Regionews-Kaleidoskop: Noch einmal Obama

07 Nov 09:40 2012 von Oswald Schwarzl Print This Article

Nun hat er es doch noch einmal für weitere vier Jahre geschafft, wenn auch knapp und obwohl er seine Versprechungen der letzten Wahl bei weitem nicht einhalten konnte

USA. Nun hat er es doch noch einmal für weitere vier Jahre geschafft, wenn auch knapp und obwohl er seine Versprechungen der letzten Wahl bei weitem nicht einhalten konnte.

 

Seine Reden faszinieren noch immer die Zuhörer, wie man es bisher nur von Sektenpredigern gehört hat. Was ist das Geheimnis der Wirkung dieses unscheinbar wirkenden Mannes dunkler Hautfarbe?

Sehen wir uns dazu einmal seinen bisherigen Lebenslauf  – möglichst kurz gefasst  –  an.

 

Er wird Anfang 1961 auf Hawaii geboren. Seine  siebzehn-jährige Mutter Ann hat ein paar Monate vorher den aus Kenia stammenden Studenten der Volkswirtschaft Barack Hussein Obama geheiratet. US-„Talentsucher“ haben ihn als cleveren Absolventen eines Gymnasiums in Nairobi für ein Stipendium ausgewählt. Ganz so menschenfreundlich, wie es dargestellt wird, ist das nicht, denn die USA wollen sich auf diesem Wege für später ergebene Freunde als Politiker schaffen, die wahr-scheinlich dann vom CIA weiter betreut werden.

Dass Obama sen. in Kenia schon verheiratet war, hat ihn nicht gestört, ja, der Moslem wird später noch zweimal heiraten und mit den vier Frauen sieben Söhne und eine Tochter zeugen.

Nach drei Jahren auf Hawaii geht er allein mit einem Stipendium nach Harvard, um dort Rechtswissenschaft zu studieren und kehrt danach in seine Heimat zurück Dort macht er rasch Karriere. Wenn man im Ausland studiert hat, ist es in Afrika üblich, maßlose Ansprüche zu stellen und die eigenen Vorteile und die des Clans über jedes Recht zu stellen. Aber Obama sen. macht den Fehler, diese übliche Praxis zu übertreiben, bevor er noch ungefährdet an der Spitze ist. Er wird aller Ämter enthoben. Ein solcher Mann bleibt dann unangenehm, er weiß zuviel. Aber  zufällig kommt er 1982 bei einem Autounfall ums Leben. Obama jun. hat ihn nur einmal im Alter von 7 Jahren kurz getroffen.

Ab nun reden wir nur mehr vom gleichnamigen Barack Hussein Obama Junior.

 

Mutter Ann war 1959 mit ihren Eltern nach Hawaii gekommen, da diese dort bessere Berufsaussichten erwarteten. Den Ton gibt zu Hause die klügere Großmutter Obamas an, die eine gut bezahlte Bankstellung hat, während der Großvater als Versicherungsvertreter keinen wirklichen Beruf erlernt hat.

 

Trotz der bisherigen  Erfahrung samt Scheidung scheint Ann noch immer von exotischen Männern fasziniert zu sein. Sie heiratet 1966 einen indonesischen Studenten und folgt ihm ein Jahr später mit dem kleinen Barack nach  Jakarta, wo eine Schwester zur Welt kommt. Er  besucht dort eine Moslemschule und eine US-Fernschule; der Stiefvater versucht ihm zu lehren, dass sich im Leben nur der Starke und Brutale durchsetzt, die Mutter dagegen erzieht zu Ehrlichkeit, Fairness und eigenständigem Denken.  Schließlich aber nach drei Jahren scheitert auch diese Ehe und Mutter Ann kehrt mit den beiden Kindern nach Hawaii zu den Großeltern zurück.

 

Mutter Ann macht dort an der Uni einen Master in Anthropologie, geht in die Entwicklungshilfe und ist meist abwesend, während Barack mit Schwester bei den Großeltern lebt. Er macht seine Erfahrungen mit Rassismus und kommt auch mit Drogen in Berührung, doch als exzellenter Schüler bekommt er nach der Highschool 1979 ein Stipendium ans Occidental College in L.A., dem das Columbia College in New York folgt, wo er 1983 in Politikwissenschaft graduiert.


Barack Hussein Obama, US Pra?sident - *Foto Team

Nach einer kommerziellen Tätigkeit in einer „International Business Corp.“ bekommt er 1985 die schlechter bezahlte, aber angestrebte politische Tätigkeit als Community Organizer, d. i. eine Art Sozialhelfer, im Süden von Chicago, einem Schwarzenghetto. Er organisiert eine Jobbörse für Schwarze, animiert zur Eintragung in die Wählerlisten und Ähnliches. 1988 bekommt er das begehrte Stipendium an der Havard-Law-School in Boston.

Vorher tritt er noch der Trinity  United Church bei, die ihn bei sozialen Projekten unterstützt hat. 1991 promoviert er mit Auszeichnung. Während des Studiums machte er ein Rechtspraktikum bei einer Anwaltskanzlei in Chicago, spezialisiert auf Marketingrecht und geistiges Eigentum. Dort wird eine Anwältin, ebenfalls Harvard-Absolventin, namens Michelle Robinson seine Betreuerin. Sie ist zweieinhalb Jahre jünger, aber ihm beruflich drei Jahre voraus. Die selbstbewusste junge Schwarze fliegt nicht gleich auf ihn, aber das stört Ihn nicht. Er hat bei Mutter und Großmutter gelernt, wie man bei dominanten Frauen ankommt. 1992 heiraten sie. Die Töchter Malia und Sasha kommen 1998 bzw. 2001 zur Welt.

 

Er hätte nach Studiumabschluss zahlreiche Angebote von Anwaltskanzleien, hat er sich doch schon als Mitarbeiter der angesehenen Fachzeitung Harvard Law Review und in zahllosen Fachdiskussionen einen Namen gemacht. Aber er geht zurück nach Chicago zur Betreuung sozial benachteiligter Schwarzer im so genannten Cook County. 1993 tritt er in eine auf Bürgerrechte spezialisierte Anwaltskanzlei ein und wird auch Dozent für Verfassungsrecht an der Universität von Chicago.

1996 bewirbt er sich erfolgreich um einen Sitz im lokalen Parlament von Illinois, wird 2002 Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales und steht für Interessenausgleich zwischen Demokraten und Republikanern, zwischen weiß und schwarz, arm und reich. In der Wahl 2004, in welcher der demokratische  Präsidentschaftskandidat Kerry dem Amtsinhaber Bush unterliegt, gewinnt Obama den Senatssitz für Illinois mit 70 %. Ab 2006 gilt er als nationaler Medienstar und wird zu jedem Thema befragt. 2007 bewirbt er sich um das Präsidentenamt. Der Wahlkampf 2008 und seinen Sieg, erst intern gegen Hillary Clinton und dann gegen den Republikaner McCain haben wir auch in Europa mit einer bisher unbekannten Intensität vermittelt bekommen.

 

Bevor wir nun daran gehen, aus diesem Lebenslauf Schlüsse zu ziehen, müssen wir uns die Struktur der US-Bevölkerung in Erinnerung rufen, welche den Lebensraum unserer Zielperson bevölkert. Die Vereinigten Staaten haben rund 300 Millionen Einwohner. Davon sind 13 % Schwarze und bereits etwas mehr spanisch sprechende Latinos.

Die Afroamerikaner als Nachkommen der Sklaven wurden lange Zeit als Staatsbürger zweiter Klasse behandelt. In 17 Südstaaten gab es noch bis 1954 eine Rassentrennung in Bussen und Schulen. Obwohl darüber nun schon über ein halbes Jahrhundert vergangen ist und die völlige Gleichberechtigung in den Gesetzen seit mehr als vierzig Jahren gewährleistet wird, führen die Vertreter der schwarzen Minderheit noch immer eine Diskriminierung als Grund an, dass z.B. die Leistungen schwarzer Schüler im Schnitt deutlich schlechter sind als die weißer oder asiatischer Schüler und dass ihr Anteil an Sozialempfängern, Gefängnisinsassen und Schulabbrechern überproportional hoch ist. 50 % der schwarzen und der mexikanischen Schüler brechen die Highschool vorzeitig ab. Bei Weißen liegt dies im einstelligen Bereich. Nur die Hälfte der schwarzen Kinder wächst in intakten Familien auf. Teenagerschwangerschaften, flüchtende Väter und allein erziehende Mütter sind die Regel. Allerdings kommt es durch teure Privatschulen weiter de facto zu einer gewissen Rassentrennung im Bildungswesen.

 

Dem cleveren Obama muss schon bald klar geworden sein, dass er als Politiker allein für Rechte der Schwarzen nur sehr begrenzte Aufstiegschancen hätte. Sein Appell an die Selbstverantwortung der Schwarzen störte dann manchen, der so extreme Forderungen wie allgemeine finanzielle Abgeltung für die Sklavenarbeit ihrer Vorfahren vertreten sehen wollte.

Damit wurde er zwar für viele „nicht schwarz genug“, aber auch für die weiße Mehrheit wählbar.

 

Nach der Entscheidung, keine einseitige Rolle spielen zu wollen, kam als nächstes die Gretchenfrage der Gesellschaft: Wie hältst du es mit der Religion?


95 % der Amerikaner glauben an Gott, zwei Drittel sind Mitglied in einer der zahlreichen, meist christlichen Kirchen.

Da Religion reine Privatsache ist und der Staat nichts fördert noch subventioniert, sind die meisten Kirchen Mega-Unternehmen mit Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Kindergärten, Schulen, sozialen Diensten, Ehe- und Erziehungsberatung etc.

Über seinen Kirchenbeitritt mit  Taufe zur Trinity United Church of Christ schreibt Obama in seinem Buch „The Audacity of Hope“  (Hoffnung wagen!): „Meine Fragen verschwanden nicht auf wundersame Weise. Aber als ich dann in der Kirche unter dem Kreuz kniete, spürte ich den Geist Gottes in mir. Ich unterstellte mich Seinem Willen und machte es mir zur Aufgabe, Seine Wahrheit zu erkennen.“

Jedem europäischen Politiker würde man dazu wohl gezielte Heuchelei vorwerfen, aber Amerika ist wohl anders. Man beachte da nur einmal den inbrünstigen Gesichtsausdruck der meisten Amerikaner, wenn sie beim Abspielen ihrer Hymne die Hand ans Herz halten.

Die wahre Meisterschaft zeigt Obama bei seinen Reden. Allgemein scheint eine Ansprache eine nur in eine Richtung gehende Kommunikation zu sein, aber jeder, der es schon selbst versucht hat, weiß über das unsichtbare Band zu den Zuhörern, das einem spüren lässt, ob diese geistig mitgehen oder ob das Auditorium schon in das Chaos abschweifender individueller Gedanken zerfallen ist. 

Das Rezept Obamas scheint einfach: Möglichst nur um ein Schwerpunktthema kreisen, das den Zuhörer emotionell berührt,

Erwartungen wecken, eine verständliche Botschaft verkünden wie change must come und Yes we can, aber vor allem seine selbstsichere Persönlichkeit ohne Arroganz einbringen.

Anwälte müssen das können, besonders amerikanische. Wer je mit ihnen zu tun hatte – hoffentlich nie die eigene Person betreffend – wird die Erfahrung gemacht haben, dass US-Anwälte wohl die smartesten und zähesten der Welt sind und wenn jemand hier smart mit durchtrieben bis skrupellos übersetzt, gebe ich ihm Recht.

 

Schon nach der ersten Wahl hatten wir die Frage gestellt::

Ist die ganze Obamania nur eine typische Anwalts-Chuzpe der Lawfirm B&M Obama zur Befriedigung persönlichen Ehrgeizes durch Erreichung des höchsten Amtes im Staate und das war es dann auch, denn die mühsame Verwirklichung der versprochenen Ziele gegen Opposition, Feinde und die Trägheit des installierten Staatsapparats wird nie kommen?

 

Die Antwort nach seiner ersten Amtszeit ist nicht eindeutig. Vieles ist er wohl schuldig geblieben: In Guantanamo gibt  es noch immer politische Gefangene ohne Prozess, der Krieg in Afghanistan mit den Talibans hält an und die gegen schweren Widerstand beschlossene allgemeine Krankenversicherung scheint auch nicht ganz das Erhoffte geworden zu sein. Was am Schwersten wiegt, ist aber die schlechte wirtschaftliche Situation mit hoher Arbeitslosigkeit und Deckung der Staatsdefizite über die Notenpresse.

Die Argumente für ihn weisen auf die von seinen Vorgängern übernommenen Lasten hin und auf die Probleme mit der Opposition der Republikaner im Senat, Gesetzte durchzubringen.

Die Gewichtigkeit ist aus unserer Sicht schwer zu beurteilen. Wenn man aber an die republikanische Alternative Mitt Romney denkt, scheint er aus europäischer Sicht doch die bessere Wahl.

Wir sollten daher  das Urteil auf Bewährung noch eine  Amtszeit aufzuschieben. Obama wird zwar die Welt nicht retten, aber noch scheint er glaubhaft, sich so weit wie möglich sich zu bemühen, sie  ein wenig besser und gerechter machen! Gute Ratschläge aus den USA zur europäischen Wirtschaftspolitik scheinen uns aber entbehrlich!



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