Jahr der Barmherzigkeit: Heilige Pforten in Oberösterreich eröffnet

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16 Dez 20:20 2015 von Oswald Schwarzl Print This Article

Am 3. Adventsonntag wurden auch in fünf Kirchen in Oberösterreich „Pforten der Barmherzigkeit“ feierlich geöffnet und durchschritten: im Linzer Mariendom sowie in den Wallfahrtsorten Berg bei Rohrbach, Maria Schmolln, Maria Puchheim und Adlwang.

LINZ. Am 8. Dezember 2015 hat Papst Franziskus das Heilige Jahr der Barmherzigkeit in Rom eröffnet.

Heilige Pforten und ihr Symbolgehalt
Die Heilige Pforte ist ein zentrales Element in einem Heiligen Jahr. Die Öffnung der Heiligen Pforte ist seit 1499 verbürgt. Dahinter steht eine theologische Aussage: Das Durchschreiten der Heiligen Pforte symbolisiert den Übergang von der Schuld zur Gnade. Die Öffnung der Heiligen Pforte soll deutlich machen, dass den Gläubigen in diesem Jahr ein besonderer Weg für ihr Seelenheil offensteht. Das Eintreten in eine Patriarchalbasilika in Rom durch die Heilige Pforte bedeutet den Zugang zu Christus, der gesagt hat: „Ich bin die Tür. Wenn einer durch mich hineingeht, wird er Heil erfahren; er wird hineingehen und herausgehen und Weide finden.″ (Johannes 10,9) Mit dem Durchschreiten wird ein Übergang symbolisiert, der den Menschen wieder näher zu Christus führen soll. Deshalb ist das Durchschreiten auch mit Gebet und Versöhnung verbunden – der Mensch vertraut sich der liebenden Barmherzigkeit Gottes an.
 
Erstmals auch Heilige Pforten außerhalb von Rom
Eine ständige Heilige Pforte haben neben dem Petersdom auch die anderen drei großen päpstlichen Basiliken in Rom: die Lateran-Basilika, Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore. Erstmals in der Kirchengeschichte werden gemäß dem Wunsch von Papst Franziskus im nunmehrigen Heiligen Jahr auch weltweit in vielen Diözesen in Domkirchen, Wallfahrtsorten und Pfarren „Pforten der Barmherzigkeit“ geöffnet, bei deren Durchschreiten Gläubige einen „Jubiläumsablass“ erlangen können. In Oberösterreich gibt es eine solche Pforte im Linzer Mariendom sowie in den Wallfahrtsorten Berg bei Rohrbach, Maria Schmolln, Maria Puchheim und Adlwang. Die fünf Pforten wurden am 13. Dezember 2015 feierlich eröffnet und laden während des Heiligen Jahres zum Besuch ein – bei speziellen Veranstaltungen, im Rahmen einer Wallfahrt oder als persönliche Einkehr.
 
Fünf „Pfortenkirchen“ in der Diözese Linz
Im Linzer Mariendom eröffnete Diözesanbischof Ludwig Schwarz am 13. Dezember 2015 beim Gottesdienst um 10.00 Uhr die „Pforte der Barmherzigkeit“. Ein zweieinhalb Meter hoher Bogen im hinteren Eingangsbereich bildet im Mariendom die Heilige Pforte. Diese besteht aus alten Gotteslob-Liederbüchern, die der Designer Sepp Pfeiffer aus Meggenhofen anfertigte. Vom Torbogen ist es nur ein Schritt zum Weihwasserbecken, wo die Gläubigen zur Tauferneuerung eingeladen werden. „Die Taufe ist der erste Schritt der Barmherzigkeit Gottes“, so Dompfarrer Maximilian Strasser. Ein roter Teppich führt weiter bis zur ersten Säule des Kirchenschiffs, wo ein Beichtstuhl steht. Der Dompfarrer erklärt: „Barmherzigkeit braucht Vergebung und Aufarbeitung von Schuld.“ Ein massives Holzkreuz vor dem Mittelgang beschließt den Weg. – Am Beginn des Gottesdienstes am 3. Adventsonntag verlas Bischof Schwarz beim Domeingang in der Baumbachstraße die Päpstliche Bulle zum Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Danach durchschritt der Bischof mit dem Evangeliar die „Pforte der Barmherzigkeit“. Es folgte das Taufgedächtnis beim Kreuz. In seiner Predigt betonte Bischof Schwarz, das Jahr der Barmherzigkeit lade dazu ein, „diese unsere Welt in Ordnung zu bringen, Versöhnung zu suchen, Frieden zu stiften und Brücken zu bauen“. Papst Franziskus spreche von einer „Revolution der Barmherzigkeit und Zärtlichkeit“, auf die ChristInnen ihre Augen und Herzen einstellen müssten: Es brauche ein offenes Herz für ausgegrenzte, kranke, behinderte und arme Menschen. Bischof Schwarz rief weiters dazu auf, persönliche Schuld zu bereinigen. „Unbewältigte Schuld ist gefährliches Dynamit, ist eine andauernde Unordnung in unserem Leben. Gehen wir aufeinander zu, verzeihen wir, beginnen wir neu!“ Am Ende des Gottesdienstes erteilte Bischof Schwarz den apostolischen Segen, verbunden mit einem vollkommenen Ablass.
 
In Maria Puchheim eröffnete Bischofsvikar Wilhelm Vieböck die Heilige Pforte. In der Basilika wurde direkt beim Haupteingang die Pforte der Barmherzigkeit eingerichtet, mit einem Transparent und zwei Rollups mit Mandorla des Jahres der Barmherzigkeit und einem Text des Theologen Stefan Schlager an den Säulen. Der Teppich mit der Aufschrift „barmherzig“ weist den Weg durch die Pforte. Auf der Innenseite des Transparentes steht das Ordensmotto der Redemptoristen: „Bei IHM ist Erlösung in Fülle“, passend zum Jahr der Barmherzigkeit und das Bild der Mutter von der immerwährenden Hilfe, der die Kirche geweiht ist. Maria wird von Papst Franziskus als Mutter der Barmherzigkeit bezeichnet. In seiner Predigt betonte Vieböck, die christliche Rede von Schuld und Sünde dürfe nicht missbraucht werden, um Angst zu machen, sondern müsse in die Freiheit führen. Es komme auf die Begegnung auf Augenhöhe an. Vieböck: „Zur Barmherzigkeit gehört eine offene, liebende, wahrnehmende und hörende Aufmerksamkeit, welche sich das Leid der anderen zu Herzen gehen lässt. Eine solche Aufmerksamkeit setzt leidenschaftliches Interesse für den Menschen voraus. Erst dadurch wird der Nächste zum Nächsten.“
 
In Adlwang wurde die Pforte der Barmherzigkeit vom Abt des Stiftes Kremsmünster Mag. Ambros Ebhart eröffnet. Die Pforte an der Rückseite der Wallfahrtskirche Adlwang war vom Liturgiekreis entsprechend gestaltet und geschmückt worden. Abt Ambros Ebhart wies in seiner Predigt darauf hin, dass das Jahr der Barmherzigkeit eine gute Möglichkeit und große Chance sei, das eigene Leben zu ändern und den drängenden Fragen der Gegenwart und Zukunft mit Barmherzigkeit zu begegnen.
 
In Berg bei Rohrbach eröffnete der Abt vom Stift Schlägl Mag. Martin Felhofer in der Wallfahrtskirche Maria Trost die Heilige Pforte, für die ein Kirchenportal besonders geschmückt wurde. Abt Martin verwies in seiner Predigt darauf, dass bereits Papst Johannes XXIII. 1962 bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils von der Barmherzigkeit gesprochen hatte. Felhofer wörtlich: „Der Glaube braucht nicht nur offene Herzen, sondern auch barmherzige Hände!“
 
In der Wallfahrtskirche Maria Schmolln wurde die „Pforte der Barmherzigkeit“ von Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier feierlich eröffnet. Blaue Teppiche mit der Aufschrift „barmherzig“ machen unübersehbar auf das Heilige Jahr aufmerksam und weisen den Weg zur Pforte der Barmherzigkeit. Eine Holzkonstruktion in Bogenform, errichtet von der Zimmerei des Pfarrgemeinderatsobmanns Hermann Schachner, betont die Türen, die von der Hauptkirche in die Gnadenkapelle führen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man die Gestaltung aus unterschiedlichen Hölzern – in Anlehnung an die Menschen, die wir – „aus verschiedenen Hölzern geschnitzt“ – so verschieden sind, aber doch zusammengehören und das tragende Miteinander das Schöne und Wesentliche ist. Dezent sind darauf die sieben neuen Werke der Barmherzigkeit von Bischof Joachim Wanke festgehalten. Ein integrierter Schriftenstand bietet pastorale Themenbehelfe und Barmherzigkeitslichter. Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier segnete die Pforte mit den Worten: „Segnen heißt: Gutes sagen. Möge uns, wenn wir durch diese Pforte gehen, geschenkt sein, dass wir gute Worte zueinander sprechen, dass gute Worte zu uns gesprochen werden, dass der Segen Gottes auf uns und durch uns in diese Welt komme.“ Barmherzigkeit sei eine Haltung des Mitfühlens, der Vergebung und des Neuanfangs, so Hintermaier. „Gott öffnet uns auf unserem Lebensweg immer wieder Tür und Tor, ja sein Herz, er kommt uns entgegen. Wenn wir in unseren Haltungen unser Herz ins Spiel bringen – offenherzig werden –, können wir Gottes Liebe und Barmherzigkeit durch uns sichtbar und erfahrbar machen“, ermutigte der Bischofsvikar.
 
Wissenswertes zum Jahr der Barmherzigkeit und den fünf „Pfortenkirchen“ in OÖ unter https://www.dioezese-linz.at/jahrderbarmherzigkeit
 
Bildtexte:
Foto 1: Linzer Mariendom: Bischof Schwarz durchschreitet die Pforte der Barmherzigkeit. (Diözese Linz / Reischl)
Foto 2: Linzer Mariendom: Taufgedächtnis beim Kreuz (Diözese Linz / Reischl)
Foto 3: Linzer Mariendom: Pforte aus alten Gotteslob-Büchern (Diözese Linz / Appenzeller)
Foto 4: Abt Ambros Ebhart eröffnete die Pforte in Adlwang (Niederkrottenthaller)
Foto 5: Abt Martin Felhofer eröffnete die Pforte in Berg bei Rohrbach (Kirche Maria Trost)
Foto 6: Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier eröffnete die Pforte in Maria Schmolln. (Pfarre Maria Schmolln)
Foto 7: Die Pforte der Barmherzigkeit in Maria Puchheim (Josef Fellner)

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Oswald Schwarzl

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