Hat Magna Verständnis für die Kehrtwende?

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05 Nov 00:32 2009 von Oswald Schwarzl Print This Article

Das Abenteuer Opel hat für den austro-kanadischen Autozulieferer Magna in der Nacht auf Mittwoch ein abruptes Ende gefunden

 




DETROIT. Dabei könnte die Niederlage nach Ansicht von Beobachtern für Magna durchaus von Nutzen sein. Dem Zulieferer bleibe damit nicht nur ein riskantes Abenteuer als eigenständiger Autobauer erspart, sondern dessen Kunden auch ein möglicher Konkurrent. Magna-Kochef Wolf gab sich jedenfalls in einer ersten Reaktion gelassen und zeigte Verständnis für die Abfuhr aus Detroit.


 


"Von abenteuerlichem Trip zurückgeholt"


Beobachter: Geplatzter Opel-Deal könnte Magna sogar nützen.

Ein halbes Jahr nach dem Scheitern eines Einstiegsversuchs bei Chrysler hat der austro-kanadische Zulieferer Magna nun auch beim Kauf der europäischen General-Motors-Tochter Opel eine Schlappe hinnehmen müssen.

Die überraschende Abfuhr aus Detroit bedeutet für Magna zweifelsohne eine schwere Niederlage - ist doch neuerlich der Traum vom eigenen Auto geplatzt, womit Magna weiterhin "nur" Zulieferer bleibt.


 


Unabschätzbare Risiken


Dass Magna-Kochef Siegfried Wolf am Mittwoch in einer ersten Reaktion Verständnis für die Kehrtwende zeigte, mag laut Beobachtern wenig verwundern, handelt es sich bei GM doch um den größten Kunden des drittgrößten Autozulieferers weltweit.


Nach Ansicht der Branchenbeobachter blieb Magna aber auch ein Abenteuer erspart, das nicht nur unabschätzbare Risiken bei der Sanierung des angeschlagenen Traditionsunternehmens Opel mit sich gebracht hätte, sondern auch zunehmende Probleme mit seinen bisherigen Kunden.


 


"Mehr Vor- als Nachteile"


Mehr Vor- als Nachteile für Magna ortete etwa der Chef von Fraunhofer Research Austria, Wilfried Sihn. Magna sei damit die schwierige Frage nach der Sanierung von Opel "aus der Hand genommen" worden, so Sihn gegenüber dem "Kurier".


 


"Deutliches Säbelrasseln"


"Magna wurde von einem abenteuerlichem Trip zurückgeholt", resümierte Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Es sei vermessen gewesen, in die Liga von VW, Toyota und Co. vorstoßen zu wollen, ohne je ein eigenes Auto entwickelt zu haben. "Das wäre vielleicht noch mit einem Hersteller wie Porsche möglich gewesen, aber nicht mit Opel."


Zudem gilt die Wahrung der Unabhängigkeit von einem Autokonzern nach Expertenmeinung als entscheidender Pluspunkt des gescheiterten Deals.


"Aus Wolfsburg und München war bereits deutliches Säbelrasseln vernehmbar", sagte Analyst Christian Müller vom Marktforschungsinstitut Global Insight. VW-Chef Martin Winterkorn hatte etwa erklärt, die Vergabe von Zulieferaufträgen "genau zu überdenken". Die Autohersteller befürchteten, gemeinsam mit Magna entwickelte Technologie später in Opel-Modellen wiederzufinden.


 


Auswirkungen auf Kerngeschäft befürchtet


Durch das Opel-Projekt seien zudem auch Auswirkungen auf das bisherige Magna-Kerngeschäft befürchtet worden.


"Der Markt war besorgt, dass Magna Geld in den Autobauer hätte versenken müssen und davon abgebracht worden wäre, Marktanteile als Zulieferer zu gewinnen und die Konsolidierung des Zuliefermarkts voranzubringen", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen gewichtigen Magna-Anteilseigner.


Das Platzen des Opel-Deals könne nun einiges an negativer Stimmung bei Anlegern in Bezug auf Magna verschwinden lassen. Für die "Wachstumsstory" war Opel aus Sicht von Analysten ohnehin nicht unabdingbar. Laut Müller hatte Magna zuletzt gerade im Fahrzeugbau etwa mit der Produktion des X1 von BMW wichtige Aufträge gewonnen.


 


Kleine und mittlere Zukäufe erwartet


Magna wird nach Einschätzung von Experten zu der Strategie zurückkehren, über kleine und mittlere Zukäufe zu wachsen.


"Magna gehört zu den zehn Zulieferern weltweit, die die Finanzkraft und Erfahrung haben, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommenden Gelegenheiten zu nutzen, um Rivalen mit einem Umsatzvolumen von einer halben bis drei Milliarden zu kaufen", sagte Jan Dannenberg von der Managementberatung Oliver Wyman.


"Zuliefergrößen wie Faurecia oder Visteon wollen sich von Teilen trennen - das könnte auch für Magna interessant sein."


 


Russland-Expansion "wird jetzt länger dauern"


Auswirkungen dürfte der geplatzte Opel-Deal aber auf die ambitionierten Osteuropa-Pläne Magnas haben.


"Mit Hilfe von Opel hätte Magna den russischen Markt schneller aufrollen können", sagte Dannenberg. "Das wird jetzt länger dauern, bis sie mit ihrer Antriebsstrang- und Fahrwerkstechnik dort in der Breite punkten können."


Vor allem der fehlende Partner Sberbank werde sich schmerzlich bemerkbar machen, ergänzte Müller von Global Insight. Gleichzeitig verwiesen Beobachter darauf, dass der russische Markt, der in Magnas Opel-Plänen eine zentrale Rolle gespielt hatte, als schwer berechenbar gelte.






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