REGIONEWS Testbericht: MITSUBISHI i – MiEV – Das Auto, das unter Strom steht

22 Feb 14:51 2012 von Peter Podznik Print This Article

In Österreich schon angeboten – REGIONEWS-Motorjournalist Peter Pozdnik hat ihn für unsere Leser bereits getestet


*Foto Mitsubishi

WIEN. „Die Autozukunft kommt aus der Steckdose“, titulierten im vergangenen Sommer und Herbst einige der heimischen Medien. Teils zu Recht, teils zu Unrecht.

 

Unserer Meinung nach, denn wir sind jenen Teil der „Stromer“, die in Österreich schon angeboten werden, schon gefahren. Zumeist kurzfristig. Einmal sogar einen vollen Arbeitstag lang („Think“), aber eben noch nie über einen Testzeitraum von zwei Wochen. Nun haben wir natürlich – im Hinblick auf den medialen Hype bezüglich jener Fortbewegungsmittel, die nicht zu einer normalen Tankstelle fahren müssen, um weiterzukommen – mit dem Mitsubishi i_MiEV just jenes Fahrzeug „zur Brust genommen“, das sich medial am meisten anbot.


*Foto Mitsubishi

Und dabei einerseits etliche Aspekte kennen gelernt, die uns immer wieder überrascht haben. Positive, wie auch negative. Doch davon später. Vorab jedoch soll die Frage „Wie weit ?“ nicht unbeantwortet bleiben, denn die ist zur Zeit sicherlich noch der große Hemmschuh für die zumeist kleinen E-Flitzer. Dazu kommt natürlich, dass die Wirtschaft hinsichtlich der E-Mobilität bisher auch den Mund viel zu voll genommen hat: Denn von „flächendeckend“ konnte im Sommer und im Herbst 2011 noch nicht die Rede sein.

 

Man versprach ja im Verkaufsgespräch bei den meisten der „Stromer“ Reichweiten (mit einer Voll-Ladung) von mindestens 120 bis 140 Kilometer. Dies ist bereits der erste Streitpunkt, wenn man dann in der Praxis mit einem dieser zumeist schon recht reichlich ausgestatteten Minis durch die Gegend kurvt: Denn bei Sonnenschein und Sommerwärme mag das alles seine Richtigkeit haben. Wenn’s aber dann mitten im Hochsommer – wenn  auch nur stundenweise - zu einem radikalen Wetterumschwung kommt, kann es schon sein, dass man dann wie ein „begossener Pudel“ mitten in der Stadt steht.


*Foto Mitsubishi

Ohne Fortbewegung. In unserem Fall war das, als bei schönstem Sonnenschein und über Nacht vollgeladen, der Mitsubishi-Stromer dann ein einstündiges Sommergewitter aushalten musste. Und damit auch eine schlagartige Abkühlung der Außentemperatur von 24 Grad plus auf bescheidene 16 Grad plus. Und man sich zudem veranlasst sah, erstens die Scheinwerfer einzuschalten (weil’s schlagartige dunkel wurde) und zweitens die Lüftungskapazität zu erhöhen (um nicht angeschlagene Scheiben zu bekommen) und drittens natürlich die Scheinbenwischer in Gang zu bringen und in Folge noch die Heizung höher zu stellen. All diese Funktionen zusammen ließen dann auch optisch wahrnehmen, dass unser kleiner und sonst verdammt  rascher E-Zwerg seine Stromkapazitäten verpuffen ließ : Praktisch konnte man mit den Augen mitverfolgen, wie sich die Ladekapazitäts-Anzeige mit ihren „Kastln“ in Kürze enorm reduzierte.


c.p.pozdnik

Die zweite Krux – und dies sei nicht auf den MiEV bezogen – ist die  zumindest vom Bundesland Oberösterreich so hoch hinausposaunte Menge von Strom-Tankstellen. Die mag es wohl geben: Für Radlfahrer und Mopedisten, für die ja auch der Stromversorger entlang der Donau fast ein Paradies geschaffen zu haben scheint. Nicht jedoch für die Automobilität. Denn da klappt’s ja oft nicht mit dem „Tank-Rüssel“, weil die Stecker der Mobile und der Steckereingang der Tankstelle nicht immer kompatibel sind. In Steyrling z.B. wären wir nicht mehr vom Platz gekommen.


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Doch nun zum Mitsubishi i MiEV selbst, um auch markante positive Aspekte zu erläutern : Wir haben festgestellt – sowohl bei der Österreich-Premiere, bei der wir gleich auf Anhieb rund 60 km im Süden Wiens  durch die Gegend gedüst sind, dass der Stadtfloh hinsichtlich Beschleunigung und Speed seinen mit fossilen Treibstoffen ausgerüsteten Konkurrenten in Nichts nachsteht. Auch später noch beim zweiten Test in der Wiener Innenstadt hatten wir rund ums Technische Museum frohe Erwartungen wir eine  „lautlose automobile Zukunft“.


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Weil wir – und das ist auch die Quintessenz unserer zweiwöchigen Testfahrt -  von der  neuen Technik überzeugt sind. Und die vermittelt Pluspunkte im Bereich  der Lautstärke innen wie außen. Außen gab es in der Linzer Innenstadt noch ein paar Probleme mit den Fußgängern. Und nicht mit der eventuell etwas forschen Fahrweise des Testers. Weil man „Stromer“ nicht hört, sondern gewohnt ist, Fahrzeuge im Innenstadtverkehr auch zu hören. Am meisten überraschte uns, aber auch jene Personen, die wir zum „Anschauungsunterricht“ mitgenommen haben, die Beschleunigung der „E-Dose“, die den herkömmlichen Kleinwagen mit konventionellem Sprit in Nichts nachstanden (Pöstlingberg, Bauernberg etc.). Auch aus dem Stand zeigte sich der MiEV als Rakete durch seinen permanenten Synchronantrieb und seine Leistung von 49 kW§, bzw. 67 PS, die zwischen 2.500 und 8000 /min voll zur Verfügung stehen. Das Drehmoment ist für dieses Auto mit 180 Nm mehr als angemessen und mit dem Direktantrieb auf die Hinterräder und der Knüppelschaltung gibt das Auto reichlich ein tolles Fahrgefühl. 

 


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Auch am Fahrwerk und an der Karosserieverarbeitung einen Kritikpunkt zu finden war schwierig: Die 4 Sitze sind – zumindest vorne auch für Sitzriesen europäischen Ausmaßes – geeignet, technisch bietet man fürs Geld auch viel Technik state-of-the-art: vorne Federbeine, Dreiecksquerlenker, hinten eine De Dion-Achse und Panhard-Stab, vorne und hinten  Schraubenfedern,  vorne mit Kurvenstabilisator, AS mit EBD, ESP, ASR, dazu kommen vorne Scheibenremsen für das 1110 kg leichte E-Car, hinten Trommelbremsen, sowie eine Reifendimension von 145/65 R 15 vorne und hinten  „echte Wuzeln“ in der Größe von 175/55 R 15 auf 4-, bzw. 5-Zoll-Felgen. Klar, dass diese Technik auch was kostet. Der MiEV ist zwar optisch ein Kleinwagen, sitzt man einmal drinnen, spürt sich das anders an:  mit 3475 mm Länge und einer Breite von 1475 mm, sowie eine Höhe  von 1610 mm ist er im Sprachgebrauch vieler Zeitgenossen so etwas wie der „rasanteste Würfel“ geworden.

 

Der Strom-Mini ist und bleibt in erster Linie ein Stadtauto, bzw. ein Zweitwagen für Leute, die von Randbezirken einer Stadt in diese täglich fahren müssen, weil sie dort arbeiten, oder weil sie in der Stadt eben besser einkaufen wollen. Denn – so Österreich-Importeur Denzel - mit einer Reichweite (bei besten Bedingungen für die Batterie) sind 150 km ohne Aufladung stets zu erreichen. Wir haben das Fahrzeug natürlich mehrmals voll aufgeladen und festgestellt, dass die Ladezeit zumeist 5 bis maximal 6 Stunden dauert.


c.p.pozdnik

 

Komfort und Platzangebot sind bei diesem Auto, auch wenn es optisch noch so klein wirkt, nie ein Kriterium! Beim Parken in der Stadt ist der E-„Floh“ sowieso der „Riese“, denn es gibt fast keine Lücke, wo man den Stromer nicht hinein bekommt. Selbst dort, wo Golf & Co „sorry“ sagen. Erstaunlich die Größe des Kofferraums, denn dieser gab uns die Hoffnung, von Linz zumindest zum Attersee und retour zu kommen. Wir sind zwar nie mit drei Erwachsenen unterwegs gewesen, aber mit drei Kindern: Und da hat man ein erstaunliches Gefühl von „reichlich Platz“. Mit 4 Türen ist man fast im Luxus-Feeling, ausreichende Ablagen sind  das „A & O“ für Mutti und die Kinder. Für kleinere Transporte lässt sich übrigens die hintere Rückenlehne 50 : 50 umlegen. Der Kofferraum ist natürlich eher bescheiden ausgefallen, aber es gibt ja für Mütter mit Babies und Kinderwagen die umklappbare Rücksitzlehne.

 

Zum Abschluss noch ein paar Highlights : Mit 130 km/h Spitze hat man selten die Chance auf A1, A7 oder A8 eine Radarstrafe einzufangen. Mit einer Beschleunigung von 15,9 Sekunden für den Richtwert hat man den Standard der konventionellen Konkurrenz,  aber – das Beste kommt zum Schluss – mit dem Leasingangebot für € 500,-- im Monat ist ein Markstein der automobilen Zukunft auf diesem Planeten auch für Normalos erschwinglich. Neupreis im Sommer in der Grundausstattung:  ab € 35.900,-

 

Meine persönliche Kritik: Der Mitsubishi i MiEV ist der Meilenstein für eine neue Autowelt. Auf diese jedoch müssen wir sicherlich noch mehr als zwei Jahrzehnte warten, auch wenn uns das ein Teil der heimischen Medien anders prognostiziert.

 

FACT BOX Mitsubishi i-MiEV
MOTOR : permanenter Magnetsynchronantrieb mit max. 67 PS

Max. Drehmoment : 180 Nm

Abmessungen : 3475 x 1475 x 1610 (L/B/H)

Eigengewicht : 1110 kg

Wendekreis : 9 Meter

Reichweite : bei Schönwetter ca, 150 km

Ladedauer : (bei Volladung) ca. 6 Stunden

Spitzengeschwindigkeit : 130 km/h

Beschleunigung : (0 – 100m km/h) 15,9 sec

Neupreis : rund um 35.900,--

Leasing-Rate : aktuell € 500 p. Monat

 

Claus-Peter Pozdnik 

 



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Claus Peter Pozdnik, Redakteur/Motormagazin