun mobile Anlagen zur Tempoüberwachung bei Baustellen im Einsatz. Die Investitionen für eine Anlage liegen bei rund 450.000 Euro. Während der Bau-Hochsaison waren 2018 sieben mobile Section Control in Baubereichen in Betrieb.
Derzeit noch aktive mobile Section Control Anlagen in Baustellenbereichen:
- Gleinalmtunnel A 9 Pyhrn Autobahn – noch aktiv bis Ende 2019, erlaubte Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
- Tunnel Gräbern und Donnersberg, A 2 Süd Autobahn – wieder aktiv ab 10. September bis voraussichtlich April 2019, erlaubte Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Rückgang der Unfallzahlen – auch dank Section Control
Die offizielle Unfallbilanz 2017 der Statistik Austria zeigt neuerlich, dass neben Ablenkung/Unachtsamkeit und Übermüdung auch zu hohes Tempo zu den Top drei Unfallursachen zählt. 2017 kamen insgesamt 56 Menschen auf österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen ums Leben, im Jahr 2001 waren es noch 179. Die Zahl der Unfälle ging 2017 im Vergleich zu 2016 um ein Prozent leicht zurück, die Anzahl der dabei verletzten Personen sank um etwas mehr als drei Prozent (von 3.582 auf 3.474). Diese positive Entwicklung ist nicht zuletzt auf den Einsatz von Section Control Anlagen zurückzuführen.
Wie und wo sie eingesetzt werden, ist abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten wie Verkehrsdichte, Lkw-Anteil und Streckenführung (kurvenreich, oder Anschlussstellen in Tunnel). Im Vorfeld zu jeder Sanierung werden durch die ASFINAG Expertinnen und Experten umfassende Prüfungen jeder einzelnen Baustelle durchgeführt. Damit eine Section Control installiert werden kann, muss ein verkehrssicherheitstechnisches Gutachten in Auftrag gegeben werden. Danach stellt die ASFINAG den Antrag an die zuständigen Behörden – Bundesministerium für Verkehr Innovation und Technologie (bmvit), Länder oder Bezirkshauptmannschaften. Mit der entsprechenden Verordnung des bmvit und dem Überwachungsauftrag an die Polizei durch das Land oder die Bezirkshauptmannschaft erfolgt die Inbetriebnahme.
So funktioniert eine Section Control
Das Fahrzeug wird samt Kennzeichen und Durchfahrtszeitpunkt bei der Einfahrt in den Kontrollabschnitt aufgenommen und mit einem Zeitstempel versehen. Bei der Ausfahrt wird das Fahrzeug erneut inklusive Zeitstempel aufgezeichnet. Nach dem Vergleich der Zeitstempel – Einfahrt / Ausfahrt – und unter Berücksichtigung der geeichten zurückgelegten Wegstrecke wird die Durchfahrtsgeschwindigkeit ermittelt. Etwaige Messtoleranzen werden abgezogen. Überschreitungen speichert und ahndet ausschließlich die Polizei. Ist keine Überschreitung gegeben, werden die Daten sofort gelöscht. Die Section Control ist in der Lage zwischen ein- und mehrspurigen Fahrzeugen sowie zwischen verschiedenen Fahrzeugklassen (Pkw, Lkw und Bus) zu unterscheiden.
Section Control und Datenschutz
Zugriff auf die Daten aus der Section Control Überwachung hat ausschließlich die Polizei, und auch nur sie verhängt Strafen bei Übertretungen. Die jeweils zuständige Landesverkehrsbehörde erstattet die notwendigen Datenschutzmeldungen. Die aufgezeichneten Übertretung – und nur diese werden gespeichert – werden von der Polizei ausgewertet und der Bezirkshauptmannschaft beziehungsweise dem Magistrat zur Strafverfolgung weitergeleitet.
Quelle: ASFINAG
Über den Autor
Redaktion Vorarlberg
Chefredakteur von Regionews Vorarlberg
Weitere Artikel von Redaktion Vorarlberg