Der Samenschatz aus Salzburgs Wäldern

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Symbolbild: Land Salzburg
05 Sep 08:45 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

Schwaiger: Zapfenernte der Weißtannen in vollem Gange / Langer Weg bis zum verpackten Saatgut / Mit Wolfgang Schernthaner in den Baumwipfeln

Diese Ernte ist etwas ganz Besonderes – und aufwändig. Noch bis Mitte September werden in Salzburg die Zapfen von den Weißtannen geholt, um das Saatgut für gesunde Wälder zu erhalten. „Der Aufwand ist groß, aber wir legen Wert darauf, dass wir auch unser eigenes Saatgut für Aufforstungen haben. So sind wir relativ unabhängig vom Markt“, unterstreicht Landesrat Josef Schwaiger, der heute in St. Veit im Pongau die Arbeit der schwindelfreien Erntehelfer beobachtete.

Höhenangst ist tabu, gut klettern ist Voraussetzung. Es geht um wertvolles Saatgut, das in den Zapfen der Weißtannen schlummert und vom Baum geholt wird. „Uns geht es um die Deckung des Eigenbedarfs und die Versorgung Salzburgs mit bestens geeigneten Forstpflanzen“, betont Landesrat Schwaiger. Dominik Posch vom Landesforstgarten – hier wird der „Schatz“ veredelt und gelagert – fügt hinzu: „Nicht zuletzt wegen der Qualitätssicherung versuchen wir, die benötigten Samen großteils selber zu ernten.“

Die exklusivste Samenbank Salzburgs

Was wo und wann geerntet werden darf, das bestimmt das Bundeszentrum für Wald. In Salzburg ist man aber ohnehin sehr wählerisch. „Wir suchen die Bestände genau aus. Herkunft, Qualität und Genetik legen den Grundstein, dass die Bäume später gut und gesund wachsen. Dazu sind fundierte Sachkenntnisse nötig, die die Mitarbeiter des Landesforstdienstes haben. Die geeigneten Bestände werden mit dem Forstgartenleiter identifiziert. Der Maschinenring unterstützt dabei, da er durch seine Tätigkeit unsere Wälder gut kennt“, weiß Landesforstdirektor Michael Mitter. Das Ergebnis dieses produktiven Zusammenspiels: Ein wahrer Schatz an Saatgut, der aber einen gravierenden Nachteil hat: Man kann ihn nur rund drei Jahre lang bei minus zehn Grad keimfähig halten. Die „Samenbank“ muss also immer wieder erneuert und aktuell gehalten werden.

Erntearbeit in bis zu 30 Metern Höhe

Einer jener Männer, die wohl den ungewöhnlichsten Arbeitsplatz Salzburgs haben, ist Wolfgang Schernthaner aus Taxenbach. Der Mitarbeiter des Maschinenrings ist Baumpfleger, Schwindelfreiheit vorausgesetzt. „Um die Bäume zu schonen, klettern wir ohne Steigeisen, nehmen nur ein Seil zu Hilfe. So bleibt die Pflanze gesund und kann auch in Zukunft den ‚Nachwuchs‘ liefern. Allerdings sind wir doppelt gesichert. Die Tannenzapfen kommen in einen Sack. Sind zirka 20 Kilogramm erreicht, werfe ich ihn hinunter“, erklärt der Pinzgauer seine Arbeit und jene der Kollegen in den Wipfeln hoch über St. Veit.

Daten und Fakten: Der Weg vom Zapfen bis zum fertigen Saatgut

  • Die „Erntegebiete“ werden vom Forstgartenleiter in Kooperation mit den Bezirksförstern, Revierleitern und den jeweiligen Grundeigentümern ausgesucht. Es gibt Mindestanforderungen, die vom Bundeszentrum für Wald eingefordert werden.

  • Die Zapfen und deren Samen werden entweder von stehenden Bäumen (Tannen, Laubhölzer) oder von liegenden (Fichten, Lärchen) geholt. Haupterntezeit ist meistens im Herbst und Winter.

  • Die Zapfen müssen schattig gelagert und schnell zum Nachreifen gebracht werden – in Salzburg in den Forstgarten Werfen, wo das Material in einem Kühlhaus verwahrt wird. Dort werden diese mehrmals pro Tag umgeschichtet, um eine Selbsterhitzung zu verhindern. Das passiert so lange, bis sie komplett zerfallen sind.

  • Die Klengung bedeutet das Trennen vom Saatgut aus den Zapfen. Das ist bei Fichte und Lärche nötig, da sie nicht von selbst zerfallen.

  • Dann werden die Zapfen erwärmt, die Saatkörner lösen sich. Sie werden gereinigt und „entflügelt“, dann verpackt und gelagert.

  • Ein Kilogramm Saatgut entspricht zirka 25.000 Saatkörnern, aus denen in Baumschulen 3.000 bis 5.000 Bäume wachsen. Die Keimfähigkeit liegt bei 40 bis 60 Prozent und nimmt mit der Zeit ab.

  • Rund drei Jahre können die Samen so gelagert werden, bei zirka minus zehn Grad. Dann ist die Keimfähigkeit komplett verschwunden.


Quelle: Land Salzburg



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