Wien: AKH Wien/MedUni Wien - Revolutionäre Behandlung von Bewegungsstörungen mittels Ultraschall

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Wien

10 Nov 18:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Gewebsläsion im Gehirn ohne Öffnung des Schädelknochens und ohne Vollnarkose möglich

Die Behandlung von Bewegungsstörungen, wie Tremor, ist im AKH Wien/MedUni Wien nun ohne Öffnung des Gehirns und ohne allgemeine Anästhesie möglich. Die Gewebsläsion erfolgt Magnetresonanztomographie-gesteuert und mittels hochintensiver, fokussierter Ultraschallanwendung. Bei der so genannten transkraniellen MR-gesteuerten fokussierten Ultraschalltherapie (TK-MRgFUS) handelt es sich um eine Methode der funktionellen Neurochirurgie zur Behandlung des essentiellen Tremors. Das Verfahren kombiniert zwei Technologien: Mit der Magnetresonanztomographie (MRT) wird der Bereich im Gehirn identifiziert, der für die Bewegungsstörung verantwortlich ist. Mit dem fokussierten Ultraschall (FUS) wird das identifizierte Gewebe erwärmt und damit zerstört. Das Ultraschallgerät ist in ein 3-Tesla-MRT integriert. Die Patient*innen werden für die Intervention mittels Kopfring mechanisch immobilisiert, sind aber während der gesamten Behandlung wach und ansprechbar. Das Behandlungsergebnis wird unmittelbar nach der Behandlung mit MR-Bildgebungssequenzen und klinisch neurologisch überprüft.

Die Behandlung erfolgt ohne Hautschnitt, das heißt eine Öffnung des Schädelknochens ist nicht erforderlich, und erlaubt zudem eine Erfolgskontrolle während der Therapie mittels reversibler Test-Läsionen. Die Behandlung erfolgt in drei Etappen unter permanenter anästhesiologischer Überwachung: Zunächst wird im Zielgewebe die Temperatur nur moderat erhöht (40-45°C) und die exakte Lokalisation des fokussierten Ultraschalls im MRT überprüft. Danach wird die Temperatur im Zielgewebe auf 46-50°C gesteigert. Bei dieser Temperatur resultieren nur reversible Effekte, die es ermöglichen, die therapeutische Wirkung und unerwünschte Wirkungen – durch aktive Rückmeldung der Patient*innen und Überprüfung des Tremors - abzuschätzen und gegebenenfalls die Positionierung des Ultraschalls anzupassen. Im letzten Schritt erfolgt dann eine Steigerung der maximalen Temperatur auf 56-60°C. „Erst damit erfolgt die eigentliche Therapie mittels dauerhaft wirksamer Temperaturerhöhungen über 10 – 25 Sekunden“ erläutert Neurochirurg Klaus Novak.

Die gesamte Dauer dieser für die Patient*innen besonders schonenden Behandlung beträgt ca. 2-4 Stunden und erfolgt im Rahmen eines stationären Aufenthalts an der Universitätsklinik für Neurochirurgie, Leitung: Karl Rössler. Im AKH Wien konnten bereits sieben Patient*innen erfolgreich therapiert werden. Die technische Grundlage für die Behandlung ist die Ultraschallplattform ExAblate 4000 von Insightec, die an der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und Muskuloskeletale Radiologie, Leitung: Gregor Kasprian, installiert wurde.

Seit Zertifizierung dieses Geräts in Europa und in den USA wurde die Behandlung bei mehr als 6.000 Patient*innen weltweit durchgeführt. In Österreich ist rund 1% der Gesamtbevölkerung von essentiellem Tremor betroffen. Vor einer möglichen Behandlung ist eine medizinische Abklärung notwendig, ob die Voraussetzungen für diese Art der Therapie gegeben sind.

Die Patient*innenbetreuung im Rahmen dieser neuartigen Therapie erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer medizinischer Disziplinen (Neurochirurgie, Neuroradiologie, Neurologie, Anästhesie) sowie mehrerer medizinischer Fachbereiche (Pflege, MTDG), die auch im Comprehensive Center for Clinical Neurosciences and Mental Health von AKH Wien und MedUni Wien vertreten sind.


Quelle: Stadt Wien



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