Innsbruck: 8. März: Internationaler Frauentag

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Setzen sich gemeinsam für die Rechte der Frauen ein, insbesondere für Gleichstellung, Gesundheit und Gewaltfreiheit: Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr (Mitte r.), Bürgermeister Johannes Anzengruber (Mitte l.) und weitere Mitglieder des Stadtsenates, des Gemeinderates sowie mehrerer Frauenorganisationen.
Foto: IKM/D. Jäger
06 Mär 20:00 2025 von Redaktion Salzburg Print This Article

Für Gleichstellung, Frauengesundheit und Gewaltfreiheit

Der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, der Schweiz, in den USA und in Österreich statt. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Im Jahr 1921 wurde der Internationale Frauentag auf den 8. März festgelegt, an dem seither weltweit mit Veranstaltungen und Aktionen auf die Anliegen der Frauen aufmerksam gemacht wird. Seit 2019 gilt dieser Tag in Berlin sogar als gesetzlicher Feiertag. In diesen 114 Jahren hat sich die Lebenssituation von Frauen entscheidend verbessert, dennoch gilt es in diesen Zeiten ganz besonders, errungene Ziele zu verteidigen, noch immer unerfüllte Grundforderungen weiter zu verfolgen und neue frauenpolitische Anliegen zu formulieren.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Ein eigenes Einkommen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Frauen, um sicher, eigenständig und selbstbestimmt leben zu können. Frauen erhalten aber weiterhin deutlich weniger Lohn als Männer für die gleiche Arbeit. Wie aus der Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria zu ersehen ist, liegt die Differenz in Tirol bei durchschnittlich 16,4 Prozent, in Innsbruck bei 11,03 Prozent – bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung und Vergleich der Bruttoeinkommen – von Frauen und Männern (österreichweit 12,18 Prozent). Damit nimmt Österreich im EU-Vergleich weiterhin eine Schlussposition ein (EU-Schnitt: 12,7 Prozent).

Nur ein geringer Teil dieses Gender Pay Gaps (= der geschlechtsspezifische Lohnunterschied gemessen an den Bruttostundenverdiensten in der Privatwirtschaft) lässt sich durch verschiedene Faktoren wie Branche und Beruf erklären (Berufe, in denen überwiegend Frauen tätig sind, sind schlechter bezahlt). Für die große Kluft gibt es keine vernünftig nachvollziehbaren Argumente, vielmehr besteht die Korrelation kaum zufällig in Form der Geschlechterverteilung: Branchen, in denen der Frauenanteil gestiegen ist oder mittlerweile überwiegt, werden vergleichsweise schlechter bezahlt, Branchen, in denen der Männeranteil gestiegen ist oder mittlerweile überwiegt, werden vergleichsweise besser bezahlt.

„Eine bessere Situation herrscht nur in Ländern wie beispielsweise Island, in denen volle Lohntransparenz gegeben ist und Unternehmen von sich aus nachweisen müssen, dass sie Frauen und Männer gleich bezahlen“, betont die für Frauen zuständige Vizebürgermeisterin Mag.a Elisabeth Mayr eine für ganz Österreich wichtige frauenpolitische Forderung.

Zwar haben sich gerade die überwiegend von Frauen ausgeübten Berufe in den letzten Jahren sichtbarer denn je als unverzichtbar herausgestellt und wurden als „systemrelevant“ öffentlich beklatscht, doch wesentliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen samt echter Anerkennung und besserer Bezahlung sind nach wie vor offene Forderungen. Besonders fatal ist auch die manchmal geringere Entlohnung pro Stunde in Teilzeitverhältnissen verglichen mit derselben Tätigkeit in Vollzeitausübung, von der ebenfalls häufig Frauen betroffen sind. „Für diese Forderungen stehen wir am Frauentag gemeinsam und solidarisch ein. Gleichzeitig ist zentral wichtig, dass wir betonen: Bei allen diesen Formen der Diskriminierung, gerade auch im Beruf, ist es wichtig, sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft zu wenden“, erklärt Mayr.

Gerechte Verteilung

Die gravierendsten Nachteile erleiden Frauen aber dadurch, dass immer noch der Großteil der unbezahlten Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen wie selbstverständlich auf ihren Schultern lastet, denn das österreichische Sozialversicherungssystem ist auf vollerwerbstätige Menschen ohne Lücken im Arbeitsleben ausgerichtet. Teilzeitbeschäftigung und Karenz führen zu weniger Beitragsjahren und weniger Beitragshöhe – mit massiven Folgen für die Pension. Die durchschnittliche Pension von Frauen in Österreich betrug im letzten Jahr etwa um 40,09 Prozent bzw. 922 Euro brutto pro Monat weniger als jene von Männern. Die Einkommensunterschiede klaffen somit nicht nur während der Erwerbstätigkeit auseinander, sondern wirken sich auch empfindlich auf die Höhe der Pension aus; in vielen Fällen droht Altersarmut.

Gegen Gewalt an Frauen

Geschlechtergerechtigkeit fängt im Kopf an. Denn erst wenn es ein gesellschaftliches Bewusstsein über die Benachteiligung von Frauen in fast allen Lebensbereichen gibt, kann sich auch etwas ändern! Wenn Frauen gleiche Rechte haben, gleich viel verdienen wie die Männer und die unbezahlte Care-Arbeit gerecht verteilt ist, dann ist auch die Gefahr von Abhängigkeitsverhältnissen geringer und sind Frauen nicht so machtlos männlicher Gewalt ausgesetzt. „Leider ist Österreich bei den Frauenmorden seit Jahren trauriger Spitzenreiter in der EU – es ist höchste Zeit, dass sich alle gemeinsam dagegenstemmen“, betont Mayr.

Recht auf Selbstbestimmung, Gesundheitsversorgung und körperliche Unversehrtheit

Besonders wichtig ist das Thema der gesundheitlichen Versorgung für Frauen – Informationen, Leistbarkeit und der Zugang für alle Frauen zu medizinischen Angeboten, zu kompetenter Beratung und Behandlungen sind noch immer zentrale und aufrechte Forderungen. „Eine geschlechtergerechte Medizin bzw. Gendermedizin nimmt Frauen und ihre gesundheitlichen Bedingungen in den Fokus – das ist jedoch nach wie vor nicht die Regel, sondern die Ausnahme“, betont Mayr und ergänzt: „Zur gesundheitlichen Versorgung von Frauen gehört auch der Zugang zu kostenlosen Verhütungsmitteln und zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen in unserer Landeshauptstadt, am besten mit einem Angebot an der Klinik und mit psychosozialer Begleitung.“ Im Zukunftsvertrag der Stadtregierung ist erstmalig ein entsprechendes klares Bekenntnis verankert.

„Der Internationale Frauentag ist ein Kampftag für mehr Gerechtigkeit, an dem wir uns auch bewusstmachen, dass die Frauenbewegung mit ihren Errungenschaften die umfassendste und erfolgreichste friedliche Revolution aller Zeiten ist. Daran knüpfen wir auch heute an, in einer Zeit, in der mitten in Europa und weltweit herbe Rückschläge für Gleichstellung und Selbstbestimmung erkennbar und noch weiter zu erwarten sind. Unser großes Ziel ist und bleibt, gemeinsam eine gerechte Gesellschaft – nicht nur Frauen, sondern für alle Menschen zu erkämpfen“, unterstreicht Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Elisabeth Mayr.

Fahne am Rathaus, Goldenes Dachl in violett

Um ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit allen Frauen zu setzen und gleichzeitig all jene Frauen zu würdigen, die sich für die Rechte der Frauen eingesetzt haben und weiter einsetzen, weht von 6. bis 11. März 2025 die Fahne zum Internationalen Frauentag vom Innsbrucker Rathaus. Zusätzlich wird in Kooperation mit den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB) das Goldene Dachl violett beleuchtet.

Aktionen am 8. März

Das Goldene Dachl wird am Samstag, 8. März, ab 12.00 Uhr zum Treffpunkt. Dort realisiert die Frauen*vernetzung – ein Bündnis von Organisationen, Vereinen, Projekten und Einzelpersonen, die sich in Innsbruck feministisch engagieren – unter dem Motto „Feministische Kämpfe verbinden. Lasst uns am 8. März die Straßen füllen und ein Zeichen setzen!“ wieder ein umfangreiches Aktionsprogramm. Workshops, Diskussionsrunden, Redebeiträge, Performances und musikalische Darbietungen sowie Infostände bieten allen Interessierten die Möglichkeit, sich auszutauschen und gemeinsam aktiv zu werden. Frauen-Einrichtungen und Beratungsstellen für Informationen und Fragen vor Ort zur Verfügung. Um 17.00 Uhr startet die Demonstration mit Redebeiträgen beim Goldenen Dachl. Alle sind eingeladen, mit auf die Straße zu gehen und ein Zeichen für eine Gesellschaft ohne Krieg, patriarchale Unterdrückung, Ausbeutung und Faschismus zu setzen. Der Tag endet mit einer Abschlusskundgebung vor dem Tiroler Landesheater am „Ni Una Menos“-Platz.

Details unter www.frauenvernetzung.tirol sowie über Social Media.


Quelle: Stadt Innsbruck



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