Zwischenbericht der ExpertInnenkommission zur Landhaus-Geschichte

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Tirol

24 Jän 13:00 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

Inhaltliche Schwerpunkte werden gesetzt

Mit 1. Juli 2019 hat die von der Tiroler Landesregierung beauftragte ExpertInnenkommission zur Aufarbeitung der Landhaus-Geschichte ihre Arbeit aufgenommen. Analysiert und dokumentiert wird die geschichtliche Verankerung des „Neuen Landhauses“ mit dem Nationalsozialismus. Nach einem halben Jahr umfassender Durchsicht zahlreicher regionaler, überregionaler und internationaler Archive sowie privater Sammlungen zeichnen sich die inhaltlichen Schwerpunkte der weiteren Arbeit ab, beispielsweise sollen die konkrete Nutzung des Gebäudes und der darin stattfindende Berufsalltag dargestellt werden. „Einerseits gilt es, die architekturhistorischen Aspekte aufzugreifen. Andererseits ist das Baugeschehen an sich noch weiter zu durchleuchten – der Einsatz von Zwangsarbeitskräften bei der Gestaltung des Innenhofes ist nicht ausgeschlossen“, informiert Manfred Grieger, Leiter der ExpertInnenkommission.

„Als Sitz des Landtages, der Landesregierung und der Landesverwaltung sind die Amtsgebäude am Landhausplatz heute ein zentraler Anlaufpunkt in der Landeshauptstadt und Zentrum lebendiger Demokratie. Es ist wichtig, sich auch mit den dunklen Abschnitten der Geschichte zu befassen und uns mit der NS-Vergangenheit in Tirol auseinandersetzen – auch um auf den Stellenwert unserer Demokratie hinzuweisen und diese zu bewahren“, so der für die Liegenschaften des Landes zuständige Landesrat Johannes Tratter.

Wissen zu Architektur, Bau und Nutzung

Der „Erweiterungsbau“ wurde aufgrund der engen räumlichen Verhältnisse im „Alten Landhaus“ direkt nach der Machtübernahme der NSDAP veranlasst. Erst in der Nachkriegszeit und nach der Nutzung des Gebäudes durch die Militärregierung der amerikanischen und französischen Besatzung bis zum Jahr 1955 findet die Bezeichnung „Neues Landhaus“ Verwendung.

„In einem Wettbewerb wurden im Zuge der Bauplanung acht Innsbrucker Architekten eingeladen. Aus der Recherche geht hervor, dass der Entwurf der Brüder Guth ausgewählt wurde. Architekturhistorisch ist hervorzuheben, dass Symmetrie und Art und Weise der Fassadengliederung auf die repräsentative NS-Monumentalarchitektur hinweisen. Dennoch ist ein Bezug auf regionale Bauformen und Materialen zu erkennen. Für den Bau wurden damals 2,5 Millionen Reichsmark veranschlagt. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Monatseinkommen einer Arbeitskraft belief sich auf rund 170 Reichsmark. Nach 1945 wurden viele Symbole und Inventargegenstände, die an die Nutzung des Gebäudes durch das NS-Regime erinnerten, entfernt. Die am Bau beteiligten Firmen sind gut dokumentiert. Im Hinblick auf das eigentliche Baugeschehen sind wir noch auf intensiver Suche nach aussagekräftigem Material“, so Grieger zu Architektur, Bau und Nutzung des „Neuen Landhauses“.

Maßnahmenkatalog als Ziel

Ziel der Kommission ist es, einen Maßnahmenkatalog zur Dokumentation, Information und Erinnerung zu erarbeiten. Dieser soll in weiterer Folge von der Landesregierung geprüft und umgesetzt werden und die Geschichte des Neuen Landhauses um jene des Landhausplatzes ergänzen, dessen Mahn- und Denkmäler im Zuge des Neugestaltungsprozesses im Jahr 2008 eine bedeutende Rolle spielten. „Die beauftragten Expertinnen und Experten sind auf einem guten Weg. Im Sommer dieses Jahres wird der Bericht abgeschlossen sein und als Grundlage für die Ausarbeitung der weiteren Maßnahmen dienen“, so LR Tratter abschließend.


Quelle: Land Tirol



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