Wird das Gas als Heilmittel gegen die Klimaerwärmung?

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11 Okt 22:15 2009 von Elisabeth Schwarzl Print This Article

Der internationale Branchenverband setzt auf wachsende Nachfrage


BUENOS AIRES. An der 24. Weltkonferenz für Erdgas in Buenos Aires wurde die Rolle dieses Energieträgers bei der Reduzierung der CO2-Emissionen hervorgehoben. Die Branche rechnet mit einem respektablen Wachstum bis 2030.


Die Notwendigkeit, zur Bekämpfung der Klimaerwärmung den CO 2 -Ausstoss zu reduzieren, wird der Erdgas-Industrie in den kommenden zwei Jahrzehnten ein respektables Wachstum garantieren. Dies ist das Fazit der 24. Weltkonferenz für Erdgas, die am Freitag in Buenos Aires zu Ende gegangen ist. Mehrere tausend Experten von Unternehmen, Verbänden und Regierungen diskutierten hier während fünf Tagen über die Zukunft der Branche.


 


Kostengünstige Alternative


Insbesondere der Gazprom-Chef Alexei Miller und der Vorstandsvorsitzende von E.On Ruhrgas, Bernhard Reutersberg, warben in ihren Referaten für Erdgas als preisgünstige Alternative oder als Komplement zu erneuerbaren Energien. Miller argumentierte, die Europäer sollten lieber auf Gaskraftwerke statt auf erneuerbare Energien setzen. Wenn die Hälfte der Kohlenkraftwerke durch moderne Gaskraftwerke ersetzt würde, so würde der CO 2 -Ausstoss im gleichen Ausmass reduziert wie bei einer Umrüstung auf Windkraft, aber zu einem Drittel der Kosten. Reutersberg meinte, nun sei die Politik gefordert. Erdgas müsse im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt werden.



Erdgas ist der sauberste fossile Brennstoff. Bei der Verbrennung fallen im Vergleich zum Erdöl 25–30% weniger CO 2 -Emissionen an. Verglichen mit der Kohle sind es gar 40–50% weniger. Auch entstehen kaum andere Schadstoffe wie etwa Feinstaub oder SO 2 . Erdgas ist zudem vergleichsweise reichlich vorhanden, und Gaskraftwerke können rasch erstellt werden. Erdgas ist auch geeignet, um komplementär zu erneuerbaren Energiequellen eingesetzt zu werden, da mit diesen oft nicht rund um die Uhr produziert werden kann.



Grünes Szenario


Die Internationale Gasunion (IGU), der weltweite Branchenverband der Gasindustrie, hatte in den drei Jahren seit der letzten Konferenz in Amsterdam eine umfassende Studie zu den Aussichten dieses Wirtschaftssektors bis 2030 ausgearbeitet, die in Buenos Aires vorgestellt wurde. Dabei wurde der Frage der Bekämpfung der globalen Erwärmung besondere Beachtung geschenkt. Im sogenannten grünen Szenario der Studie geht die IGU davon aus, dass im Dezember am Klimagipfel von Kopenhagen eine Einigung zustande kommt und dass um das Jahr 2020 die Massnahmen gegen den CO 2 -Ausstoss weiter verschärft werden.



Die IGU rechnet für diesen Fall mit einem Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Erdgas von heute 3000 Mrd. Kubikmeter pro Jahr auf 4800 Mrd. Kubikmeter im Jahre 2030. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 2,2%. Der Anteil von Erdgas am gesamten Energie-Mix würde von 21% auf 28% steigen. Der weltweite CO 2 -Ausstoss würde ab 2015 fallen und 2030 leicht unter dem Wert von 2005 zu liegen kommen. Selbst bei einer Fortführung der gegenwärtigen Trends in der Klimapolitik rechnet die IGU aber mit einer Nachfrage von 4300 Mrd. Kubikmeter im Jahr 2030, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1,8% entspricht. Der Anteil des Erdgases am Energie-Mix würde in diesem Szenarium nur leicht von 21% auf 23% steigen. Der CO 2 -Ausstoss würde aber im Vergleich zu 2005 um 50% zunehmen.



Etliche Herausforderungen


Zahlreiche Panels zeigten auch die Limitationen für eine weitere Ausweitung des Erdgas-Geschäftes auf. Diese ist wie erwähnt insbesondere davon abhängig, wie die politischen Entscheidungsträger auf nationaler und internationaler Ebene auf die Herausforderungen der Klimaerwärmung reagieren werden. Für das Wachstum des Sektors ist die Förderung von Handel und Investitionen durch die Regierungen von entscheidender Bedeutung. Eine weitere Herausforderung bildet die Globalisierung des Gasmarktes. Da Erdgas lange Zeit für den Transport auf ein Pipeline-System angewiesen war, hat sich noch kein integrierter weltweiter Markt entwickelt. Dieser ist inzwischen dank der Technik der Verflüssigung, die den Transport auf Tankern erlaubt, im Entstehen begriffen. Noch immer haben aber beispielsweise weltweit nur 10% der Haushalte Zugang zu Erdgas, während der entsprechende Anteil für Elektrizität bei 75% liegt.



Preisanstieg gestoppt


Die Preise für Erdgas sind in den letzten Jahren wie die Erdölpreise stark gestiegen, seit Beginn der Krise aber wieder auf den Stand von 2006 gefallen. Die Nachfrage ist konjunkturell bedingt um rund 20% gesunken. Es wird erst ab 2011 wieder mit steigenden Preisen gerechnet. Rekordwerte wie 2008 werden aber auch mittelfristig nicht erwartet.


 



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