Hochkarätig besetzte Fachtagung zur transgenerationalen Weitergabe von psychischen Erkrankungen

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Hochkarätige besetzte Fachtagung zur transgenerationalen Weitergabe von psychischen Erkrankungen über Generationen
Foto: Gerald Aigner, BA
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Hochkarätige besetzte Fachtagung zur transgenerationalen Weitergabe von psychischen Erkrankungen über Generationen
Foto: ERFINDERISCH]
05 Apr 04:00 2022 von OTS Print This Article

Veranstaltung der Psychosozialen Zentren gGmbH/Bündnis gegen Depression NÖ am 31.03.2022 in Stockerau.

Stockerau (OTS) - Über Generationen hinweg gibt es eine Tendenz Beziehungsmuster, Erlebens- und Verhaltensweisen zu wiederholen. Schweren seelischen Störungen scheinen oft Traumatisierungen oder psychischen Erkrankungen im Familiensystem vorauszugehen. Um sich diesem Thema aus verschiedenen Perspektiven zu nähern, lud das Bündnis gegen Depression (Psychosoziale Zentren gGmbH), in Kooperation mit der HPE (Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter) und HSSG (Hilfe zur Selbsthilfe für seelische Gesundheit) zur Fachtagung: „Zur Wirkung von transgenerational vermittelten Bildern“ – Überlegungen zur Weitergabe von psychischen Erkrankungen über Generationen - nach Stockerau ein. Im Rahmen dieser Fachtagung beleuchten Vorträge, Diskussionsforen und ein Kinofilm mit Publikumsgespräch Wirkmechanismen sowie Bearbeitungsmöglichkeiten dieser transgenerationalen Weitergabe.

Der erste Hauptvortrag von von Dr. Vincent Millischer,PhD (medUni Wien) widmete sich den genetischen Mechanismen, die eine erheblichen Einfluss auf transgenerationales Geschehen ausüben. Bei Schizophrenie ist Heritabilität beispielsweise besonders groß, bei Depression mittelgroß. Auch bei Störungen wie Alkoholabhängigkeit oder Traumata spielen genetische Faktoren eine Rolle. Die Forschung zielt auf eine bessere Behandlung psychischer Erkrankungen ab. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Datler (Uni Wien) ergänzt in seinem Vortrag der Diskussion „Umwelt oder Genetik“ den Baustein dazwischen – die Beziehungsgestaltung durch enge Bezugspersonen und deren Bedeutung für die bewusste und unbewusste Weitergabe von Beziehungsmustern.

Abgerundet werden diese Vorträge durch ein Gespräch über Bilder und Botschaften von Prof.in Dr.in Michaela Amering (medUni Wien) mit der Künstlerin und Expertin aus Erfahrung Lisa Kainzbauer. Ihr Buch „Verrückte Welt – Wie sich Schizophrenie anfühlt“ zeigt die künstlerische Aufarbeitung eines Lebens mit einer schizophrenen Mutter und plädiert dafür, „die eigenen Handlungsmotive zu reflektieren und Perspektiven anderer zu respektieren, auch wenn wir sie vielleicht nicht immer verstehen können“.

Am Nachmittag werden in Form von Foren die Themen des Vormittags in kleineren Gruppen vertieft und um die Themen Vererbung von Armut bearbeitet von FH-Prof.in Mag.a Dr.in Michaela Moser (FH St. Pölten) und die Bedeutung von latent transgenerational vermittelter Inhalte im Kontext Schule mit der Psychotherapeutin Mag.a Christa Paulinz ergänzt. Fokus auf Handlungsmöglichkeiten legen die Foren Resilienz – vom Diktat zum Dialog mit dem transgenerationalen Erbe von Sylwia Rotter (reset-team) und das Thema: Wie schützen wir unsere Kinder? von Mag.a Sandra Anders und Dr.in Sabine Röckel (PSZ gGmbH).

Ein Highlight am Nachmittag war die Präsentation des Kinofilms „Kinder unter Deck“ unter Anwesenheit der Protagonistin und Regisseurin Bettina Henkel. Dieser Film zeigt eindrücklich in Bildern und Dialogen, wie dieser „unbewusste Pakt des Schweigens“ zwischen Generationen in einem langen Prozess der mitunter schwervollen Auseinandersetzung aufgebrochen werden kann, denn „die Zeit heilt nicht alle Wunden“, so die Regisseurin.

Zum Abschluss der Tagung leitete die Geschäftsführerin der PSZ gGmbH DSAin Mag.a Marlene Mayrhofer, MBA Erkenntnisse für die Praxis ab. „Durch die Erkenntnisse an diesem Tag wird zum einen die Arbeit der PSZ bestätigt, in welchen die Kooperation mit und Unterstützung von Angehörigen von Menschen mit psychischen Erkrankungen schon immer einen hohen Stellenwert hat. Ebenso zeigt sich aber auch hier die Notwendigkeit mit Interventionen möglichst früh anzusetzen und in diesem Sinne, die Begleitung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen auszubauen“, so das Conclusio von Mayerhofer.


Quelle: OTS



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