Es klärt sich alles auf

21 Nov 21:00 2011 von Oswald Schwarzl Print This Article

Eine ein wenig mystische Geschichte

 

Eine Geschichte der Naturwissenschaften zeigt, dass der Mensch auf der Suche nach den Ursachen von Naturphänomenen diese immer nur innerhalb seines Weltbildes erklären konnte. Ergab sich daraus keine befriedigende Erklärung, mussten die höheren Mächte dafür einspringen.

 

Nur zwei Seiten benötigte die Genesis der Bibel, um die Entstehung der Welt und des Menschen zu erklären; z.B. 2. Cap./72: „Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdkloß, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase“. 

 

Die heutigen Naturwissenschaften benötigen einige tausend Seiten, um vom Urknall ausgehend über Bildung der Himmelskörper, der Elemente, Urbakterien, Pflanzen und Lebewesen schließlich über die Affen auf den heutigen Menschen zu kommen. 

 

Aber deswegen sind die unbeantwortbaren Fragen nicht weniger geworden, sondern mehr und komplizierter. Oder kann etwa der menschliche Verstand erklären, nachdem er alles zerlegt und analysiert hat, weil er es in seiner Ganzheit überhaupt nicht fassen kann, angelangt beim Plancksche Wirkungsquantum der Energie, auf das alles zurückgeführt werden kann, wie, warum und wozu daraus komplizierte, teilautonome Gebilde mit Ablaufdatum - genannt Lebewesen – entstehen können?

 

Eigentlich bestimmt der Urknall noch immer alles: Die stetige Ausdehnung des Kosmos und die in den Sonnen und Sternen steckende Energie, die stetig sich verbraucht (Entropiegesetz!), so dass nichts so bleiben kann wie es ist, wenn auch gewisse Strukturen die sich verbrauchende Energie dazwischen benutzen, um komplizierte Gebilde, genannt Leben, aufzu-bauen,  aber damit ebenso wenig den Energiedrift aufhalten können. In poetischen Worten: „Vergänglich ist alles Irdische“ (Gautama Buddha) oder „Mit des  Geschickes Mächten ist kein ew´ger Bund zu flechten“ (Friedrich Schiller)!

 

Selbst Einstein, der für seine Theorie des Lichts den Nobelpreis erhielt und somit an der Wiege der Quantenphysik stand, sagte zu den weiteren Erkenntnissen von Schrödinger und Heisenberg, dass die Dinge in dieser Dimension einigermaßen nur als Wahrscheinlichkeitswellen von Energie verstehbar sind,  zunächst sarkastisch: „Aber der Alte würfelt doch nicht!“

 

So ist also der Zufall ein Merkmal der Natur und ein Amerikaner hat formuliert, was dann als „Murphy´s Gesetz“ bezeichnet wurde: “Alles, was an sich möglich ist, wird auch eintreten. Wann ist nur eine Frage der Zeit!“ 

Davon leben nun einerseits die Versicherungen und die Sicherheitsingenieure und anderseits die Glücksspiele!

 

Ich möchte jetzt aber nicht länger der Versuchung nachgeben, den Leser weiter in die Wirren von Quanten- oder Astrophysik zu entführen, sondern über einen ganz praktischen, rätselhaft   erschienen Fall  berichten.

 

Meine Mutter, geboren 1896, wurde fast 102 Jahre alt und nach ihrem Begräbnis saßen sechs Familienmitglieder noch in unserer Wohnung beisammen und redeten über die Vergangenheit. Dabei kam auch die Rede auf deren 1876 geborene Mutter, also meine Großmutter, die ich selbst jedoch nie gekannt habe. Nach einer moralischen Kritik aus der Runde an dieser Großmutter bezüglich ihrer unehelichen Kinder begann plötzlich eine bis dahin meiner Mutter gehörige Pflanze wie wild mit den Blättern an langen Stängeln zu wedeln, obwohl kein Luftzug und nicht die kleinste Erschütterung zu spüren war. Dies wurde auch sofort von allen Anwesenden als Protest der Großmutter empfunden und selbst eine genaue Nachschau zwecks Klärung blieb ergebnislos.

 

Ich habe in meinem Erstberuf als Techniker die Mechanik besonders geschätzt und dabei verinnerlicht, dass zur Bewegung einer Masse eine Kraft nötig ist. So blieb mir nichts übrig, als das Phänomen als ungeklärt geistig abzulegen.

 

Und dort lag es nun 13 Jahre lang,  bis vor wenigen Tagen. Da las ich das Buch eines englischen Verhaltenspsychologen,3 das sich mit der Klärung von Aberglauben, der in jedem steckt und mit scheinbar übernatürlichen Ereignissen befasst, sowie mit der Tatsache, dass gewisse seltene, aber natürliche Ereignisse, die aber nach dem Gesetz der großen Zahl schließlich eintreten müssen, von den davon Betroffenen nicht als solche, sondern meist als ihr persönliches Pech oder Glück empfunden werden.

 

Wie bei populärwissenschaftlichen Büchern üblich, überwiegt das gefällige, populäre Geplauder meist bei weitem das Wissenschaftliche und so war ich rasch in der Buchmitte, als plötzlich Ausführungen über die Wirkungen von Infraschall mein besonderes Interesse weckten.

 

Man versteht darunter Schallwellen, die wie Ultraschall für das menschliche Ohr nicht hörbar sind, die aber nicht über, sondern mit weniger als 16 Hertz unter der Hörschwelle liegen. Das Buch berichtet davon, dass solche niederfrequenten Schallwellen erhebliche Energie haben können. Als Beispiele werden Schwingungen eines Gegenstandes durch Resonanz aus einem Lüftungsmotor an einer bestimmten Stelle in einem Raum angeführt sowie die Erfahrung, dass Infraschallwellen auf das Nervensystem in Richtung einer mystischen Stimmung wirken. Große Orgelpfeifen zum  Beispiel generieren neben hörbaren Schallwellen auch solche Infrawellen!

 

Natürlich fiel mir nun sogleich die beschriebene Situation von seinerzeit ein. Die damalige Wohnung befand sich im 19. Stock eines Hochhauses auf einer Ebene mit dem Maschinenraum des kleinen Lifts dieses Hauses, welcher wegen gewisser störender Geräusche nachts abgeschaltet werden musste. Wenn der Motor bei Benutzung des Lifts sich einschaltete, konnte man in unserer angrenzenden Wohnung noch schwach das Klicken des Relais und das Anlaufen des Motors hören.

 

Während des Hochlaufens des Motors kann also angenommen werden, dass einige Sekunden lang auch Infraschallwellen durch das Stockwerk gingen. Das wäre also dann wohl die plausible Erklärung! 

 

Nachdem nun dieser Teil rational geklärt scheint, traue ich mich von einem zweiten Teil zu sprechen, den ich bisher verschwieg, weil er einfach zu unglaubhaft wirkte.

Genau am ersten Jahrestag des Begräbnisses meiner Mutter saßen wir zu dritt beisammen, diesmal im neuen Haus, da wir die Penthauswohnung inzwischen aufgegeben hatten. Als wir gerade auf die komische Pflanzendarbietung vom Vorjahr zu sprechen kommen, ertönt plötzlich aus dem oberen Stock mit Überlautstärke eine Trauermusik. Ich stürze hinauf. Die Musik kommt aus meinem Kofferradio, aus dem ich noch eine Stunde vorher Nachrichten gehört habe. Wie ich nun feststelle, hatte ich dann den Schieber „Langwelle“ anstatt „Aus“ erwischt, wobei  normalerweise  bei der gewählten Einstellung völliges Schweigen herrscht.

Somit wäre also alles rational erklärt und das noch verbliebene Sonderbare ist eben nur ein verdammter Zufall. 

Wirklich nur Zufall!  (?)4

 



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