Wien: „Tage der offenen Kanalröhre“ - Wien Kanal lädt zum ersten unterirdischen Stadtwanderweg

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„Tage der offenen Kanalröhre“: Wien Kanal lädt zum ersten unterirdischen Stadtwanderweg
Foto: Stadt Wien/Markus Wache
19 Mär 09:00 2024 von Redaktion Salzburg Print This Article

Von 4. bis 6. April wird Wien „unterwandert“ – im Wiental-Kanal, dem größten Abwasserkanal Österreichs

Die Stadt Wien bietet 14 Stadtwanderwege in Wien und Umgebung. Nun kommt temporär ein neuer dazu: Der unterirdische Stadtwanderweg „minus eins“. Statt spektakulärer Aussichtspunkte oder Waldwiesen geht es auf diesem kürzesten und tiefst gelegenen Wanderweg in die Stadt unter der Stadt.

Denn Wien Kanal bietet von 4. bis 6. April 2024 erstmals die Möglichkeit, den Wiental-Kanal, den größten Abwasserkanal Österreichs, zu begehen. Die 1,2 Kilometer lange und 35 Meter tiefe Strecke beginnt im 1. Bezirk am Karlsplatz beim Girardipark und endet im Ernst-Arnold-Park im 5. Bezirk.

„Eine seltene Gelegenheit aus einem besonderen Anlass“, erklärt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Wir arbeiten am größten Gewässerschutzprojekt der Stadt. Der Vollausbau des Wiental-Kanals mit einer Länge von neun Kilometer schützt zukünftig den Wienfluss vor Verschmutzung bei starkem Regen. Ich lade die Wienerinnen und Wiener an diesen drei Tagen ein, sich ein Bild von diesem Projekt zu machen“, so Czernohorszky weiter.

Möglich ist die „Unterwanderung“ der Stadt während der Revision des bestehenden Teils des Wiental-Kanals. „Einmal im Jahr wird der Wiental-Kanal von uns gereinigt und inspiziert. Am Ende dieser Arbeiten, kurz bevor wir ihn wieder in Betrieb nehmen, bietet sich diese einmalige Gelegenheit“ erklärt Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer. Für die Veranstaltung ist eine Anmeldung notwendig, die Tour kann nur bei trockenem Wetter stattfinden.

Vollausbau Wiental-Kanal: Größtes Bauprojekt in der Geschichte von Wien Kanal

Dort, wo die Tour für die Besucherinnen und Besucher bei den „Tagen der offenen Kanalröhre“ endet, erfolgt 2026 der Anschluss des neuen Bauabschnittes an den bestehenden Kanal.

Der neue Abwassertunnel verläuft entlang von sechs Bezirken vom Ernst-Arnold-Park im Osten bis zum Skatepark Auhof im Westen Wiens. Es handelt sich dabei um das größte Kanalbauprojekt in der Geschichte von Wien Kanal. Mit der rund 270 Millionen Euro hohen Investition wird die Wasserqualität im Wienfluss verbessert und das Kanalnetz bei Starkregen entlastet. Zusätzlich wird die Möglichkeit geschaffen, die bestehenden Kanäle entlang des Wienflusses effizient und sicher zu sanieren.

Die Route

Der 1,2 Kilometer lange Wanderweg startet im 1. Bezirk, im Schacht am Karlsplatz – Girardipark, vis-a-vis Friedrichstraße 6 und führt zunächst 202 Stufen bis in das 7. Untergeschoß unter dem Karlsplatz. Über eine Schleuse und eine Rampe gelangt man in 35 Meter Tiefe in das 7,5 Meter große Kanalrohr unter dem Wienfluss.

16,5 Meter unter dem Wienfluss geht es zunächst in einem langen Linksbogen in Richtung Westen. Nicht zu übersehen ist dabei die rechtsseitig liegende, 3,9 Meter große Einmündung Ottakringerbach. Sie ist die größte von drei Zuläufen in diesem Abschnitt und liefert bei Starkregen bis zu 30.000 Liter Abwasser pro Sekunde. Weiter geht es unter dem Wienfluss zwischen dem ehemaligen Verkehrsbüro-Gebäude (Kleines Haus der Kunst) und der vis-a-vis liegenden Secession bis zum Getreidemarkt, wo der Tunnel bei der Millöckergasse parallel zur 23 Meter höher liegenden U4 verschwenkt.

Unter dem Naschmarkt geht es weiter Richtung Westen entlang der Schleifmühlgasse, Girardigasse, Pressgasse bis zum rechterhand liegenden Majolikahaus, dem berühmten Bauwerk Otto Wagners. Hier liegt auf Höhe der Kettenbrückengasse die gleichnamige, 1,5 Meter große Einmündung, die bei Regen rd. 4.000 Liter Abwasser pro Sekunde aus dem Rechten-Wienfluss-Sammelkanal in den Tunnel bringt.

Weiter geht es vorbei an der Joanelligasse bis zur nächsten Einmündung. Der Zulauf mit einem Querschnitt von 1,5 Meter Durchmesser verläuft unter der Magdalenenstraße und entlastet bei Starkregen den Linken-Wienfluss-Sammelkanal mit rd. 1.000 Liter pro Sekunde.

Mit einer rechtslinks-Krümmung und der Unterquerung der Steggasse und der U4 ist das Etappenziel in 25 Meter Tiefe bereits erkennbar. Dort, wo ein Licht das Ende des Tunnels markiert, wird 2026 die 135 Meter lange Tunnelbohrmaschine ihr Ziel erreichen. Der Tunneldurchstich ist in einer eindrucksvollen Animation zu sehen.

Infostation im 4. Untergeschoß

Hier wartet auf die Gäste auch die größte Herausforderung der Strecke, der 25 Meter hohe Schacht unter dem Ernst-Arnold-Park in Margareten. Zunächst führt eine Rampe in das Stiegenhaus, wo ein Stockwerk höher der Wiental-Kanal Infopoint liegt. Im 4. Untergeschoß erfahren die Besucher*innen Wissenswertes zum Projekt „Vollausbau Wiental-Kanal“, bevor es in den Schlussanstieg geht. 139 Stufen sind nun zu überwinden, um von Ebene -4 des Bauwerks wieder an das Tageslicht in der Hamburgerstraße zu gelangen.

Zeit und Ort Donnerstag 4. bis Samstag, 6. April 2024 jeweils 10 bis 17 Uhr (letzter Einlass) Achtung: Bei Regen findet die Veranstaltung nicht statt! Treffpunkt im 1. Bezirk, am Karlsplatz-Girardipark, vis-a-vis Friedrichstraße 6 Anmeldung Die Teilnahme ist nur nach vorhergehender Anmeldung unter ichwillrunter.kanal.wien möglich. Die Anzahl der Plätze ist aus Sicherheitsgründen limitiert und wird nach der Reihenfolge der Anmeldungen vergeben. Bei der Reservierung erhalten Sie an die angegebene E-Mailadresse einen Buchungscode zugesandt. Nur dieser Buchungscode wird als Nachweis für eine gültige Reservierung anerkannt. Eine Begehung des Tunnels ohne Online-Anmeldung und Registrierung ist nicht möglich. Bitte beachten Sie die Teilnahmebedingungen. Der Einlass erfolgt alle 20 Minuten entsprechend dem gebuchten Time-Slot Gehzeit circa 45 Minuten Schwierigkeitsgrad: Die Route ist nicht barrierefrei. Es sind 340 Stufen zu steigen. Sie sollten in guter körperlicher Verfassung sein und keine Angst vor dunklen, rutschigen und beengten Räumlichkeiten haben. Festes Schuhwerk mit rutschfester Sohle und warme Kleidung wird empfohlen. An- und Abreise Den Startpunkt (in Google Maps öffnen) erreichen Sie am besten mit den U-Bahnlinien U1, U4, den Straßenbahnlinien D, 1, 2, 62, 71, den Autobussen 2A, 59A und der Badener Bahn. Über die Karlsplatz-Passage gehen Sie den Gang nach Westen in Richtung Secession und nehmen den Stiegenaufgang Girardipark. Beim Ausstieg aus dem Kanal (in Google Maps öffnen) stehen Ihnen die U-Bahnlinie U4 und die Autobuslinien 12A, 13A, 14A jeweils über die Station Pilgramgasse zur Verfügung. Tourdaten Start: 1. Bezirk, Karlsplatz-Girardipark, vis-a-vis Friedrichstraße 6, Wienfluss-Kilometer 2,2. Ziel: 5. Bezirk, Ernst-Arnold-Park, Hamburgerstraße 20, Wienfluss-Kilometer 3,4. Länge: 1,2 Kilometer. Höhenmeter: 9,77 Meter (es geht leicht bergauf). Maximale Tiefe unter Gelände: 35,78 Meter. Anzahl der zu steigenden Treppen abwärts: 202. Anzahl der zu steigenden Treppen aufwärts: 139. Größte Steigung: 15 Prozent (Rampe Schacht Ernst-Arnold-Park). Größtes Gefälle: 2 Prozent (Rampe Schacht Karlsplatz). Gefälle im Tunnel: 7,38 Promille. Wien Kanal feiert 100-jähriges Jubiläum

Am 18. Jänner 2024 feierte Wien Kanal ein stolzes Jubiläum: Der städtische Kanalbetrieb wurde 100 Jahre alt. Seit ihrer Kommunalisierung im Jahr 1924 hat sich die Unternehmung der Stadt Wien zu einer wichtigen Säule der öffentlichen Daseinsvorsorge entwickelt.

Vor 100 Jahren entschied sich die Stadt Wien, dass sich die Kanal- und Senkgrubenräumer am Wohl der Bürgerinnen und Bürger und nicht am Gewinn ihrer Arbeitgeber orientieren. Man wollte der Bevölkerung qualitativ hochwertige Leistungen garantieren. Erst durch diese Entscheidung war es möglich, die Kanalräumung zu modernisieren und den Erfordernissen der Hygiene anzupassen. Gleichzeitig verbesserten sich die Arbeitsverhältnisse der Kanalräumer durch den neuen Arbeitgeber deutlich.

Die Weichen für den städtischen Kanalbetrieb wurden von Juli 1923 bis Jänner 1924 gestellt. Zuvor war die Kanalräumung von mehreren privaten Konzessionsnehmern besorgt worden. Am 1. Juli 1923 hat der Gemeinderat beschlossen, die Kanalarbeiter*innen in den Dienst der Stadt Wien überzuführen. Der erste Kollektivvertrag folgte mit Beschluss des Gemeinderats vom 5. Oktober 1923 und am 18. Jänner 1924 wurde mit dem Beschluss, die damals 408 Beschäftigten in die heutige Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien aufzunehmen, die Kommunalisierung der Kanal- und Senkgrubenräumung in Wien abgeschlossen.

Für die Stadt Wien war die Eingliederung der Beschäftigten in den Magistrat der Beginn der Daseinsvorsorge im Abwasserbereich, also jener öffentlichen Dienstleistung, die für das tägliche Leben besonders wichtig ist und wesentlich zur hohen Lebensqualität in Wien beiträgt.

Über Wien Kanal

Mit einer Leitungslänge von mehr als 2.500 Kilometer ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird etwa eine halbe Milliarde Liter Abwasser von 2 Millionen Menschen und 170.000 Gebäuden sicher und umweltgerecht zur Kläranlage in Simmering transportiert.

Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten das Kanalnetz funktionsfähig und sauber. So werden zum Beispiel tägliche zwischen 15 und 20 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu garantieren. 99,8 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das städtische Kanalnetz angeschlossen. Trotzdem wächst das Wiener Kanalnetz jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als 700 Kanalbaustellen werden jedes Jahr zur Erhaltung und Reparatur durchgeführt. Durchschnittlich fünf Kilometer Kanal werden unterirdisch, also nahezu aufgrabungsfrei saniert. Unterirdisch sind auch die Roboter von Wien Kanal unterwegs. Alleine im vergangenen Jahr haben sie mehr als 200 Kilometer im Abwasserlabyrinth zurückgelegt und die Rohre auf Beschädigungen untersucht.


Quelle: Stadt Wien



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