Graz: Archäologische Funde bei Bauarbeiten fürs Jugendzentrum Grünanger - Bauunterbrechung

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Foto: Stadt Graz/Fischer
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16 Mai 10:05 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Das Bundesdenkmalamt hat Funde auf der Baustelle für das Jugendzentrum provisorisch unter unter Denkmalschutz gestellt. Es wurde aber gleichzeitig in Aussicht gestellt, dass nach Adaptierungen dem Projekt nichts im Wege stehen sollte.

Am 2. Mai starteten im Auftrag der GBG die Bauarbeiten für die Errichtung des neuen Jugendzentrums Grünanger in der Theyergasse. Von Anfang an mit dabei: Ein ArchäologInnenteam der Argis (Archäologie Service GmbH). Bereits am 4. Mai entdeckten sie im südlichen Teil des Grundstückes einen Luftschutzdeckungsgang des einstigen Lagers Liebenau*, der auf einer Länge von rund 30 Metern sehr gut erhalten ist. (Belüftungsschächte, Schlitze für die Rahmen der Luftschutztüren, Notausstieg, Wandhalterungen für Kerzen zur Beleuchtung, Bitumenanstrich an der Außenseite zur Abdichtung, …)

„Dieser Gang ist im Gesamtkontext eine Besonderheit“, so Archäologe Dr. Gerald Fuchs.

Im Nordostteil der Baustelle, die sofort bei Entdecken zur archäologischen Untersuchung wurde, tauchte bei den Arbeiten ein betoniertes Becken auf. Laut jetzigem Wissensstand könnte es sich dabei um einen Fettabscheider handeln, wie sie im Abwassersystem für Küchen im Lager vorgesehen waren.

Bei einem Lokalaugenschein auf der Baustelle bestätigte HR Univ.-Doz. Dr. Bernhard Hebert (Abteilungsleiter für Archäologie im Bundesdenkmalamt) die zeitgeschichtliche Bedeutung des Fundes: „Ich möchte mich vorab bei den Verantwortlichen der Stadt und ausführenden Firmen bedanken, dass sie all diese Dinge mit Augenmaß und Aufmerksamkeit durchgeführt haben und sich ihrer zeitgeschichtlichen Verantwortung bewusst sind. Der Fund ist durchaus bedeutsam und die Freilegungen und die Arbeiten sowie die Einleitung des Ermittlungsverfahrens liefen in absolut korrekter Vorgehensweise ab.“
Er hat diese Funde auch provisorisch unter Denkmalschutz gestellt. Der endgültige Bescheid wird dieser Tage erwartet.„Denkmalschutz heißt aber nicht, dass hier nicht gebaut werden darf, sondern dass Relevantes erhalten bleibt und gut gesichert wird“, so Hebert weiter. Architektin DI Bettina Zepp ist bereits mit Umplanungen (Verlegung für die Kanalisierung bzw. der Fernwärme) beschäftigt und wird diese beim Bundesdenkmalamt und auch bei den anderen zuständigen Stellen einreichen.

Laut jetzigem Wissensstand der Gebäude und Baumanagement GmbH (GmbH) bedeutet die vorläufige Einstellung der Bauarbeiten für das Jugendzentrum eine Zeitverzögerung von ein paar Wochen.

„Von Seiten der Stadt Graz wurden sofort nach Bekanntwerden der Funde alle notwendigen Schritte eingeleitet um die zuständigen Stellen, wie etwa das Bundesdenkmalamt, mit der Thematik zu befassen. Für mich ist klar, dass diese besonderen Funde erhalten und im Sinne des Gedenkens zugänglich gemacht werden müssen. Unser Ziel ist es deshalb, eine Planung zu realisieren, die beide Nutzungen – Gedenken und Jugendzentrum – möglich macht und bestmöglich kombiniert“, so Jugendstadtrat Kurt Hohensinner.

Das geplante Jugendzentrum Grünanger:


Gebäudefläche: 350 m2
Täglich kommen 40 bis 70 Jugendliche ( Di. und Mi.: von 12-17 Uhr, Do. und Fr.: 14-19Uhr
Innenbereiche:
• großes Jugendcafé
• Aktivraum (für sportliche und körperliche Betätigung
• Workshopraum, auch zum Lernen für Themenarbeiten und als Rückzugsraum geeignet
• eigener Mädchenbereich
• Werkstatt
Außenbereich:
Nutzung der Sportangebote im Nahbereich (Skaten, Fußball, Tennis ...) Baukosten: 800.000 €
Nach den Plänen von DI Bettina Zepp Umgebaut durch die GBG
Jugendarbeit: Bis zur Fertigstellung bleibt das derzeitige Jugendzentrum (Andersengasse 32) in Betrieb, es wird keine Schließzeiten geben. Der Keller, der einst auch Teil des Lagers Liebenau war, steht bereits unter Denkmalschutz. Und dort erinnert auch eine Tafel des Sozial Medizinisches Zentrum (SMZ) an die Kriegsgräuel und zeigt anhand eines Luftbildes das Ausmaß des einstigen Lagers Liebenau.

* Zum Lager Liebenau: Es wurde 1940 für 5.000 bis 6.000 Personen angelegt. Zu Beginn war es für Flüchtlinge aus dem Sudetenland gedacht. 1943 wurden darin Zwangsarbeiter für die Puchwerke untergebracht. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Zwangsarbeiter des Ostwalls, unter ihnen ungarische Juden, auf dem Todesmarsch über das Burgenland, das Lager in Graz und den Präbichl nach Mauthausen getrieben. In den letzten Kriegstagen wurden 35 von ihnen im Lager Liebenau ermordet. (Erklärung von Archäologen Dr. Gerald Fuchs, Argis)

Sobald alle aktuellen Funde gut gesichert und dokumentiert sind, werden nähere Informationen an die Öffentlichkeit gebracht, auch eine Kurzinfo direkt bei der Baustelle ist geplant.


Quelle: Stadt Graz



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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