Innsbruck: Personalengpässe in der Elementarpädagogik

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Die Stadt Innsbruck setzt sich für bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit von PädagogInnen und AssistentInnen ein. Bildungsstadträtin Elisabeth Mayr und Abteilungsleiterin Birgit Neu (re.) stellten am 10. Februar geplante Konzepte vor.
Foto: K. Rudig
11 Feb 07:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Stadt Innsbruck entwickelt Konzepte für Verbesserungen

Der Fachkräftemangel in vielen Branchen ist österreichweit in aller Munde. Er hat auch den Bereich der Elementarpädagogik erreicht. Ebenso wie viele andere Städte in Österreich steht auch Innsbruck vor der Herausforderung, die qualitätsvolle Kinderbildung zu gewährleisten und das Platzangebot auszubauen. Die Herausforderung, die sich aktuell für die Tiroler Landeshauptstadt stellt, wurde am Freitag, 10. Februar 2023, im Rahmen eines Pressegesprächs beleuchtet.

„Beim allgemeinen Fachkräftemangel kommt gerade dem Bereich der Kinderbildung eine besondere Schlüsselrolle zu. Die Folgen von Personalmangel im Kindergarten wirken sich nämlich wiederum direkt auf den allgemeinen Fachkräftemangel aus und verschärfen diesen. Denn wenn Plätze fehlen, ist es vielen, auch gesuchten Fachkräften, nicht oder nicht ausreichend möglich in Beschäftigung zu gehen“, erklärt Bildungsstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr. Somit gelte es gerade in diesem Schlüsselbereich alles zu tun, um bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit von PädagogInnen und AssistentInnen zu schaffen. Aber auch für die Kinder selbst sei, unabhängig von der Beschäftigung ihrer Eltern, ein möglichst früher und gesicherter Zugang zu Bildung und somit einem Kindergartenplatz eine essentielle Voraussetzung für die weitere Entwicklung, auch im Sinne der Chancengerechtigkeit.

„Dabei muss dem Personal und seinen Arbeitsbedingungen viel mehr Augenmerk geschenkt werden – und zwar von allen politischen Ebenen“, betont Stadträtin Mayr. Abwarten, bis Bund oder Land ins Tun kommen, sei nicht ausreichend, um so rasch wie möglich Verbesserungen zu erreichen. Darum hatte Stadträtin Mayr den Stadtsenat bereits im Dezember des Vorjahres über die aktuelle Situation informiert und Maßnahmen zur Verbesserung im Personalbereich vorgeschlagen, die auch budgetwirksam sein werden. Diese Woche gab es nun grünes Licht vom Stadtsenat für die weitere Erarbeitung von Maßnahmen, die kurzfristig, aber auch langfristig wirken sollen.

„Das Personalthema in der Elementarpädagogik ist eine österreichweite Herausforderung. Die steigende Zahl an Pensionierungen, die Tatsache, dass AbsolventInnen der drei Bundesbildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP) in Tirol nur teilweise in den Beruf gehen sowie der in den letzten Jahren angestiegene Ausbau der elementarpädagogischen Infrastruktur in den ländlichen Gemeinden verschärfen die derzeitige Situation“, erklärt die Leiterin der Magistratsabteilung V, Gesellschaft, Kultur, Gesundheit und Sport, Mag.a Birgit Neu.

„Das größte unmittelbare Anliegen ist, insbesondere jenen Erziehungsberechtigten, die aufgrund ihrer Berufstätigkeit einen dringenden Betreuungsbedarf haben, einen Platz anbieten zu können“, betont Abteilungsleiterin Neu.

Aktuelle Situation

Zum Eröffnen und Führen einer Kindergartengruppe ist gesetzlich ausschließlich eine ausgebildete ElementarpädagogIn berechtigt. Wenn das qualifizierte Personal in diesem Bereich fehlt, können keine zusätzlichen Gruppen starten. Die Hochrechnung des Personalstands für den Start im kommenden Herbst lässt keine Besserung erwarten, weshalb schon jetzt bei den Zusagen zur Anmeldung strikt nach den gesetzlichen Vorgaben, nach Berufstätigkeit und dem Alter der Kinder gereiht werden muss. Insgesamt sind in Innsbrucks Kindergärten 159 PädagogInnen und 146 AssistentInnen tätig. Aktuell werden 17 PädagogInnen gesucht. Bereits im Herbst 2022 konnten drei Gruppen (verteilt auf drei Standorte) nicht eröffnet werden.

„Wir sind zuversichtlich, dass es gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort gelingen wird, nachhaltige Lösungen für eine weiterhin qualitätsvolle und bedarfsgerechte Kinderbildung und Kinderbetreuung zu finden“, sind Abteilungsleiterin und Stadträtin überzeugt.

Auch ÖGB, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Landwirtschaftskammer und Industriellenvereinigung haben erst diesen Jänner beim Elementarbildungsgipfel in der Wiener Hofburg einen breiten Schulterschluss gebildet für ihre gemeinsame dringliche Forderung, den Ausbau von qualitätsvoller Kinderbildung auf sämtlichen politischen Ebenen räumlich und insbesondere personell mit aller Energie voranzutreiben. „Wenn wir nun als Stadt vorangehen, zeigt das Gestaltungswillen und jene Entschlossenheit, die es bei dieser herausfordernden Thematik braucht“, so die Stadträtin.

Verbesserungen ab Herbst 2023

Zu guten Arbeitsbedingungen im elementarpädagogischen Bereich gehören laufende Weiter- und Fortbildung, Begleitung durch die pädagogische Fachberatung sowie Supervision. Zusätzlich zu diesen unterstützenden Angeboten wird gemeinsam mit dem Personalwesen und der Personalvertretung nun an einem „Stipendium“ für städtische KindergartenassistentInnen gearbeitet: Dadurch soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass begleitend zur Tätigkeit im Kindergarten an zwei Tagen der Woche das Kolleg für Elementarpädagogik besucht und als Arbeitszeit angerechnet werden kann. Eine Kooperation mit der BAfEP Falkstraße ist dazu in Ausarbeitung und soll im Herbst 2023 starten. Auch die Kursgebühr wird dabei von der Stadt Innsbruck getragen. „Damit möchten wir es erleichtern, dass AssistentInnen die Ausbildung zur PädagogIn berufsbegleitend machen und sie sich auch leisten können“, betont Stadträtin Mayr.

Auch die gute Begleitung von PraktikantInnen in den Betrieben sowie von neu im Berufsfeld tätigen PädagogInnen sollen weiter verstärkt werden. Außerdem sollen die PädagogInnen durch administratives Assistenzpersonal – ähnlich den SchulsekretärInnen – entlastet werden, sodass sie sich wieder mehr der eigentlichen Bildungsaufgabe und der Arbeit mit den Kindern widmen können.

Weitere Lösungsvorschläge

Aktuell wird österreichweit sehr viel Geld in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Auf den laufenden Betrieb, der besonders durch die Personalkosten sehr teuer ist, wird insgesamt nur beschränkt Rücksicht genommen. Aus Sicht der Stadt Innsbruck könnten folgende Maßnahmen die Gesamtsituation insgesamt verbessern:

  • Eine bundesweite Grundsatzgesetzgebung, welche die Rahmenbedingungen festlegt wie Betreuungsschlüssel, Personalförderung, Ausbildung, bezahlte Vorbereitungszeit u. v. m. (aktuell bestehen in den neun Bundesländern neun verschiedene Gesetze)
  • Die Kolleg-Angebote attraktiver machen, indem der Zugang erleichtert wird und z.B. nicht nur das erste Jahr vom AMS gefördert wird, sondern auch die folgenden Semester.
  • Kombination von Kolleg-Ausbildung mit der praktischen und das Leben finanzierenden Arbeit bereits in Kinderbildungseinrichtungen.
  • Kolleg-Angebote für bereits in Kindergärten arbeitende Personen ohne Matura zugänglich machen
  • Gesetzlich die Möglichkeit schaffen, dass auch studierte PädagogInnen oder andere fachlich qualifiziert Ausgebildete mit einer berufsbegleitenden Zusatzschulung eine Gruppe leiten dürfen.
  • Verstärkt zusätzliches, fachlich ausgebildetes Personal (PsychologInnen, SozialpädagogInnen, etc.) bzw. AssistentInnen (ähnlich den SchulsekretärInnen) zur Entlastung und Unterstützung einsetzen und auch für diese eine Förderung zu erhalten.

Die Möglichkeit schaffen, Zivildiener großflächig einzusetzen, um so vor allem auch Männer mit dem Berufsfeld bekannt zu machen und für die zukünftige Arbeit in der Elementarpädagogik zu begeistern. KR


Quelle: Stadt Innsbruck



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